Wer mit den Zügen der SWEG auf längeren Strecken unterwegs ist, braucht mitunter eine starke Blase. Foto: Merck

Wer während der Reise mit einer Ortenau-S-Bahn auf die Toilette muss, hat Pech. Lange gab es keine, nur fünf Wagen verfügen mittlerweile über WCs. Fahrgästen bleibt nur der Ausstieg am Bahnhof. Bald sollen die Züge jedoch ausgetauscht werden.

Wer mit einer Ortenau-S-Bahn unterwegs ist, muss eine starke Blase haben: Lange Zeit gab es gar keine Toiletten, die fünf, die seit 2021 zur Verfügung stehen, waren lange nicht in Betrieb. Die fehlenden Toiletten in den Bahnen haben in der Vergangenheit schon mehrfach für Kritik gesorgt. Ab Dezember könnte sich die Situation nun jedoch verbessern.

24 sogenannte „Regio-Shuttle 1“-Fahrzeuge (RS 1) sind laut einer Sprecherin der zuständigen Südwestdeutschen Landesverkehrs-GmbH (SWEG) im Netz der Ortenau-S-Bahn im Einsatz.

Von Freudenstadt bis Offenburg und von Offenburg bis Achern sowie nach Straßburg und Bad Griesbach fahren die Züge, die allesamt über keine Toilette verfügen. Der Grund: „Die Fahrzeuge der Ortenau-S-Bahn waren ursprünglich für ein liniengebundenes Verkehrssystem mit relativ kurzen Fahrzeiten auf den Einzellinien beschafft worden“, so die Sprecherin.

Toilettentanks konnten nicht entleert werden

Daher habe man damals Züge ohne Toiletten gekauft. Mittlerweile müssten die Züge aber auch linienübergreifend und auf längeren Strecken eingesetzt werden. Ein nachträglicher Einbau von Toiletten sei aus zulassungsrechtlichen Gründen nicht möglich, erklärt die SWEG.

Seit 2021 werden im gleichen Netz aber auch fünf RS1-Fahrzeuge eingesetzt, die über Toiletten verfügen. Die Sache hatte jedoch einen Haken: „Zunächst waren die Toiletten verschlossen, da es keine Möglichkeit für die Leerung der Toilettentanks gab“, erklärt die Sprecherin. Seit ungefähr einem Jahr sei das Problem aber behoben, die Toilettentanks würden mittlerweile in Offenburg entleert. Nur eine der Toiletten sei seit dem 4. August defekt und daher wieder abgeschlossen. „Wann die entsprechenden Ersatzteile lieferbar sind, entzieht sich unserer Kenntnis“, so die Sprecherin.

Kritik von Kreisrätin

Diverse Bahnnutzer hatten an der Toiletten-Situation bereits Kritik geäußert, so auch Jana Schwab, die für die Linke Liste Ortenau als Rätin im Kreistag sitzt. Sie hatte sich sogar in einem offenen Schreiben an die SWEG gewandt (wir berichteten). „Seit Januar fährt der SWRB 20 mit einer defekten Toilette durch die Gegend. Auch die SWEG mit der Nummer 017 fährt leider mit einer defekten Toilette auf der Kinzigtalstrecke“, hatte es darin geheißen.

Welche Bahn – ob mit oder ohne Toilette – auf welcher Strecke eingesetzt werde, konnte auch die SWEG-Sprecherin nicht genau sagen: „Die Fahrzeuge sind den einzelnen Strecken nicht fest zugeordnet. Die Fahrzeuge mit Toilette sind daher im Wechsel auf verschiedenen Strecken unterwegs.“ Um also eine Ortenau-S-Bahn mit Toilette zu erwischen, ist eine ordentliche Portion Glück nötig.

Fahrzeuge sind im Wechsel auf den Strecken unterwegs

Wer dieses Glück nicht hat und unterwegs dringend einem Bedürfnis nachgehen muss, hat keine andere Wahl als auszusteigen und eine Toilette an einem Bahnhof zu benutzen. Doch eine wirklich praktikable Option ist das nicht, während der Reise an einem Bahnhof für den Toilettengang auszusteigen und dann womöglich auf den nächsten Zug warten zu müssen.

Es gibt jedoch einen Lichtblick: Denn bald sollen im Netz der Ortenau-S-Bahn neue Fahrzeuge zum Einsatz kommen. Dabei handelt es sich laut SWEG um 27 batterieelektrische und emissionsfreie Triebzüge des Typs Siemens Mireo Plus B.

Engpässe in den Lieferketten

Doch der von der SWEG zunächst angekündigte Starttermin für Mitte Dezember scheint sich nun doch noch einmal zu verschieben: „Auch Siemens ist es nicht vollständig gelungen, Engpässe in den Lieferketten zu vermeiden. Aus diesem Grund könnte sich die Einführung der Batteriezüge für das Netz Ortenau voraussichtlich auf Anfang 2024 verschieben“, erklärte Sprecher Christoph Meichsner am Donnerstag auf Nachfrage. Das Unternehmen Siemens Mobility arbeite an Aufholmaßnahmen, um die Betriebsaufnahme der Batteriezüge früher zu ermöglichen, erklärt er. In einer Übergangszeit sollen deshalb im Netz Ortenau weiterhin die aktuellen Dieselfahrzeuge zum Einsatz kommen.

Nach Austausch der Fahrzeugflotte sollen die aktuellen RS1-Züge nur noch als Reservefahrzeuge zum Einsatz kommen sowie noch bis mindestens 2026 auf der Strecke Offenburg – Straßburg. „Diese Strecke gehört von Mitte Dezember 2023 an zu dem grenzüberschreitenden Netz ,Grand Est/Südwest‘, dessen Betreiber derzeit ermittelt wird und das Mitte Dezember 2026 in Betrieb genommen wird“, erklärt Meichsner. Die neuen Fahrzeuge haben dann alle Toiletten an Bord. Das Drama dürfte also bald beendet sein.

Liniennetzplan

Mit der Ortenau-S-Bahn können Gäste von Freudenstadt über Wolfach, Hausach, Haslach und Gengenbach nach Offenburg fahren. Von dort kann über Appenweier und Renchen Achern erreicht werden. Von Appenweier führt eine weitere Verbindung über Kehl nach Straßburg, auch Bad Griesbach kann erreicht werden.