Kirchenmusikdirektor Traugott Fünfgeld, Foto: Kern

Mit Orgelmusik den Tag beschließen, zur Ruhe kommen und mit guten Gedanken in die Nacht gehen. Dieser Einladung folgten etwa 50 Besucher am Freitag in die Gutacher evangelische Peterskirche. Zu Gast war Kirchenmusikdirektor Traugott Fünfgeld.

Im Zusammenspiel von Wort und Klang gestalteten Pfarrer Dominik Wille und Kirchenmusikdirektor Traugott Fünfgeld die musikalische Abendandacht. Nach der Einstimmung mit dem klangmächtigen Praeludium d-Moll Op 37 von Felix Mendelssohn Bartholdy folgte der wechselseitig mit der Gemeinde gesprochene Psalm 91, der Zuversicht und Hoffnung verheißt. Anschließend führte Fünfgeld mit einem Choralvorspiel hin zu dem Abendlied, „Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen“.

Das Gebet am Morgen und am Abend verbindet Welt

Was war, sei gewesen und sowohl Versagen als auch Gelingen anzunehmen – das empfahl Pfarrer Wille, um zur Ruhe zu kommen. „Die Sonne, die uns sinkt, bringt drüben den Menschen überm Meer das Licht: und immer wird ein Mund sich üben, der Dank für deine Taten spricht“, rezitierte der Pfarrer einige Zeilen des Liedes und erinnerte daran, dass wie der Lauf der Sonne das Morgengebet der Erwachenden und Abendgebet der zu Bett gehenden die Welt verbindet.

Dem Gesprochenen verlieh der Organist musikalischen Nachdruck mit virtuos gespieltem Choralsatz und -variation von Mendelssohn Bartholdys „Wie groß ist des Allmächtgen Güte“.

Im dritten Wortteil erzählte der Pfarrer interagierend mit Fünfgelds spirituell erbaulichen Improvisationen besondere Nachtgeschichten von besonderen Menschen. Dazu gehörte der Traum von Jakob, der die Himmelsleiter im Traum erschaute und dass die Ärmsten, die Hirten, auf dem Feld des Nachts die Verkündigung von der Geburt Jesu erfuhren. Die von Glauben erfüllte, nicht versiegende Hoffnung auf Hilfe von Menschen und von Gott, vermittelte das gefühls- und ausdrucksstark gespielte Spiritual „Swing low, sweet Chariot“.

Klangliche Vielfalt der Orgel kommt zur Geltung

Der Mensch brauche den Wechsel von Tag und Nacht, Arbeit und Ruhe rief Wille zur kontemplativen Reflexion auf: „Loslassen können, es sein lassen können für heute und Raum geben für Neues.“

Nach dem besinnlichen „Nun ruhen alle Wälder“ von Paul Gerhard erteilte der Pfarrer der Gemeinde den Segen und die Andacht endete mit dem bekannten Abendlied „Der Mond ist aufgegangen“. Zum Dank für den großen Applaus schenkte Fünfgeld den Zuhörern mit seiner wunderbaren Orgelbearbeitung von Mendelssohn Bartholdys „Verleih uns Friede gnädiglich“ noch eine Zugabe, die die klangliche Vielfalt der restaurierten Orgel eindrucksvoll präsentierte. „Vielen Dank für diese besondere Einstimmung in den Abend,“ bedankte sich Kirchengemeinderatsvorsitzende Rosemarie Armbruster bei Pfarrer Wille und Fünfgeld.

Die Abendandacht war eine Veranstaltung aus der Reihe „Töne des Friedens“ des evangelischen Bezirkskantorats Offenburg.

Traugott Fünfgeld

Kirchenmusikdirektor Traugott Fünfgeld ist hauptverantwortlich für die Kirchenmusik in Offenburg und hierbei schwerpunktmäßig für das Gruppenkantorat der Erlöser-, Auferstehungs- und Stadtkirchengemeinde tätig. Das Arbeitsfeld des Bezirkskantorats erstreckt sich unter anderem auch in die Region oberes Kinzigtal sowie in die badische Landeskirche.