Politischer Kindergarten Foto: Melanie Geitlinger

Eigentlich sollten Bürgermeister das eher gemächliche Tempo kennen, mit dem bürokratische Mühlen mahlen. So verwundert es, dass ein (fehlendes) Stück Papier dieser Tage für so viel Alarm sorgt in den Rathäusern in und um Lahr. Allerdings nur beim ersten Hinsehen. Denn das ungeduldige Warten auf die Zusage des Landes, die geplanten Um- und Neubauten am Krankenhaus zu fördern, ist der Ausdruck von  Verlustängsten. Und zwar hausgemachten.

Landrat Frank Scherer hat den Süden der Ortenau einmal mehr beschwichtigt. Im LZ-Interview versprach er diese Woche, dass die avisierte Viertelmilliarde ins Lahrer Klinikum fließen wird. Aus dieser Nummer kommt der Kreis-Chef nicht mehr raus (was er  mutmaßlich auch nie wollte). Eine Garantie für die Ewigkeit ist das freilich nicht.

Die wurde vor fünf Jahren verpasst, als über die Errichtung einer modernen Großklinik in Lahr nachgedacht wurde; es gab bereits eine Standortsuche und eine Kostenschätzung. Doch das Land winkte ab, wollte neben dem in Offenburg und Achern keinen weiteren Ortenauer Klinik-Neubau mitfinanzieren.

Im Nachhinein zeigt sich: In Lahr wird de facto doch neu gebaut. Und zwar an einem reichlich ungünstigen Standort – dem alten. Hätten die verantwortlichen Kommunalpolitiker damals hartnäckiger auf die große Lösung gedrängt, für die man sich ein Grundstück beim Flugplatz nahe der Autobahn ausgeguckt hatte, wäre Lahr zur Krankenhaus-Top-Adresse in der Region geworden.

Stattdessen ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Angst vor der Klinik-Schließung zurückkehrt. Dann wird sie möglicherweise berechtigt sein. Denn in 20 oder 30 Jahren, dazu braucht es weder Hellseher noch Gesundheitspolitik-Experten, wird sich die Ortenau mit einem einzigen Krankenhaus zufriedengeben müssen. Und das wird dann wohl nicht in Lahr stehen.