Pflegekräfte aus einem "Flexpool" sollen künftig ganz flexibel Ausfälle auf verschiedensten Stationen auffangen, teilt das Klinikum mit. Foto: Murat Foto: Lahrer Zeitung

Fachkräftemangel: Pflegedirektor Rick Pieger präsentiert Kennzahlen / "Flexpool" soll Entlastung bringen

Die Personalsituation im Klinikum ist seit Jahren angespannt. Der Klinikverbund hat dazu nun Kennzahlen präsentiert: Im Bundesschnitt steht die Ortenau demnach nicht schlecht da – zudem sollen "Flexpools" nun helfen.

Offenburg (red/ma). Die Krankenhäuser in Deutschland suchen dringend Pflegekräfte. Rund 30 000 Stellen in der Pflege sind an deutschen Kliniken derzeit nicht besetzt. Der bundesweite Fachkräftemangel macht sich dementsprechend auch am Ortenau-Klinikum bemerkbar, heißt es in einer Mitteilung des Klinikverbunds. Die Corona-Pandemie habe diese Situation noch verschärft.

In dieser schwierigen Situation kann das Klinikum dennoch im bundesweiten Vergleich auf eine deutlich bessere Personalausstattung verweisen als viele andere Kliniken in Deutschland. "Wir haben nicht erst in den vergangenen Monaten viele Projekte und Maßnahmen aufgelegt, um die Auswirkungen des Fachkräftemangels auf unseren Klinikverbund abzufedern. Vor allem auch die große und regelmäßig steigende Zahl an Ausbildungsplätzen an der Akademie für Pflege und Gesundheit Ortenau sichert dem Ortenau-Klinikum einen steten Zugang junger Fachkräfte. Unsere Maßnahmen wirken", betont der Leitende Pflegedirektor Rick Pieger.

Als Beleg führt das Klinikum verschiedene Kennzahlen an. So zum Beispiel den sogenannten Pflegepersonalquotient (PPQ). Der Wert beschreibt das Verhältnis der Anzahl der Vollzeitkräfte in der unmittelbaren Patientenversorgung auf bettenführenden Stationen zu dem Pflegeaufwand eines Krankenhauses. Je weiter der Wert eines Krankenhauses unter dem Durchschnittswert in Deutschland liegt, desto mehr Personal steht in einem Haus zur Verfügung.

Als Durchschnittswert für 2019 wurde für alle Kliniken in Deutschland einen PPQ von 68,01 ermittelt. Die drei größeren Häuser des Ortenau-Klinikums liegen mit Werten zwischen 68,82 bis 66,77 bei der Personalausstattung im Bundesdurchschnitt. Mit Werten von 63,82 bis 48,99 weisen die drei kleineren Häuser – von denen Ettenheim und Kehl jedoch geschlossen werden – dagegen eine deutlich höhere Personalausstattung im Vergleich auf.

Einen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt günstigen Wert kann das Klinikum auch bei der Fluktuation der Pflegekräfte verzeichnen. "Sie ist im Gesundheitsbereich allgemein besonders hoch", so Pieger. Dennoch liege das Klinikum nach Erhebungen des Klinikverbundes Clinotel bei der Fluktuation der Pflegekräfte im Jahr 2020 mit 6,53 Prozent deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 8,5 Prozent. "Das Ortenau Klinikum verlassen also weniger Pflegekräfte als dies in deutschen Kliniken durchschnittlich der Fall ist", so Pieger.

Darüber hinaus will das Klinikum künftig quasi mit einer mobilen Einsatzgruppe arbeiten: "Um das Einspringen der Stammmitarbeiter unserer Stationen aus dem Frei weiter zu minimieren, wird das Ortenau Klinikum an allen Standorten sogenannte Flexpools einrichten, in Offenburg ist das bereits geschehen", berichtet der leitende Pflegedirektor. Darin arbeiteten Pflegekräfte, die bereit sind, sehr flexibel immer dort eingesetzt zu werden, wo Pflegekräfte beispielsweise krankheits- oder fortbildungsbedingt, aber auch durch Beschäftigungsverbote bei Schwangerschaft gerade fehlen.

Dadurch würden Pflegekräfte auf den Stationen entlastet, weil sie nicht selbst für Kollegen einspringen müssen. Zugleich hätten Mitglieder der Flexpools die Möglichkeit, Beruf, Familie und Freizeit besser zu vereinen, da verlässliche Dienstpläne als auch verschiedene Schichtkombinationen und Schichtzeiten Rücksicht auf persönliche Wünsche bei der Arbeitszeitgestaltung nehmen, wirbt das Klinikum. Zusätzlich gebe es monetäre Anreize.

Der Klinikverbund ist laut eigener Beschreibung sehr aktiv im Bereich des Personal-Marketings. So konnten mit Hilfe einer Ausbildungsoffensive alle Ausbildungsplätze für 2020 besetzt werden. Zudem hat das Klinikum in den vergangenen Jahren wiederholt Pflegekräfte aus dem Ausland weitergebildet und eingestellt. Auch für die nächsten zwei Jahre ist geplant, gut 100 weitere Pflegekräfte aus dem Ausland anzuwerben.