OFV-Kapitän Marco Petereit (links) gegen Freiburgs Jonathan Schmid (rechts). Foto: Fissler Foto: Lahrer Zeitung

Fußball: Forscher Sechstligist verlangt Bundesligisten beim Jubiläumsspiel alles ab / Herrmann trifft zum 1:2

Der mutig aufspielende Offenburger FV hat am Samstagabend im eigenen Stadion dem SC Freiburg einiges abverlangt. Am Ende gewann der Erstligist vor 2814 Zuschauern zwar mit 6:1, doch das Ergebnis täuscht über den Spielverlauf hinweg.

Marco Petereit hat Jonathan Schmid unheimlich viel zu verdanken. Beziehungsweise dessen Treffsicherheit. Vor elf Jahren kickten der heutige Verbandsliga-Knipser und der Bundesliga-Routinier aus Straßburg zusammen in der A-Jugend des OFV. Bei einem Spiel gegen Greuther Fürth lautete die klare Ansage, dass das Team im Anschluss an die Partie nur zusammen feiern gehe, sollte der OFV die Partie gewinnen. Mit 2:1 setzten sich die Rot-Weißen am Ende durch. Den Siegtreffer erzielte Schmid und den Feierlichkeiten stand nichts mehr im Wege – und Petereit lernte an diesem Abend seine heutige Frau Franziska kennen.

Auch solche Geschichten schreibt der Fußball. Und am Samstagabend hatten Petereit und "Johnny" Schmid bei seiner Rückkehr ins Karl-Heitz-Stadion Zeit en masse, sich über solch olle Kamellen auszutauschen. "Es war schon etwas besonderes, hier wieder aufzulaufen. Und es war echt schön, Marco wiederzusehen. Er ist der einzige Spieler von damals, der noch dabei ist", freute sich Schmid nach der Partie über das Wiedersehen mit dem einstigen Mitspieler nach all den Jahren. "Über die Geschichte mit meiner Frau haben wir nicht geredet, aber wir konnten auf dem Platz über dies und das sprechen", so Petereit, der in der 20. Minute die dicke Möglichkeit hatte, den Anschlusstreffer zu erzielen, doch sein abgefälschter Schuss krachte gegen die Latte.

Doch der Reihe nach. Erst nach zehn Minuten tauchte der Bundesligist, der sich zum 111-jährigen Vereinsjubiläum des Traditionsklubs die Ehre im Karl-Heitz-Stadion gegeben hatte, das erste Mal zwingend vor Sümes Kasten auf und gleich klingelte es im Karton. Lucas Höler musste aus wenigen Metern nach uneigennütziger Vorlage von Schmid nur noch den Fuß hinhalten. Der Bann schien endgültig gebrochen als Brandon Borello nur vier Minuten später auf 2:0 für die Gäste erhöhte.

Nach der oben beschriebenen Riesenchance von Petereit konnten sich die Hausherren bei Schlussmann Sinan Süme bedanken, der im Eins-gegen-Eins gegen Höler die Oberhand behielt. Das Spiel war nun völlig offen, von einem Fünfklassen-Unterschied keine Spur. Und dann die Belohnung für den aufmüpfigen Verbandsligisten: Sturmtank Fabian Hermann traf nachdem Junkers Schussversuch im letzten Moment von Schmid noch geblockt worden war (23.). Nur sechs Minuten später verpasste der OFV die dicke Chance zum Ausgleich. Doch Herrmann kam bei einem Konter einen Schritt zu spät. In der 38. Minute ließ Petereit dann seinen Kumpel Schmid aussteigen. Doch bei seinem Schuss war SC-Keeper Mark Flekken auf dem Posten. Die Quittung für den Chancenwucher des OFV folgte auf den Fuß. Zwar verzog Höler noch frei vor Süme, doch wenige Sekunden später erzielte Yoric Ravet völlig blank das 3:1 für den Bundesligisten (39.). Nachdem erneut Höler aus fünf Metern nach Schmid-Vorlage den Ball nicht richtig traf (41.), vergab auch Junker nach Zuspiel von Petereit kurz vor der Pause die große Chance auf das 2:3.

Nach dem Wechsel kam der Bundesligist mit runderneuerten Personal zurück auf den Platz, doch an den Kräfteverhältnissen sollte das zunächst nichts ändern. Nach einem Konter von Herrmann musste Christian Günter für den bereits geschlagenen SC-Keeper Niclas Thiede auf der Linie klären (53.). Nur eine Minute später stand wieder der Offenburger Sturmtank im Mittelpunkt. Erst vernaschte er auf Linksaußen seinen Gegenspiele, dann scheiterte Herrmann mit seinem Schuss am Freiburger Torhüter. Nach einem Konter über Petereit, der den Ball über das halbe Spielfeld trieb, verzog erneut Herrmann aus der Distanz. Der Anschlusstreffer wäre zu diesem Zeitpunkt durchaus verdient gewesen

Stattdessen schlug der bis dato blass gebliebene Bundesligist fünf Minuten später aus dem Nichts zum 4:1 zurück. Roland Sallai hämmerte das Leder in den linken Winkel (64.). Einen Blackout hatte dann der bis dahin bärenstarke Herrmann. Statt selbst zu gehen - der Stürmer hatte völlig freie Bahn - legte er den Ball auf Junker ab, der abgedrängt wurde (68.).

Eine Minute später hatten Herrmann und gleich vier Mitspieler auf einen Schlag Feierabend. Durch die Wechsel ging der Spielfluss ein wenig verloren, sodass der Sportclub in den Schlussminuten durch erneut Sallai (85.) sowie Nationalspieler Nils Petersen noch zwei Tore zum 6:1-Endstand (88.) nachlegen konnte.

Die noch nicht wirklich bundesligataugliche Leistung seiner Truppe wollte SC-Coach Christian Streich nach dem Spiel "nicht überbewerten." "Auch wenn wir ein paar Fehlpässe zu viel gespielt haben, war es letztendlich nur ein Vorbereitungsspiel", so Streich, der seinen Spielern dennoch am Tag nach dem Spiel frei geben wollte. Ein Kompliment für den Gegner hatte der Freiburger Trainer dann aber doch noch parat: "Der OFV hat die ganze Zeit über mutig nach vorne gespielt." Ähnlich sah es nach der Partie Offenburgs Petereit: "Wir waren echt überrascht, als wir plötzlich immer wieder vor deren Tor aufgetaucht sind", so der Stürmer. "Vor allem die erste Hälfte hat echt Spaß gemacht." Welche große Karriere sein einstiger Weggefährte und unfreiwilliger Kuppler Schmid eines Tages haben würde, hatte Petereit nach eigenen Angaben nie: "Das war damals wirklich nicht absehbar."