Kultur: Ensemble der Burgfestspiele bringt das Schwarzwaldmärchen "Das kalte Herz" auf die Bühne

Mit einem Herz aus Stein lebt es sich leichter, aber nicht glücklicher – diese Erfahrung macht Peter Munk, nachdem er des Geldes und der Liebe wegen sein Herz eintauscht. Das Ensemble der Burgfestspiele hat "Das kalte Herz" aufgeführt.

Hausach. Das Stück hätte nicht passender ausgewählt sein können: Das ihm zugrunde liegende Märchen von Wilhelm Hauf spielt im Schwarzwald, thematisiert die Eigenarten seiner Bewohner, ihre Lebensweise und in ihm kommen Glashütten, der Holzhandel und Brauchtumstänze vor. Die Zutaten für das Stück lagen also in Greifweite der Hausacher.

So las Jürgen Clever zu Beginn aus dem Märchen die Beschreibung der Schwarzwälder vor. Diese seien ungewöhnlich groß, breitschultrig und "von starken Gliedern". Um das zu veranschaulichen, betrat die junge Pia Klausmann in Tracht und mit einem dichten, künstlichen Bart versehen die Bühne. Ihre mangelnde Größe machte sie durch eine aufgeplusterte Haltung wett und hatte damit die Lacher auf ihrer Seite.

Nachwuchssorgen haben die Burgfestspiele nicht, wie die jüngsten Darstellerinnen – Amelie Badke, Romy Schrempp, Nina Klausmann, Vera Lehmann, Lara Ehlert und Bella Leon – zeigten. Sie mimen die Dorfkinder, die das Spiel "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?" etwas zu wörtlich nehmen und den Köhler Peter Munk (Stefan Blattmann) ärgern.

Lisbeth nimmt die Dinge selbst in die Hand

Damit ist auch schon Peters Problem thematisiert: Sein schlechtes Ansehen und seine Armut. Dennoch hat er ein gutes Herz und ist nicht auf den Kopf gefallen, was die Aufmerksamkeit der Amtsmanntochter Lisbeth (Magdalena Waljevic) auf sich zieht. Ganz die moderne Frau von heute beziehungsweise damals nimmt sie die Dinge selbst in die Hand und gesteht ihm ihre Zuneigung, um ihn zum Tanz einzuladen. Blöd nur, dass Peter nicht tanzen kann. Lisbeths Mut veranlasst aber nun Peter wiederum, aktiv zu werden. Er erinnert sich an eine Geschichte, die seine Mutter (Bettina Mayer) ihm erzählt hatte: demnach erfüllt das Glasmännlein im dunklen Tannenwald Sonntagskindern, die zwischen zehn und zwei Uhr geboren wurden, drei Wünsche, wenn sie den rechten Spruch aufsagen. Und dieses Mal hat Peter Glück: Er kam nicht nur an einem Sonntag um 12 Uhr auf die Welt, er ist auch noch schlau genug, sich den Spruch gemerkt zu haben.

Und so macht er sich auf den Weg. Unterwegs begegnet er dem düsteren Holländer Michel, der Peter Geld und Glück anbietet, doch der junge Munk lehnt ab und rennt davon. Wenig später findet er den Tannenbühl, sagt sein Sprüchlein auf und tatsächlich: Eingehüllt in Rauchwolken erscheint eine kleine, silbrig glänzende Gestalt. Peter ist verblüfft, als er feststellt, dass das Glasmännlein ein Glasmädchen ist.

Und nicht nur das: Das Glasmädchen ist ziemlich frech, bezeichnet Peter als "Klugscheißer" und verweigert ihm den dritten Wunsch, weil sie die anderen beiden – Peter will immer besser tanzen können als der Tanzbodenkönig und genau so viel Geld in den Taschen haben wie der reiche und dicke Ezechiel – schon zu töricht fand. Kurzum, eine Rolle, die Jade Eble, die schon im vergangenen Jahr beim "Geisterschatz" mit viel Witz und Charme eine der Hauptrollen gespielt hatte, auf den Leib geschneidert war.

Peter kann nun mit dem Geld die Glashütte der Witwe Josefine Walstein erwerben und wird schnell zu einem angesehenen Mann. Auch Lisbeth beeindruckt er beim Tanz.

Das Glück scheint nun auf Peters Seite zu sein. Lisbeths Vater ist einer Heirat seiner Tochter mit dem "Herrn Glashüttenbesitzer" nicht mehr abgeneigt. Doch leider hat Peter keine Ahnung vom Geschäftemachen, der Betrieb läuft schlecht und als er dann auch noch beim Glücksspiel gegen Ezechiel gewinnt, hat er plötzlich kein Geld mehr, um seine Schulden zu bezahlen. Denn Peter wollte ja immer so viel Geld haben wie Ezechiel. Als der keins mehr hat, sind auch Peters Taschen leer. Er flieht, trifft den Holländer Michel und geht mit ihm einen Handel ein: Er tauscht sein Herz gegen einen Stein ein und bekommt dafür das dringend benötigte Geld.

Wieder scheint alles gut zu werden. Peter heiratet seine Lisbeth und die Geschäfte laufen wieder besser. Doch es gibt einen Unterschied: Der warmherzige, liebe Peter ist eiskalt geworden, so gefühllos, dass es für seine Frau nicht mehr zu ertragen ist. Als Peter sie im Streit erschlägt, sieht er nur noch eine Möglichkeit, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen.

Wieder einmal hat das Ensemble ein Stück auf die Bühne gebracht, das sowohl kurzweilig war als auch nachdenklich stimmte. Wer hat sich nicht schon einmal gewünscht, all den (Herz-)Schmerz loswerden zu können und erfolgreicher zu sein? Damit blieben die Burgfestspiele ihrem Motto "Quod tangit animas", "was das Herz berührt" treu.

Die Schauspieler, allen voran die tapfere Jade, die trotz eines schlimmen Hustens ihre Rolle bravourös meisterte, lieferten einmal mehr und zeigten deutlich, wie viel Spaß die eingeschworene Truppe am Theaterspielen hat.

Weitere Termine: Mittwoch, 17, Juli; Samstag, 20. Juli; Mittwoch, 24. Juli; Freitag, 26. Juli; Sonntag, 18. Juli; Freitag, 2. August; Samstag, 3. August

Darsteller: Pia Klausmann: Schwarzwälder, Stefan Blattmann: Peter Munk, Amelie Badke, Romy Schrempp, Nina Klausmann, Vera Lehmann, Lara Ehlert, Bella Leon: Dorfkinder, Sirgid Blattmann: Josefine Walstein, Magdalena Waljevic: Lisbeth, Bettina Meyer: Barbara Munk, Jürgen Clever: Ezechiel, Jürgen Karrer: Amtsmann, Daniel Schrempp: der lange Schlurker, Susanne Klasumann: Wirtin Vroni, Alina Blattmann: Saaltochter, Jürgen Klausmann: Holländer Michel, Jade Eble: Glasmädchen, Frits Langeraar: Holländer Frits

Hinter der Bühne: Jürgen Karrer (Kostüme), Waltraud Rössler, Verena Brüstle, Heike Wilczek (Maske), Mäx Clever und das gesamte Ensemble (Bühnenbau), Detlef Meyer (Technik), Brigitte Brüstle-Clever (Regieassistenz), Jürgen Clever (Intendanz und Regie), Melanie Badke und Heinz Bees (Catering)