Auch im Bauernladen Adam sei der Umsatz seit der Pandemie um 20 Prozent gestiegen, berichtet Helga Adam (rechts). Foto: Schubert Foto: Lahrer Zeitung

Einkauf: Seit der Pandemie kaufen immer mehr Konsumenten bei lokalen Lebensmittel-Produzenten ein

Bis vor Kurzem fristeten sie ein Schattendasein neben den etablierten Supermarkt-Ketten: die Hofläden. Durch Corona ist das nun Vergangenheit. Denn Verbraucher scheinen sich mehr dafür zu interessieren, was tagtäglich auf ihrem Teller landet.

Neuried/Schwanau. "Der Mensch ist, was er isst" – das brachte der Philosoph Ludwig Feuerbach 1850 zum Ausdruck. Damit zeigte er auf, dass Ernährung nicht nur das Loch im Magen stopft, sondern außerdem eine soziale, politische und wirtschaftliche Dimension hat. Dieser weitere Aspekt von Ernährung scheint in der Corona-Pandemie an Bedeutung gewonnen zu haben. Denn Konsumenten scheinen nun vermehrt auf lokale Produkte zu setzen –, was gleichzeitig kurze Transportwege sowie meist ein größere Produkt-Transparenz bedeutet. Doch wie erleben Produzenten aus der Region diese Rückbesinnung auf lokale Erzeugnisse?n Theo Spengler: "Regional kaufen, das ist aktuell das Thema bei der Kundschaft", bestätigt Theo Spengler aus Dundenheim den Trend, dass Verbraucher derzeit auch im Ortenaukreis vermehrt lokale Produkte konsumieren. Mit Ausbruch der Pandemie habe die Kundschaft verstärkt wissen wollen, woher die Produkte kommen. Und die Kundenzahl habe über die Monate der Pandemie zugenommen – und damit der Umsatz. Zwar hat Spengler seit Mitte November 2019 keinen Hofladen mehr, dafür verkauft er seine Produkte – Nudeln, Eier, Wurst und Brotaufstriche – in einem Automaten. Zu welchem sich vor gut einem Monat ein zweiter gesellte. Dessen Anschaffung sei nötig gewesen, weil die Nachfrage steige – mit nur einem Automaten hätte man ständig nachfüllen müssen. Zwei Tage pro Woche liefert Spengler seine Produkte auch direkt zu den Kunden nach Hause, der Kundenstamm habe sich auch hier erweitert. "Auch meine Kollegen machen die Erfahrung, dass auf Regionalität geschaut wird", so Spengler. Doch man müsse abwarten, wie viel davon bestehen bleibe, wenn Corona einmal vorbei sei.n Bärbel Frenk: "Das gibt’s doch nicht!", hätten sich Bärbel Frenk und ihre Mitarbeiter vom Lindenhof in Nonnenweier während des ersten Lockdowns jeden Abend verblüfft gesagt – denn die Kunden hätten bis ans Hoftor Schlange gestanden. Etwa 30 bis 40 Prozent mehr Kundenzulauf gebe es im Hofladen seit Ausbruch der Pandemie – aus diesem Grund sei sogar die Produktion erweitert worden, "wir schlachten mehr", berichtet Frenk. Ihr zufolge würden ihre Kundschaft sich vermehrt dafür interessieren, wie die Produkte hergestellt werden – vor allem zur Tier-Aufzucht habe es viele Fragen gegeben. Dass 500 Meter entfernt vor wenigen Monaten ein Einkaufszentrum entstanden ist, verursache keinerlei Einbuße. "Im Gegenteil", so Frenk, "gerade was Gemüse anbelangt – die Leute kommen auf den Hof."

n Helga Adam: "Vor allem sind Leute gekommen, die vor der Pandemie nicht zu uns kamen", berichtet Helga Adam vom gleichnamigen Bauernladen in Altenheim rückblickend auf die vergangenen Monate. Als Geschäfte und Gastronomie zugegangen seien, habe sich der Umsatz schon erhöht, um etwa 20 Prozent. "Die Kinder essen nicht mehr in der Schule, die Männer nicht mehr in der Kantine. Das heißt, es muss zuhause gekocht werden", so Adam. Welche Vorteile Hofläden in der Pandemie konventionellen Supermärkten gegenüber hätten? Die Leute seien ungern in große Supermärkte gegangen, antwortet Adam, außerdem kenne man sich im Bauernladen, für ein kurzes Gespräch wären die Kunden gerne vorbeigekommen. Aktuell sei wieder etwas mehr Normalität eingekehrt. Der Idee, dass die Pandemie den Umsatz auf Dauer steigern könnte, zeigt sich Adam skeptisch gegenüber. Wenn die Gastronomie wieder aufgehe und wieder Dorffeste gefeiert würden: "Dann essen die Leute wieder mehr außerhalb." Und somit würden weniger Produkte für zuhause benötigt.

Bereits vergangenes Jahr wurde sie abgesagt, die Hofladen Tour, bei der Besucher jährlich in lokale Betriebe reinschnuppern können. Ob sie dieses Jahr stattfindet und in welchem Rahmen, das werde aufgrund der Pandemie erst diesen Sommer entschieden, erklärt Tanja Schilli vom Arbeitskreis Tourismus der Gemeinde Neuried.