Statt wie bisher 91 Euro soll eine 60-Liter-Restmülltonne künftig 106 Euro im Jahr kosten. Foto: Seidel

Entsorgung: Vier-Personen-Haushalt soll ab 2021 106 Euro zahlen / Preis für Erdaushub verdoppelt sich

Offenburg - Hausmüll, Bodenaushub und Bauschutt zu entsorgen soll für die Ortenauer künftig teurer werden – dafür hat sich der Ausschuss für Umwelt und Technik am Dienstag ausgesprochen. Im Schnitt steigen die Gebühren 2021 um fast 18 Prozent.

Für einen Vier-Personen-Haushalt – entsprechend einer 60-Liter-Restmülltonne – sind ab dem Jahreswechsel statt bisher 91 dann 106 Euro Abfalljahresgebühren fällig. Das ist eine Steigerung von 16,5 Prozent. Damit stehe erstmals seit zwölf Jahren Stabilität wieder eine Erhöhung an, erklärte Günter Arbogast, Geschäftsführer des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft des Ortenaukreises, am Dienstag gegenüber dem Ausschuss. 2017 sei die Gebühr sogar noch um 5,5 Prozent gesenkt worden. Zur Gegenfinanzierung wurden die erwirtschafteten Gebührenüberschüsse der Vorjahre einkalkuliert – diese sind nun aber aufgebraucht.

Im Vergleich steht die Ortenau gut da

Steigenden Kosten stehen sinkenden Einnahmen gegenüber, erklärte Arbogast. Konnten beispielsweise 2017 noch 120 bis 140 Euro für eine Tonne Altpapier in der Verwertung erzielt werden, so gebe es derzeit dafür vielleicht noch 40 Euro – ein Minus von rund einer Million Euro ist die Folge. Zudem sei der Aufwand für die Grüne Tonne um rund eine Million Euro gestiegen: "Die Ergebnisse der Ausschreibungen bei der Sammlung waren viel teurer als im Vorjahr."

Im Vergleich steht die Ortenau jedoch immer noch gut da: Auch bei 106 Euro liege der Kreis im Landesvergleich weiter am untersten Rand der Tabelle (siehe Info). Zudem sind in den Gebühren die Kosten für Sperrmüll und Grünabfall bereits enthalten.

Auch der selbst angelieferter Müll wird künftig teuerer: So steigt beispielsweise Siedlungsabfall auf 236 Euro pro Tonne (+ 17 Euro), unverwertbarer Bauschutt auf 79 Euro (+ acht Euro), Grünabfälle auf 7 Euro (+ einen Euro). Ärgerlich für Hausbauer: Der Preis für die Entsorgung von Erdaushub pro Kubikmeter verdoppelt sich von sechs auf zwölf Euro, verwertbarer Bauschutt kostet künftig 20 Euro pro Kubikmeter.

"Auch bei den Erdaushub-Deponien haben wir steigende Aufwendungen", erläuterte Arbogast. Die Nachsorge für die Deponien werde teurer, immer mehr gesetzliche und technische Anforderungen müssten erfüllt werden. Die Rückstellung für die Nachsorge müsse aufgestockt werden.

Für die Erhöhung der Müllgebühren äußerten alle Fraktionen Zustimmung. Die CDU-Fraktion beantragte jedoch, die "unerwartbare Verdopplung der Gebühren" für Erdaushub auf den 1. April zu verschieben. Denn "für den ein oder anderen Häuslebauer ist das ein Brocken". "Es ist immer bitter, wenn man Gebühren erhöhen muss", erklärte Valentin Doll, Fraktionschef der Freien Wähler.

Doch die Verteuerung des Erdaushubs begrüße er: "Manchmal wird mehr angeliefert als unbedingt notwendig ist", so seine Begründung. Bernd Mettenleiter von den Grünen äußerte die Hoffnung, dass höhere Gebühren zukünftig mehr Menschen animieren würden, Abfall zu vermeiden. "Nicht schön, aber notwendig und in diesem Maß auch vertretbar", konstatierte FDP-Fraktionsvorsitzender Carsten Erhardt.

"Müll wird vermehrt produziert, wenn er günstig entsorgt werden kann", erklärte Lukas Oßwald von der Linken Liste Ortenau, daher begrüße er die Gebührenerhöhung. Der Ausschuss empfahl dem Kreistag einstimmig, den vorgelegten Wirtschaftsplan der Abfallwirtschaft zu beschließen.

Erlöse helfen

Zu den im Vergleich zu den restlichen Stadt- und Landkreisen niedrigen Müllgebühren im Ortenaukreis trägt die international beachtete Technologie maßgeblich bei, mit der in der mechanisch-biologischen Anlage des Zweckverbands Abfallbehandlung Kahlenberg (ZAK) in Ringsheim der Hausmüll behandelt wird.

Denn die aus der Lizenzvermarktung erzielten Erlöse der ZAK-Technologie kommen unmittelbar den Gebührenzahlern im Ortenaukreis und im Landkreis Emmendingen zugute, erklärt das Landratsamt.