Im Ortenaukreis wird im kommenden Kindergartenjahr Platz sein für 40 Prozent aller Kleinkinder. Landesweit liegt die Quote bei 23 Prozent. Foto: Symbolfot Pleul

Ortenauer Kommunen kommen Betreuungspflicht zum 1. August nach. Versorgungsquote liegt bei 40 Prozent.

Ortenau - Gute Nachrichten aus den Städten und Gemeinden des Ortenaukreises: Wie Sozialdezernent Georg Benz gestern mitteilte, erfüllen alle 51 Kommunen den Rechtsanspruch auf Kleinkindbetreuung, der ab dem 1. August bundesweit greift.

Insgesamt haben Einrichtungen und Tagesmütter im Kreis Kapazität für 4146 Kleinkinder. Der tatsächliche Bedarf liegt im neuen Kindergartenjahr bei 3305 U 3-Plätzen. Das hat eine aktuelle Umfrage bei den Gemeinden ergeben. »Im Gegensatz zu vielen Ballungsräumen sind die Gemeinden und Städte des Ortenaukreises gut aufgestellt«, zeigte sich Benz zufrieden mit der Entwicklung in den vergangenen Jahren. Er betonte aber auch, dass der »Meilenstein in der frühkindlichen Förderung« nur durch einen immensen Kraftakt von Kommunen und Trägern möglich gewesen sei: »Nach Einführung des Gesetzes blieben nur viereinhalb Jahre Zeit, die nötige Infrastruktur auf den Weg zu bringen.«

Glaubt man den Zahlen, die das Landratsamt nun veröffentlichte, ist dies in allen 51 Kommunen gelungen: Einer Versorgungsquote von 40 Prozent (Platzangebot) steht eine Betreuungsquote (Bedarf) von rund 32 Prozent gegenüber. 70 Prozent der Kinder besuchen eine Krippe, 23 Prozent der Zwei- bis Dreijährigen kommen in altersgemischten Gruppen unter. Um 230 Kinder (sieben Prozent) kümmern sich Tagesmütter. Nur wenige Gemeinden müssten aufgrund von Um- und Neubaumaßnahmen auf temporäre Übergangslösungen zurückgreifen. Doch auch hier »wird versucht, den Wünschen der Eltern bestmöglich zu entsprechen und einvernehmliche Lösungen zu finden«, erklärte Jugendhilfeplaner Hans-Jürgen Lutz. »Auch wenn von Gesetzes wegen nur Anspruch auf einen Betreuungsplatz besteht, nicht darauf, dass neue geschaffen werden, der den Vorstellungen der Eltern eher entspricht«, ergänzte Jugendamtsleiterin Martina Walter.

Bei aller »Freude und Erleichterung«, dass die »Herkulesaufgabe« bewältigt wurde, gab Benz aber zu bedenken, »dass es sich bei der jetzigen Situation lediglich um eine Momentaufnahme handelt«. Bereits in einem Jahr könne sich der Wind wieder gedreht haben.

Deshalb werde man sich in den Kommunen nicht auf dem Erreichten ausruhen, versprach Hans Peter Heizmann, Bürgermeister von Biberach und Kreisvorstandsvorsitzender des baden-württembergischen Gemeindetags: »Uns ist bewusst, dass Arbeitsplätze und Kinderbetreuung zu den wichtigsten Standortfaktoren zählen.« Daher wolle man in Zukunft nicht beim Nachwuchs sparen, »auch wenn die Fördermittel irgendwann versiegen«. Im Zuge der Gesetzeseinführung sind 11,5 Millionen Euro an Bundesmitteln in den Kreis geflossen.

Auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit mit den Kommunen bauen die kirchlichen Träger. »Die Sensibilität bei den Verwaltungen ist in dieser Hinsicht deutlich gestiegen, wir müssen längst nicht mehr um jeden Euro kämpfen«, berichtete Eberhard Roth vom evangelischen Zweckverband, der in der Ortenau 50 Einrichtungen unterhält. 30 mehr sind es bei der katholischen Verrechnungsstelle Offenburg. Deren Vertreterin Stefanie Michatz machte aber auch deutlich, dass »die Kirchen den Gemeinden durch zahlreiche Umbaumaßnahmen geholfen haben, ihre Pflicht zum 1. August zu erfüllen.«