Der Japanknöterich wird vier Meter hoch, und nimmt heimischen Arten den Lebensraum. Foto: Archiv

Landschaftserhaltungsverband bespricht Vorgehen gegen Pflanze. Ziel lautet, Wachstum zu kontrollieren.

Grafenhausen - Der Kampf gegen wild wuchernden Japanknöterich soll in der Ortenau intensiviert und koordiniert werden. Seine Ausrottung ist schon jetzt nicht mehr möglich, warnen Fachleute.

Eine Riesenpflanze vermehrt sich aggressiv, ruiniert Gewässerufer, Dämme und Bauten, sprengt Mauerwerk und reduziert die Pflanzen- und Kleintiervielfalt empfindlich. Was klingt wie ein utopisches Horrorszenario, ist längst Realität: Der wild wuchernde Japanknöterich hat auch vor der Ortenau nicht Halt gemacht (wir berichteten). Jetzt hat ihm der Landschaftserhaltungsverband (LEV), dem mittlerweile neben 16 Gemeinden auch 15 Vereinigungen und Verbände des Kreises angehören, den Kampf angesagt: Auf einem ersten Symposium trafen sich in Grafenhausen knapp 60 Experten, Bauhofmitarbeiter, Revierleiter, Naturschützer und zahlreiche Behördenvertreter.

Es klang wirklich bedrohlich, was Bernhard Walser, Flussmeister am Freiburger Regierungspräsidium, zu berichten hatte. Der Japanknöterich hat mittlerweile Uferbereiche von Rench, Kinzig, Schutter und Elz in unterschiedlicher Intensität erobert und richtet dort immer mehr Schäden an. Die Pflanze wuchert nicht nur teils mehr als vier Meter in die Höhe, sondern entwickelt dabei ein bis zu zehn Meter tiefes, robustes Wurzelwerk. An einem einzigen Tag kann sie mehr als zehn Zentimeter wachsen. Kleinste, etwa über Erdaushub und Kies verschleppte Pflanzenteile keimen andernorts erstaunlich schnell – wo sie einmal Fuß fassen, wird man sie nicht mehr los.

Bei der teils auf dem alten, knöterichverseuchten Elz- Bett gebauten B 394 sind nicht nur Mittel- und Randstreifen befallen. Hier durchbrechen kräftige Triebe mittlerweile sogar die Asphaltdecke. Auch im Wald ist der Knöterich längst angekommen, eingeschleppt etwa über Feldweg- Kies.

Walser zählte diverse Bekämpfungsmethoden auf. Dazu gehören mehrfaches jährliches Mähen, chemische Vernichtung mit Herbiziden und mechanische Behandlung des Bodens per Heißdampf oder Maschinen. Auch der Einsatz von Schafen und Ziegen zur oberirdischen Bekämpfung des Gesträuchs oder von natürlichen Schädlingen wie Käfern, Raupen und Blattflöhen wird erprobt.

Auch andere Unkräuter bereiten Probleme

Hierüber berichtete bei dem Treffen auch die Schweizer Wissenschaftlerin Ester Gerber. Sie bestätigte nicht nur die Gefahren des Knöterichs, sie war sich auch mit Walser einig, dass eine Ausrottung der aggressiven Pflanze nicht mehr möglich sei. Man könne nur ihre Verbreitung hemmen, ebenso wie die der nicht minder gefährlich wuchernden verwandten Knöteriche Riesenbärklau, Springkraut und Goldrute.

Wendelin Maurath vom Abwasserzweckverband »Raum Offenburg« berichtete, wie man den dortigen Mühlkanal mit genehmigtem Herbizideinsatz wenigstens zu 95 Prozent vorläufig vom Japanknöterich befreien konnte. Mäh- Aktionen unternehmen Vereine ehrenamtlich schon seit acht Jahren an zwölf Uferkilometern der Wolf. Aber das reicht nicht, vermeldete Oberwolfachs Bürgermeister Jürgen Nowak, um der Pflanze Herr zu werden. Als Delikatesse wird sich der Japanknöterich übrigens kaum durchsetzen: Häppchen aus Stängel-Mus rissen die Symposiumsteilnehmer nicht wirklich zu Begeisterungsstürmen hin.

Schließlich wurden in Arbeitskreisen noch zahlreiche Vorschläge zum weiteren Vorgehen entwickelt. Kern der Überlegungen: Man braucht in der Ortenau eine bessere Vernetzung bis zur Gemeindeebene, dazu Finanzierungslösungen – etwa über Verbrennung des Japanknöterichs als Biomasse – aber auch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit.

Die LEV-Geschäftsführerin Regina Ostermann sicherte zu, dass ihr Verband mit weiteren Veranstaltungen am Ball bleibe. Ostermann: »Auch Landrat Frank Scherer wollen wir mit den zusammengestellten Ergebnissen dieses Symposiums vertraut machen.«