Die Chamisso-Preisträgerin und Leselenz-Autorin Ann Cotten mit Wolfgang Niess Foto: Jehle Foto: Schwarzwälder-Bote

Ann Cotten beim Hausacher Leselenz

Hausach (eve). Einen markanten Schlusspunkt des Literaturmarathons im Rahmen des Leselenz am Samstag hat Ann Cotten in der Hausacher Festhalle gesetzt. Gut eine Stunde sprach sie mit Wolfgang Niess vom SWR über ihre Karriere, die Bedeutung von Poesie als Lebensform und der Frage: Wozu sind Gedichte gut?

Die mit vielen namhaften Preisen ausgezeichnete junge Schriftstellerin sagte, dass sie sich selbst jeden Tag über den ungeheuren Erfolg wundere. Ihr Debüt "Fremdwörterbuchsonette" habe 2007 ins damalige Zeitbild gepasst, die Lyrik einen Boom erlebt. Die in den Vereinigten Staaten geborene und in Wien aufgewachsene Künstlerin sagt von sich selbst, dass sie viel Luft brauche, um zu denken.

"Ich suche Konstellationen, wo ich mir einbilden kann, frei zu sein von Ressentiments", antwortete Cotten auf die Anmerkung Niess’, dass sie gerne Grenzen überschreite und sich ungern in Schubladen stecken lasse. Cotten trägt in eilendem Wortfluss Passagen aus ihren Büchern vor, fast kann man nicht folgen und das Verständnis bleibt oft auf der Strecke, weil die Sätze so aus ihr herausfluten. Ist das der von ihr bezeichnete "Raum vor dem Urteil des Lesers", den sie meint, wenn sie zu Niess sagt: "Was mir vorschwebt, ist eine Atmosphäre, in der Leute bestimmen können, ob die Metapher stimmt."

Etwas kapriziös zeigt sich Cotten im Gespräch und gleichzeitig auch ein bisschen verletzlich. Eigenwillig geht sie auf Niess’ Nachfrage ein, wie das unter einen Hut gehe, die Wiener Szene der Poetry-Slam-Künstler und die ernsthafte Wissenschaftlerin, die ihr Germanistik-Studium 2006 mit einer Arbeit über "die Listen der Konkreten Poesie" abgeschlossen hat. Die Poetry-Slam-Szene sei gut zum Lernen gewesen, meinte Cotten und bezeichnete das Studium als eher unnütz: "Damit konnte ich die Zeit verlängern, nicht arbeiten gehen zu müssen." Die Frage, welche Bedeutung das Schreiben für sie habe, beantwortet Cotten mit "Spaß" und als Niess nachhakt, fügt sie hinzu: "Durch Schreiben darf man in der Welt vorkommen, wie man ist." So ist das wohl auch mit ihrer Arbeit, in die sich der Literaturfreund am Samstag erst mal "eingehört" hat und nun nachhaken kann.