Digitalisierung: Vodafone unterzeichnet Netzbetreibervertrag / Kreis muss 270 Kilometer Leitungen bauen
Ortenau - Bis 2025 sollen auch die letzten 10.000 bisher unversorgten Ortenauer Haushalte über schnelles Internet verfügen, so der Plan der Kreisverwaltung. Immerhin einen Netzbetreiber gibt es nun: Vodafone. Am Donnerstag war Vertragsunterzeichnung. "Jetzt legen wir gemeinsam los", erklärte Landrat Frank Scherer bei einer Pressekonferenz anlässlich der Vertragsunterzeichnung.
"Wir bauen und Vodafone pachtet das Netz", fasste Scherer die künftige Kooperation zusammen. Das britische Telekommunikationsunternehmen hatte sich in einer zweiten Ausschreibungsrunde gegen drei Konkurrenten durchgesetzt.
Britisches Unternehmen sorgt für Glasfaser-Internet
Das Unternehmen versorgt unter anderem bereits 33 Gewerbegebiete in der Ortenau mit Glasfaser-Internet, erklärte Rolf-Peter Scharfe, Leiter der Glasfaserkooperationen bei Vodafone. Dazu kämen mehr als 100.000 Haushalte im Ortenaukreis. "Damit liefern wir schon einen ganz wesentlichen Beitrag zur Digitalisierung", betonte Scharfe.
Als Netzbetreiber versorgt Vodafone künftig die Bürger mit Diensten wie Internet, Telefonie und TV. Zugleich ermöglicht sie laut gesetzlicher Vorgabe auch anderen Betreibern die Nutzung der Infrastruktur. Somit können zukünftig Verbraucher ihren Anbieter frei wählen, sofern dieser eine Netzkopplung mit Vodafone vereinbart hat.
Kreis muss 270 Kilometer Netz bauen
Rund 150 Kilometer der notwendigen "Backbone"-Struktur (zu deutsch: Rückgrat) bringt der Telekommunikationsriese bereits in die Partnerschaft ein. "Die müssen wir nicht mehr bauen", erklärte Josef Glöckl-Frohnholzer, Geschäftsführer Breitband Ortenau.
Trotzdem bleiben noch 270 Kilometer in insgesamt vier "Backbone"-Netzen, die der Kreis übernehmen muss. Eines davon erstrecke sich unter anderem von Offenburg über Gengenbach bis Gutach, so Glöckl-Frohnholzer, ein weiteres liege bei Friesenheim.
"Noch im Herbst beginnen wir mit der Ausschreibung der Netzplanung, anschließend können wir die weiteren Bauarbeiten vergeben. Anfang nächsten Jahres können dann in den ersten Kommunen die Bagger anrollen", so Glöckl-Frohnholzer.
10.000 Haushalte in der Ortenau noch "unterversorgt"
Bis Ende 2022 sollen in der ersten Phase insgesamt 14 Kommunen die weißen Flecken beseitigt sowie Schulen angeschlossen werden. Noch gelten rund 10.000 Haushalte in der Ortenau als "unterversorgt", das heißt die Übertragungsrate dort liegt bei unter 30 Megabit pro Sekunde.
"Bis 2025 sind diese Gebäude angeschlossen, davon bin ich überzeugt", erklärte Scherer. Ohne Medieninfrastruktur könne das Land nicht funktionieren – das habe Corona jüngst gezeigt.
Scherer sieht das Scheitern der ersten Ausschreibungsrunde durchaus positiv: "Anstatt nur bis zu 60 Prozent Landesförderung können wir mit unserem jetzigen Betreibermodell nun von Bund und Land in vielen Bereichen bis 90 Prozent Förderung generieren", betonte der Landrat.
Die Übergangszeit zwischen dem Scheitern der ersten Ausschreibung und der erfolgreichen zweiten Runde habe man intensiv genutzt, erklärte Landrat Frank Scherer. "24 lokale Ausbauvorhaben in elf Städten und Gemeinden haben wir auf den Weg gebracht mit einem Investitionsvolumen von 51 Millionen Euro", so Scherer. Diese würden bereits von der 90-Prozent-Förderung profitieren.