Trauer nach dem Unfall auf der A5 bei Offenburg. Foto: dpa

Zehnköpfige Ermittlungsgruppe arbeitet daran, die Aktion des Falschfahrers von Offenburg mit sechs Toten aufzuklären.

Offenburg - Die Polizei arbeitet mit einer zehnköpfigen Ermittlungsgruppe daran, den Horror-Crash des Geisterfahrers von Offenburg mit sechs Toten aufzuklären. Hinweise auf eine Selbstmord-Fahrt gibt es nicht, wie die Ermittler am Montag mitteilten.

Die letzten Stunden im Leben des 20-jährigen Verursachers seien genau nachvollzogen worden. Er habe den Abend und die Morgenstunden in verschiedenen Lokalen verbracht. Dass er bei seiner Geisterfahrt am Sonntagmorgen auf der Autobahn 5 nahe Offenburg unter Alkohol oder Drogen stand, könne nicht ausgeschlossen werden. Auch eine Mutprobe sei möglich.

Weshalb der 20-Jährige die A5 vermutlich ab der Abschlussstelle Lahr in die falsche Richtung befuhr, sei noch nicht anschließend geklärt. Die Polizei rechnet mit langwierigen Ermittlungen. Bei dem Unfall auf einer Autobahn waren am Sonntagmorgen ein Taxifahrer aus Offenburg sowie seine vier Fahrgäste aus dem Landkreis Emmendingen und der Geisterfahrer ums Leben gekommen.

„Es gibt eine Vorgeschichte. Und dieser müssen wir jetzt nachgehen“, sagte der Chef der Offenburger Polizei, Reinhard Renter, am Montag der Nachrichtenagentur dpa. Renter rechnet erst im kommenden Jahr mit dem Abschlussbericht. „In diesem Jahr wird das nichts mehr.“

Probleme mit der Verkehrsführung oder eine Baustelle bei der Autobahnauffahrt habe es nicht gegeben, sagte Renter. „Äußere Umstände, die den Fahrer verwirrt und in die falsche Spur gelenkt haben können, sind keine feststellbar.“ Es müsse davon ausgegangen werden, dass der 20-Jährige gezielt die falsche Richtung ansteuerte.

"Es ist ein Puzzle, das wir zusammensetzen müssen"

Einen Tag nach dem Unfall des Geisterfahrers konzentrierte sich die Polizei auf das Umfeld des Unfallverursachers. Dies werde auch die Hauptaufgabe der kommenden Tage sein. Es gehe darum zu klären, warum der Mann auf der Autobahn in der falschen Richtung unterwegs war. Um dies herauszufinden, werde sein Leben durchleuchtet. „Es ist ein Puzzle, das wir zusammensetzen müssen“, sagte der Polizeisprecher.

Der 20-Jährige aus dem badischen Ortenaukreis war am frühen Sonntagmorgen auf der Autobahn 5 bei Offenburg als Geisterfahrer unterwegs. Er verursachte einen schweren Unfall, bei dem er und fünf weitere Menschen getötet wurden. Bei Folgeunfällen wurden Menschen verletzt, darunter eine 37-Jährige, die Erste Hilfe leisten wollte. Sie ist mittlerweile nicht mehr in Lebensgefahr. Alle Opfer wurden bereits am Sonntag identifiziert. Die Untersuchungen am Unfallort sind laut Polizei abgeschlossen.

Nach Ansicht des Auto Club Europa (ACE) gibt es gegen Geisterfahrten keine Patentrezepte. Allerdings lasse sich die Beschilderung optimieren, sagte ACE-Sprecher Rainer Hillgärtner. In Österreich und vereinzelt in Bayern gebe es neongelbe reflektierende Tafeln mit einem Handsymbol, das vor Falschfahrten warne. Krallen in der Fahrbahn von Auf- und Abfahrten seien dagegen weniger geeignet.

Bundesweit gab es in den vergangenen Wochen immer wieder Geisterfahrer-Kollisionen mit mehreren Toten. So starben allein im Oktober mindestens 13 Menschen bei Unfällen mit Falschfahrern. Fünf Tote gab es vor vier Wochen, als ein 24-jähriger Selbstmörder auf der A46 im Sauerland in ein Auto mit vier Insassen raste.