Gleich 55 Gründe, den Schwarzwald zu lieben, sind im Buch versammelt. Foto: Schwarzwälder Bote

Literatur: Astrid Lehmann präsentiert Werk über Liebe zum Schwarzwald / Geschichten mit Augenzwinkern

Der Schwarzwald lässt sie nicht los - und mit ihrem neuen Buch liefert Astrid Lehmann gleich 55 Gründe, ebendiesen zu lieben. Sowohl als "Rigschmeckte" als auch bekennende "französische Schwarzwälderin" – aber immer mit einem Augenzwinkern.

Oberwolfach. Gleich 55 Liebeserklärungen? Ihr würden sogar noch einige mehr einfallen, erklärt Astrid Lehmann lachend. Im vergangenen Jahr beschäftigte sie sich noch mit Wildpflanzenküche (Wildpflanzen-Küche aus dem Schwarzwald – 50 leckere Rezeptideen; wir berichteten). In ihrem neuen Buch "55 Gründe, den Schwarzwald zu lieben – Geschichten fürs Herz von Land und Leuten" liefert sie vor allem kurze, amüsante Einblicke in das Leben im Schwarzwald, die liebenswerten Menschen, die ihr begegnet sind und natürlich die atemberaubende Landschaft, die sie nicht loslässt.

"Wir leben hier wirklich im Paradies, das sollten wir nicht vergessen", erklärt sie und ruft die ganz unterschiedlichen Landschaften in Erinnerung, die den Schwarzwald ausmachen: Die Weinberge, Wälder, Hochebenen und Karseen. Die finden genauso ihren Platz im Buch wie auch die Tierwelt. Unter anderem schreibt sie von der Hinterwälder Kuh – laut Lehmann das Mannequin unter den Kühen. Oder von ihrer ersten Begegnung mit dem Auerhahn. Aus ihrer Sicht als Französin wirft sie natürlich auch einen besonders liebevollen Blick auf das Brauchtum, unter anderem die Fastnacht. In Frankreich sei die Fastnacht etwas für Kinder, darum sei sie zunächst sehr irritiert gewesen. "Aber im Grunde ist es, bei allem Spaß, eine ernste und schützenswerte Sache", erklärt sie. Und den Schock, dass die Bürgermeister so mitmachen, habe sie mittlerweile auch überwunden.

Zu kurz kommen aber auch nicht die Menschen, die die Gegend zu etwas Besonderem machen. Das sind unter anderem Rita und Otto, die sie damals so liebevoll auf ihrem Hof in Hausach aufgenommen haben. "Sie gaben mir nicht nur den Schlüssel zu ihren Herzen, sondern auch zum Schwarzwald", sagt Astrid Lehmann heute. Aber auch das große ehrenamtliche Engagement der Schwarzwälder oder Eigenarten wie der typische Grunzlaut, der oft anstatt eines Lobes kommt. "Ich habe versucht, diese Eigenarten herauszukitzeln – natürlich immer liebevoll", so die Autorin. Dabei nimmt sie sich auch selbst nicht zu ernst – etwa, als sie von ihrer ersten Begegnung mit Most berichtet, den sie erst einmal mit Apfelsaft verwechselte und sich zur Erfrischung mit an die Arbeit nahm.

Schnapsbrünnele sind ihrer Zeit voraus

Ihre liebste Geschichte? Da muss sie nicht lange überlegen. Als sie einige Zeit in Japan lebte, habe es an jeder Ecke Automaten mit gekühlten Getränken gegeben. "Eigentlich wurde das im Schwarzwald ja schon viel früher gefunden, nämlich die vielen Schnapsbrünnele", sagt sie. Auch für Gruppen, die sie als Reiseleiterin begleite, sei es immer wieder faszinierend, dass das auf Vertrauensbasis so gut klappe.

Jedes der Kapitel ist etwa eine bis drei Seiten lang und von ihr selbst bebildert. Außer eine, nämlich die Geschichte, wie sich ihre Eltern, der Vater ein waschechter Schwarzwälder und die Mutter eine ebenso waschechte Pariserin, kennengelernt haben. Sie selbst bezeichnet sich als "französische Schwarzwälderin", weil sie eben beides in sich habe. Darum habe sie das Buch auch ihren Kindern gewidmet. "Es ist nicht einfach, seine Wurzeln zu finden", weiß Lehmann, die früher als Bankerin arbeitete und anschließend die verschiedenen Kontinente bereiste. Mit ihrem Mann und der Region habe sie ihre gefunden.

Darum habe sie nicht lange überlegen müssen, um 55 Gründe zu finden. "Das war alles in mir", sagt sie lachend. Sie sei viel in der Natur unterwegs, beobachte gerne die Menschen. Dabei lerne sie immer noch dazu. Recherchieren musste sie lediglich zu den verschiedenen Sagen. "Und ich werde auch in zehn Jahren noch Neues entdecken hier", sagt sie. "Die Region lässt mich einfach nicht los."

Lustiges und Skurriles, alles selbst passiert

Als der Silberburg-Verlag sie anfragte, habe sie darum auch gleich losschreiben können. "Die Geschichten waren alle schon in mir, ich wusste es nur noch nicht", sagt sie. Einzige Vorgabe: Es sollten 55 Gründe sein, in Anlehnung an Heiko Volz, den jetzigen Autor der schwäbischen Kultfiguren Äffle und Pferdle, der 55 Gründe suchte, Stuttgart zu lieben. Dabei habe sie nichts erfunden. "Alles, worüber ich schreibe, ist mir so passiert", unterstreicht Lehmann. So auch die Anekdote, wie sich ein Urlauber bei einer Kräuterführung einfach mal auszog, um die herrlich saftige Wiese am ganzen Körper zu spüren.

Auch die nächsten Bücher stehen schon in den Startlöchern. Im Oktober erscheint eines über alte Handwerksberufe im Schwarzwald. Was danach kommt, möchte sie aber noch nicht verraten. Nur so viel: "Es wird etwas ganz anderes." Thema ist aber wieder der Schwarzwald. Auch Lesungen ihrer 55 Gründe sind geplant, sobald es Corona wieder zulässt.

Das Buch "55 Gründe, den Schwarzwald zu lieben - Geschichten fürs Herz von Land und Leuten" von Astrid Lehmann ist in allen Buchhandlungen erhältlich und kostet 14,99 Euro. Es erscheint im Silberburg-Verlag (ISBN: 9783842523470) und hat 144 Seiten. Astrid Lehmann ist freie Autorin, Wildpflanzenpädagogin und bietet Kräuterführungen in Wolfach und Oberwolfach an. Zudem übersetzt sie Texte für Unternehmen. Sie wohnt mit ihrer Familie in Oberwolfach.