Bürgermeister Jochen Paleit (Zweiter von rechts) dankte Moderator Udo Wenzl, Bürgermeister-Stellvertreterin Rebecca Wild (Zweite von links) und Gabriele Hertweck von der Musikkapelle Grafenhausen für ihre Beiträge zum Neujahrsempfang. Foto: Decoux

Die Freude über den Neujahrsempfang war bei Kappel-Grafenhausens Bürgermeister Jochen Paleit groß. In seiner Rede zeigte er den Bürgern, wie ihre Wünsche umgesetzt wurden, wo sie künftig gefragt seien und berichtete von zwei unerfreulichen Jubiläen.

Kappel-Grafenhausen - Die Liste der Ehrengäste beim Neujahrsempfang am Donnerstagabend in der Grafenhausener Halle war lang. Paleit begrüßte zahlreiche Kollegen aus der Kommunal- und Bundespolitik sowie von Kirche und Banken, aber auch alle anderen, die in den Pandemiejahren schwere Herausforderungen meistern mussten: Vertreter von Feuerwehr, Polizei, Kita und die beiden Rangerinnen des Naturschutzgebiets Bettina Saier und Cosima Zeller.

Schelte für langsame Landes- und Bundespolitik: "Woran merkt man, dass man älter wird?", fragte Paleit in die Runde. Seine Antwort: An den Jubiläen – nur leider waren das keine erfreulichen. So feiere Paleit etwa "20 Jahre Planungsjubiläum Rückhalteraum Elzmündung". Dass die Umsetzung eines solch "wichtigen Projekts des Hochwasserschutzes für unsere Bürger" sich derart in die Länge ziehe, könne er nicht nachvollziehen, erklärte Paleit und fügte sarkastisch hinzu: "Ich werde mit dem Projekt auch noch Silberhochzeit feiern." Ein ebenso unerfreuliches Jubiläum: "20 Jahre Nicht-Ausbau der Rheintalbahn". "Die Schweiz schafft es Tunnel für die Gleise durch die Alpen zu bohren und wir schaffen es nicht, zwei Gleise durchs Maisfeld zu legen", machte Paleit seinem Unverständnis über die langandauernden Planungen von Verkehrsminister Winfried Hermann Luft. Mit dem Projekt könnte Paleit wohl auch noch "Goldhochzeit" feiern, wenn er wollte: Aktuell ist der Ausbau der Rheintalbahn bis 2045 vorgesehen.

Kritik am fehlenden Nahverkehrsausbau: Während der Bahnausbau noch stocke, sei der Ausbau von Straßen aber etwas, "was wohl immer geht, selbst wenn er durch die letzten Kiebitz-Habitate über wertvollen Ackerboden geht", so Paleit in Richtung neuer B 3-Umfahrung und A 5-Ausbau. Der Nahverkehrsausbau gehe hingegen schleppend voran. In Kappel-Grafenhausen sei man nun aber dabei neue, gute Busfahrpläne aufzustellen. Die Voraussetzung dafür: gestaffelte Schulzeiten.

Doppelgemeinde hat Anliegen ihrer Bürger verwirklicht: "Wir melden Vollzug", erklärte Paleit in Bezug auf die Bürgerbeteiligung von vor drei Jahren. Man habe damals die Anliegen der Kappel-Grafenhausener aufgegriffen und umgesetzt. So wird nun die Entstehung der Ferienwohnungen der Gemeinde durch ein Ampelsystem reguliert. Bezahlbarer Wohnraum wurde dank eines seriösen Investors unter anderem auf dem Mühlenareal geschaffen. Mit dem Rhinova Gewerbepark wurde ein zehn Hektar großes Gebiet für ortsansässige Betriebe und nachhaltige Unternehmen erschlossen. Die Nahversorgung wurde durch einen neuen Edeka erheblich verbessert. Damit auch ältere Mitbürger im Dorf bleiben könnten, sei in Zusammenarbeit mit dem saarländischen Schwesternverband das Haus Taubergießen mit 40 Pflegeplätzen entstanden. Für die Jüngeren wurde der neue Kindergarten Taubergießen gebaut und die Schule habe eine neue Mensa sowie Fachräume bekommen. In Sachen Verkehr sorge das neue Tempo 30 in der Grafenhausener Hauptstraße für eine Regulierung des Verkehrslärms. Für die Förderung des Radverkehrs werde eine neuer Radschnellweg gebaut. Weitere Investitionen der Gemeinde: Die Feuerwehr bekam einen neuen Kommandowagen, eine neues Löschgruppenfahrzeug sowie ein Boot. Der neue Trinkwasserbrunnen wurden vollendet und es wurden E-Ladestationen gebaut. Und auch der Glasfaser-Ausbau starte nun bald. "Wir haben Sie gehört", machte Paleit seinen Bürgern mit dieser Aufzählung deutlich.

Start der neuen Bürgerbeteiligung: Nachdem die Gemeinde nun die alten Ziele abgearbeitet habe, seien die Bürger nun an der Reihe neue zu definieren, erklärte Paleit. So war am gestrigen Freitagabend die Auftaktveranstaltung zur Bürgerbeteiligung (wir werden noch berichten). Moderator und Sozialpädagoge Udo Wenzl aus Waldkirch animierte die Kappel-Grafenhausener dazu, eifrig mitzumachen: "Es gibt keine zu großen Gruppen", erklärte er. Und er betonte auch explizit, dass Jugendliche und Kinder willkommen sind. In den kommenden zwei Monaten soll es noch drei Workshops geben, die in einer Abschlussveranstaltung münden. Die Grundschulkinder werden über drei Tage verteilt eine eigene Aktion bekommen, damit ihre Meinung gehört wird.

Mut für 2023: Dieses Jahr stehe unter anderem die neue Kanalisation in der Waldstraße an und auch dass die Machbarkeitsstudie "Rhinaissance" zur Belebung des Rheins startet, ist Paleit wichtig. "Corona ist durch, das haben wir geschafft, es kann nur besser werden", machte Paleit seinen Bürgern Mut für 2023. Er forderte sie auf, die kommende Fasent zu genießen: "Wir haben lange genug gewartet, jetzt geht’s wieder los."

Blumen für Paleit: Bürgermeister-Stellvertreterin Rebecca Wild bedankte sich bei Bürgermeister Jochen Paleit für seine Arbeit mit einem Blumenstrauß. "Ihr Herz für Natur und Ökologie steht bei ihren Entscheidungen oben, aber ohne dass Sie die Priorität der Gemeinde aus den Augen verlieren", dankte sie Paleit – auch schon im Hinblick auf kommende Herausforderungen.