Bürgermeister Alexander Schröder kritisierte beim Neujahrsempfang der Gemeinde Meißenheim die Landesregierung. Foto: Friedemann

Rund 300 Gäste sind am Mittwoch zum Neujahrsempfang in die Festhalle nach Meißenheim gekommen. Gemeinsam wurde auf 2023 angestoßen. Zuvor nahm Ehrengast Martin Herrenknecht die Bürger "mit auf eine Reise um die Welt".

Meißenheim - "Das Außerordentliche geschieht nicht auf glattem, gewöhnlichen Wege!", mit diesem Zitat von Johann Wolfgang von Goethe stieg Bürgermeister Alexander Schröder in den Abend des Neujahrsempfangs ein. Rund 300 Gäste waren der Einladung der Gemeinde gefolgt und kamen am Mittwoch in die Festhalle nach Meißenheim.

Das "Außerordentliche" zog sich wie ein roter Faden durch die Ansprache des Bürgermeisters. Zunächst ging er darauf ein, wie das Wort definiert werde. "Sehr oft kommt es zu außergewöhnlichen Leistungen oder besonderen Erfindungen, wenn Extremsituationen vorherrschend sind oder starke Konkurrenz droht. Leider oftmals in Kriegs- und Krisenzeiten", so Schröder weiter. Gerade in solchen Zeiten würden oftmals Wege gegangen, die nicht glatt, gewöhnlich und bereits ausgetreten seien. "In diesen Situationen müssen oftmals neue Wege ausprobiert werden, um das konkrete Ziel zu erreichen. Diese Hindernisse dürfen nicht als Probleme, sondern müssen als Herausforderungen gesehen werden, die es zu meistern gilt", erklärte der Meißenheimer Rathauschef weiter. So habe auch das vergangene Jahr Herausforderungen durch die Corona-Krise und den Ukraine-Krieg beinhaltet. "Dies führte bei uns neben der steigenden Inflation unter anderem zu einer Energiekrise und zu Warenverknappungen in vielen Bereichen." Man befinde sich auch heute nicht auf glatten, gewöhnlichen Wegen und müsse gemeinsam neue Wege einschlagen.

Weiter ging Bürgermeister Schröder auf die kommunalpolitischen Umstände ein, übte Kritik an den immer größer werdenden Aufgaben einer Gemeinde und forderte einen Bürokratieabbau im Land. "Viele gesetzliche Vorgaben erleichtern die Arbeit vor Ort nicht, sondern erschweren sie oder machen sie unmöglich. Wir brauchen, um handlungsfähig zu bleiben, den schon lange geforderten Bürokratieabbau." In diesem Zuge erinnerte Schröder an den offenen Brief "In großer Sorge um unser Land", der Ende Oktober an den Ministerpräsidenten überreicht worden war. "Die bisherigen Reaktionen waren eher dürftig", betonte der Rathauschef.

Herrenknecht erzählt kleine Anekdoten

Es bleibe weiter abzuwarten, wie die Politik reagiere. Die Bürger mit diesen kritischen Worten ins neue Jahr zu verabschieden, das wollte der Bürgermeister aber nicht: "Wir alle in der kommunalen Familie, sei es in den Gemeindeverwaltungen oder bei der Polizei, in den Schulen und Kindergärten, in den kirchlichen Einrichtungen oder in den Kultur- und Sportvereinen, versuchen, für unser Gemeinwesen etwas zum Positiven zu bewegen und unseren Dienst am Nächsten zu tun – und das ist auch gut so", sagte Schröder und bedankte sich anschließend bei jedem Einzelnen, der für andere aktiv ist und sich für die Allgemeinheit einbringt. Bevor er das Wort an den Ehrengast des Abends, Martin Herrenknecht, übergab, wünschte der Bürgermeister allen ein gesegnetes und krisenfreies Jahr 2023.

"Silvester habe ich in Australien verbracht – und dort starten wir heute auch mit unserer Reise durch die Welt", stieg Martin Herrenknecht, Vorstandsvorsitzender der Herrenknecht AG, in seinen Vortrag "Herrenknecht Tunnelvortriebstechnik: Von der Ortenau in die Welt" ein. So berichtete der Unternehmer aus Allmannsweier unter anderem von Projekten in Australien, Südostasien, Südkorea, Indien, China, Frankreich, der Schweiz und Deutschland. In gut anderthalb Stunden und mithilfe von 56 Folien zeigte Herrenknecht auf, was sein Unternehmen alles geleistet habe – und was dafür beim ein oder anderen Projekt nötig gewesen sei. Humorvoll erzählte er kleine Anekdoten, die er auf der ganzen Welt erlebt hatte. Davon, dass es hilfreich sei, nicht nur eine Sprache zu können – "denn, wer nur ›qui‹ (Ja) sagt, kann viel Geld verlieren" – und davon, dass er sehr gerne den ganzen Tag mit seinem Bruder einfach hin und her in "seinen Tunneln" fahre und stets prüfe, ob noch alles dicht sei.

Kurz ging er auch auf den Ausbau der Rheintalbahn ein und sprach dabei direkt den anwesenden CDU-Bundestagsabgeordneten Yannik Bury an: "Vier Jahre hat beispielsweise das Projekt der Sydney-Metro gedauert – von der Planung bis zur Umsetzung. Herr Bury, ich wäre Ihnen sehr dankbar, Sie würden das einmal nach Berlin tragen." Denn es sei ein Wunsch von Herrenknecht, – "ob mit oder ohne Rollator" – noch durch den Tunnel in Offenburg fahren zu können.

Musik und Gespräche

Der Neujahrsempfang wurde musikalisch von einer Abordnung des Musikvereins Meißenheim umrahmt. Im Anschluss an das Programm gab es Gelegenheit, bei Häppchen und Sekt ins Gespräch zu kommen. Für das leibliche Wohl sorgen die Landfrauen, die dafür von Bürgermeister Schröder einen besonderen Dank erhielten.