Das Ortenau-Klinikum braucht für seine Neubaupläne auch in Lahr deutlich mehr Geld, als zunächst geplant. Archivfoto: Braun Foto: Schwarzwälder Bote

Gesundheit: Kosten für Klinik-Standorte in Offenburg und Lahr steigen von 504 auf 720 Millionen Euro

Schock bei den Kreisfinanzen: Die Kosten für die geplanten Klinik-Neubauten in Offenburg und Achern sowie einen Teilneubau in Lahr steigen von 504 auf rund 720 Millionen Euro. Das erfuhren jetzt die Mitgliedern im Klinik-Ausschuss des Kreistags.

Offenburg. Das Ortenau-Klinikum hat die nächste Stufe zur Umsetzung der "Agenda 2030" genommen. Ende Juni hatte der Klinikverbund für seine Zukunftsplanung einen Antrag beim Land Baden-Württemberg gestellt. Er ist Voraussetzung für die Förderung der Baukosten aus dem Krankenhausstrukturfonds des Landes mit Kofinanzierung des Bundes.

Wie sich jetzt aber auf der Sitzung des Ausschusses für Gesundheit und Kliniken des Ortenaukreises herausstellte, steigen die Gesamtkosten für die Klinikneubauten Offenburg und Achern sowie einen Teilneubau in Lahr von 504 auf etwa 720 Millionen Euro. Ein Zusatzbetrag von 216 Millionen Euro.

Landrat Frank Scherer und Geschäftsführer Christian Keller erklärten den Mitgliedern, dass der eingereichte Förderantrag durch die Firma Teamplan "die voraussichtlichen Baukosten" ermitteln sollte, wohingegen beim 2018 erstellten Strategiegutachten durch die Unternehmensberatung Lohfert und Lohfert vor allem "optimale Versorgungssicherheit, die medizinische Behandlungsqualität und die Personalgewinnung" im Vordergrund standen.

Verschiedene Faktoren sorgen für Kostenanstieg

Die Diskrepanzen in der Schätzung gehen auf verschiedene Faktoren zurück, wie das Ortenau-Klinikum in einer Pressemitteilung erklärt. So berücksichtige die aktuelle Kostenermittlung einen deutlichen Anstieg des Baukostenindexes von 2018 auf 2019 um 5,2 Prozent. Dies liege an der überhitzten Baukonjunktur.

Lahrs OB Wolfgang G. Müller nannte die erneuerte Kalkulation "richtig und wichtig", wenngleich er betonte, dass sie "schwer verdaubar" sei. Konkrete Schlussfolgerungen wollte er aber nicht treffen. Dafür sei es schlichtweg noch zu früh. "Es ist aber schon naheliegend, dass das Auswirkungen auf das Modell 2030 haben wird", so der OB.

Die Fachplaner gehen zudem von 69 zusätzlichen Planbetten aus, unter anderem, weil sie mit einer höheren Leistungsentwicklung des Ortenau-Klinikums rechnen. Außerdem legen sie einen größeren Flächenbedarf zugrunde. Darüber hinaus werde vorsichtig mit höheren Baunebenkosten gerechnet.

In der Einzelbetrachtung der Bauvorhaben gehen die Fachplaner der Firma Teamplan von einer Bettenzahl für das Ortenau-Klinikum in Offenburg von 867 Betten (bisher 872 Betten) aus. Für die Gesamtinvestitionskosten in Offenburg veranschlagt das Fachbüro rund 494 Millionen Euro. Für den Neubau des Klinikums in Achern legt die aktuelle Kostenermittlung einen Bettenbedarf von 270 Betten (bisher 236 Betten) zugrunde.

Die Gesamtkosten sehen die Planer hier bei rund 136 Millionen Euro. Für den Teilneubau und Sanierungsmaßnahmen in Lahr wurden bis 2030 rund 90 Millionen Euro veranschlagt.

Auf der Basis des aktuellen Planungsstands haben die Fachplaner zudem noch einen zusätzlichen Sicherheitspuffer von 15 Prozent für die Kalkulation vorgeschlagen (plus 108 Millionen Euro). Darüber hinaus schlagen die Planer für den Standort Lahr eine über 2030 hinausgehende Kalkulation mit einer Gesamtsanierung und Modernisierung vor, der ein höherer Flächenbedarf und mögliche weitere Erfordernisse der fernen Zukunft zugrunde gelegt wurden (plus bis zu 80 Millionen Euro). Hierüber werden die neu konstituierten Gremien des Kreistags zu beraten und entscheiden haben.

"Für einen guten Fortgang des Projekts werden wir den engen und wichtigen Dialog mit dem Land fortführen, um die Planungen weiter zu konkretisieren", betonten Scherer und Keller. Weitere Optimierungen vor allem bei den Flächenansätzen, durch eine Reduzierung der Bettenzahlen und eine weitergehende Konzentration von Leistungen im Sinne einer optimierten Patientenversorgung seien möglich. Wichtig sei auch, dass die Fachplaner auf Grundlage weiterer Abstimmungen mit den Klinikleitungen, den Chefärzten und den Kreisgremien die Kostenberechnungen in weiteren Schritten verfeinern. Der Landkreis als Krankenhausträger und das Ortenau-Klinikum erwarten nach ihren Angaben weiterhin die maximale Förderung der Bauvorhaben durch das Land mit bis zu 50 Prozent der Gesamtkosten.

In der Sitzung des Ausschusses wurden zudem erste Planungen und Kostenansätze für nicht klinische Nutzungen wie beispielsweise Parkhäuser und Ärztehäuser (nicht Bestandteil der Agenda 2030) vorgestellt. Die Gesamtbaukosten für diese Einrichtungen werden für alle Standorte auf rund 120 bis 140 Millionen Euro veranschlagt. Auch private Investoren und Betreiber kommen in Betracht.