Haben gemeinsam nach einer Lösung gesucht – und gefunden (von links): Ingrid Oswald, Leiterin des Ortenauer Sozialamts, Bürgermeister Guido Schöneboom, Diakonie-Chefin Ulrike Haeusler und Metzgerei-Inhaber Martin Lehmann. Foto: Bender

Was sich in den vergangenen Wochen angedeutet hatte, ist jetzt offiziell: Die Metzgerei Lehmann in der Tramplerstraße schließt. In ihre Räume wird das Café Löffel ziehen. Gute Nachrichten gibt es derweil für den Wurst-Stand auf dem Schlossplatz.

Lahr – Hielten sich die Verantwortlichen mit den Gerüchten konfrontiert zuletzt noch bedeckt, gaben sie bei einem Pressetermin am Dienstag nun bereitwillig Auskunft. Im Diakonischen Werk am Doler Platz erläuterten dessen Leiterin Ulrike Haeusler, Metzgerei-Chef Martin Lehmann, Bürgermeister Guido Schöneboom und Ingrid Oswald vom Ortenauer Sozialamt die Hintergründe des Wechsels vom Fleischerfachgeschäft zur Tagesstätte für Bedürftige.

Die Ausgangslage: Die Traditionsmetzgerei in der Tramplerstraße kämpft laut ihrem Inhaber seit Längerem mit zweierlei Problemen – Personalmangel und zurückgehender Kundenfrequenz. "Die Discounter graben den Fachgeschäften mehr und mehr das Wasser ab", erklärte Martin Lehmann, weshalb es zunehmend schwieriger werde, seinen Betrieb wirtschaftlich zu führen. Zudem gingen in den kommenden zwei Jahren acht seiner insgesamt rund 30 Mitarbeiter in Rente. "Dass da in absehbarer Zeit etwas nachkommt, ist nicht absehbar", so Lehmann. So habe er sich "schon seit gewisser Zeit" Gedanken über die Zukunft seines Betriebs gemacht – und zu Beginn des Jahres dann Kontakt mit dem Café Löffel aufgenommen. Die Einrichtung, die von der Diakonie getragen wird und dieses Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiert, muss ihren bisherigen Standort in der Schützenstraße bekanntlich Ende März 2023 geräumt haben. Der Immobilieneigentümer hat den Mietvertrag gekündigt.

Der aktuelle Stand: "Wir sind uns grundsätzlich einig, arbeiten derzeit aber noch die Details des Mietvertrag aus", berichtete Ulrike Haeusler. Vor dem Umzug gebe es in den Metzgerei-Räumen noch einige bauliche Veränderungen vorzunehmen, etwa den Kühltresen zu entfernen sowie Dusche und Toiletten für die künftigen Café-Löffel-Besucher einzubauen. Für diese, ist sich die Lahrer Diakonie-Chefin sicher, ist der künftige Standort optimal: "Zentral gelegen, aber nicht auf dem Präsentierteller." Weiterer positiver Aspekt: Es gibt bereits eine Küche. Lehmann will seine Metzgerei noch bis Ende Februar betreiben. Den Partyservice werde er aufgeben, für seine Filiale im Netto-Markt in der Burgheimer Straße führe er Übernahmegespräche mit zwei "größeren Metzgereien". Der Pachtvertrag laufe noch bis Juni. Den sogenannten Wurst-Würfel in der Innenstadt will der Mittfünfziger mit seiner Lebensgefährtin weiterführen, mit eigenen Waren. Die Produktionsstätte in der Tramplerstraße werde er von der künftigen Tagesstätte abtrennen. Dass seine Angestellten alle nahtlos eine neue Beschäftigung finden, steht für Lehmann außer Frage: "Angesichts der Lage auf dem Arbeitsmarkt habe ich da keine Bedenken."

Die finanzielle Seite: Zu den Vertragsdetails  schwiegen Vermieter und Mieter erwartungsgemäß. Lehmann erklärte aber, dass es für ihn "eine Herzensangelegenheit" sei, bedürftigen Menschen zu helfen. Daran habe seine verstorbene Schwiegermutter, einst Leiterin der Lahrer Diakoniestation, großen Anteil. Stadt und Kreis unterstützen das Café Löffel derzeit mit 17 000 beziehungsweise 71 000 Euro pro Jahr. Beträge, die künftig steigen sollen, geht es nach der Diakonie. Ein Antrag auf Zuschusserhöhung sei gestellt, erklärte Haeusler. Sie verwies in diesem Zusammenhang auf zurückgehende Zuwendungen aus der Kirchensteuer. Sowohl Guido Schöneboom als auch Ingrid Oswald betonten die Wichtigkeit der Tagesstätte, nach deren Art es in der Ortenau nur zwei weitere gibt, in Offenburg und Kehl. In Lahr werden bis zu 40 Essen täglich für hilfesuchende Menschen ausgegeben. Die Zahl der Besucher ist laut Haeusler aber "deutlich höher". Wie hoch die zukünftigen Zuschüsse ausfallen sollen, blieb beim Pressegespräch unerwähnt. Darüber zu befinden haben in den kommenden Wochen der Kreistag und der Gemeinderat. Aus Letzterem hat Schöneboom bereits "fraktionsübergreifend positive Signale" vernommen.

Ziel: Neubau für Lahrer Tafel

Neben dem Café Löffel betreibt die Diakonie in Lahr noch eine zweite wichtige soziale Einrichtung: die Tafel, in der bedürftige Menschen günstig einkaufen können. Deren Räumlichkeiten in der Schwarzwaldstraße sind längst an die Kapazitätsgrenzen gestoßen. Immer wieder kommt es zum Stopp bei der Ausgabe von neuen Kundenkarten. "Wir suchen mittelfristig nach einer langfristigen Lösung für die Tafel", erklärt Guido Schöneboom gegenüber unserer Redaktion. Wünschenswert, so der Erste Beigeordnete, sei ein Neubau. "Wir sondieren diesbezüglich gemeinsam mit der Tafel die Lage."