Familie auf Zeit: Bereitschaftspflegeeltern nahmen Kinder aus problematischen Verhältnissen in den vergangenen Jahren im Schnitt rund drei Monate lang auf. Foto: Peter Kneffel/dpa

Soziales: Fünf Ortenauer Bereitschaftspflegefamilien nehmen Mädchen und Jungen in der Not kurzfristig auf

Ortenau - Ist ein Kind in seiner Familie nicht mehr sicher, tut schnelle Hilfe not. Das Jugendamt bringt sie häufig bei Bereitschaftspflegeeltern unter. Sie springen im akuten Notfall ein und bieten den Kindern für Tage oder Wochen einen sicheren Hafen.

"Bei Kindeswohlgefährdungen müssen wir das Kind manchmal sofort in Obhut nehmen", erklärt Heiko Faller, Leiter des Jugendamts im Ortenaukreis. "Wir bringen die Kinder dann vorübergehend entweder in einer Einrichtung der Jugendhilfe oder aber in einer Bereitschaftspflegefamilie unter. Dafür suchen wir immer wieder neue Pflegefamilien."

In rund zwei Dritteln aller Fälle sei eine Inobhutnahme der Grund für die Unterbringung der jungen Menschen in einer Bereitschaftspflegefamilie – im ganzen Kreis gibt es nur fünf. 2019 wurden 35 Kinder in Bereitschaftspflege untergebracht, 2020 insgesamt 25 und in 2021 gab es bislang acht solcher Unterbringungen. Rund drei Viertel der Kinder waren jünger als 13 Jahre. Die Anforderungen an die Pflegeeltern auf Zeit sind groß, denn die Kinder kommen in der Regel aus sehr belasteten Verhältnissen.

Kinder bleiben im Schnitt drei Monate

Für die Aufnahme eines Kindes im Rahmen der Bereitschaftspflege und die folgende Situationsklärung brauche es ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, Offenheit, Belastbarkeit und Flexibilität, betont Faller. Deshalb sei Voraussetzung, dass die Person, welche hauptsächlich die Betreuung und Versorgung übernimmt, eine pädagogische Ausbildung oder auch im Bereich der Kinderkrankenpflege vorweisen kann und nicht oder nur geringfügig berufstätig ist. "Zudem sollten Bereitschaftspflege-Personen Freude am Umgang mit Kindern oder Jugendlichen, praktische Erziehungserfahrung und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der Herkunftsfamilie und mit dem Jugendamt haben", so Faller.

Während der Unterbringung in der Bereitschaftsfamilie wird die weitere Perspektive des Kindes geklärt. Im besten Fall bietet das den Beteiligten die Chance, gemeinsam eine Zukunftslösung zu entwickeln. Die Bereitschaftspflegeeltern tragen dabei aktiv bei, die für das Kind entwickelte Perspektive umzusetzen. Dabei müssen alle Familienmitglieder darauf eingestellt sein, sich zu gegebener Zeit auch wieder von dem aufgenommenen Kind verabschieden zu müssen. Denn auf Dauer ist ihr Zusammenleben nicht angelegt – die weitere Perspektive kann eine Rückkehr zu den Eltern oder zu einem Elternteil, eine weitere Unterbringung in einer Vollzeitpflegefamilie oder einem Heim sein, erläutert das Jugendamt. In den vergangenen Jahren blieben die Kinder im Schnitt rund drei Monate

"Unsere Bereitschaftspflegefamilien melden uns immer wieder zurück, dass diese Aufgabe eine sehr erfüllende und wertvolle Aufgabe ist", erklärt Manuela Bruder, beim Jugendamt zuständig für die Betreuung der Bereitschaftspflegefamilien. "Wir bieten selbstverständlich fachliche Vorbereitung, Begleitung, Gruppensupervision und Fortbildung sowie die Zahlung eines angemessenen Pflegegeldes", so Bruder. "Das Pflegegeld umfasst den Lebensunterhalt der untergebrachten Kinder und einen angemessenen Anteil für den erzieherischen, pflegerischen und organisatorischen Aufwand der Bereitschaftspflegefamilie."

Landratsamt sucht Bereitschaftspflegefamilien

Das Landratsamt sucht aktuell nach Fachkräften, die sich vorstellen können, Kindern ein Zuhause auf Zeit zu bieten. Wer Interesse an der verantwortungsvollen Aufgabe hat, kann sich unter Telefon 0781/8 05 97 61 oder per E-Mail an pflegestellenkoordination@ortenaukreis.de bei Pflegestellenkoordinatorin Manuela Bruder melden.