Der Kreis überlegt sich, das Herzzentrum in Lahr (Foto) und die Psychiatrie Lindenhöhe in Offenburg, beides Einrichtungen der Mediclin-Gruppe, zu kaufen. Das hätte Auswirkungen auf die Krankenhauslandschaft im Ortenaukreis. Foto: Keiper

Plötzlich kommt wieder Bewegung in die Ortenauer Kliniklandschaft: Laut Informationen unserer Redaktion spielt der Kreis mit dem Gedanken, das Mediclin-Herzzentrum zu kaufen. Auch ein autobahnnaher Klinik-Neubau in Lahr steht damit wieder im Raum.

Lahr – Bei der Sitzung des Klinik-Ausschusses des Kreistags wurde am Dienstag öffentlich über die Finanz- und Personalplanung des Ortenau-Klinikums informiert. Richtig interessant wurde es jedoch anschließend hinter verschlossenen Türen. Da nahm das Krankenhaus-Karussell einmal mehr ordentlich Fahrt auf – der Standort Lahr mittendrin.

Ortenaukreis könnte Mediclin-Einrichtungen Herzzentrum und Lindenhöhe kaufen

Nach aktuellem Stand soll das Lahrer Klinikum in den kommenden Jahren für 250 Millionen Euro umfangreich saniert und umgebaut werden. Nun stellte die Klinikleitung insgesamt drei neue Optionen vor, darunter einen gänzlich anderen Plan. Demnach könnte der Ortenaukreis zwei Einrichtungen der Mediclin-Gruppe kaufen: die Psychiatrie Lindenhöhe in Offenburg und das Herzzentrum in Lahr. Diese Alternative ist gepaart mit Überlegungen, in Lahr einen Krankenhaus-Neubau an einer verkehrsgünstigen Stelle im Lahrer Westen auf oder beim Flugplatz zu errichten.

Treffen von Kreisräten aus der südlichen Ortenau

Nach Informationen unserer Redaktion hat am Tag nach der Vorstellung dieses Szenarios ein Treffen von Kreisräten aus der südlichen Ortenau stattgefunden – auf Einladung von Lahrs OB Markus Ibert. Der ist zwar nicht Mitglied des Kreistags, war aber als sogenannter sachkundiger Bürger in der nichtöffentlichen Ausschusssitzung dabei. Es soll im kleinen Kreis am Mittwoch nicht nur Jubelstürme gegeben haben. Einerseits würde ein zentraler Neubau in der südlichen Ortenau den Krankenhausstandort Lahr zwar stärken. Andererseits aber würden die Planungen quasi bei Null beginnen. Hat man aktuell die Zusage des Kreistags, den bisherigen Standort in der Klostenstraße zeitnah aufwendig zu sanieren, wäre es ungewiss, wann ein neues Krankenhaus angegangen werden könnte.

Psychiatrie nach Lahr, Herzchirurgie nach Offenburg?

Was zudem für Kopfzerbrechen bei den Kommunalpolitiker im Süden des Kreises führt, ist die bei dieser Option angedachte Verteilung der Fachabteilungen. So soll die Psychiatrie nach Lahr kommen, während die Herzchirurgie nach Offenburg wechselt. Alle neuen Optionen sehen vor, dass Lahr sowohl die Gefäßchirurgie als auch die Palliativstation verliert.

Nach aktuellem Stand der 2018 beschlossenen Klinikreform sollen im Ortenaukreis bis 2030 vier Krankenhäuser übrig bleiben: Offenburg und Achern erhalten Neubauten, Lahr soll am jetzigen Standort saniert werden, zudem bleibt Wolfach erhalten. Auslöser des Agenda-Prozesses sind eine bereits seit Jahren sinkende Zahl an stationären Behandlungen, der zunehmende Fachkräftemangel sowie eine Unterfinanzierung durch den Bund. Die Pandemie und neue politische Vorgaben waren nun Grund für die weitergehenden Überlegungen.

Durch den Zukauf der Lindenhöhe und des Herzzentrums würde die Bettenzahl des Ortenau-Klinikums steigen. Von prognostizierten 1527 im Jahr 2023 auf 1610 im Jahr 2030. Der Großteil der Zunahme würde auf Lahr entfallen. Dort sind im kommenden Jahr 451 Planbetten vorgesehen, in acht Jahren wären es 536. Das Herzzentrum hat aktuell 75 Betten, die Lindenhöhe 131, davon 25 für Kinder.

Finanziert werden soll die Übernahme der Mediclin-Häuser auch mit Mitteln des Landes. Genaue Zahlen sind noch nicht bekannt.

Mehr Kita-Plätze

Nach den bisherigen Planungen muss die Kita Bottenbrunnenstraße abgerissen werden, weil der Kreis dort ein neues Parkhaus für das Krankenhaus bauen will. Der Abriss wäre nicht mehr notwendig, wenn ein Klinik-Neubau in Autobahnnähe entsteht. Die geplante Kita beim Schlachthof, eigentlich als Ersatz für die Bottenbrunnenstraße gedacht, würde dann ein Plus von knapp 100 Betreuungsplätzen bringen