Das Gebäude Breisgaustraße 39 – früher Lilalu und Farben Gänshirt – soll das Zuhause eines neuen Fahrradhändlers werden. Die Stadtverwaltung will dafür den Bebauungsplan ändern. Foto: Bender

In Lahr zeichnet sich ein Fahrradhändler-Streit ab: Die Stadtverwaltung will ermöglichen, dass in den bisherigen Räumen von Farben Gänshirt in Mietersheim Räder verkauft werden können. Das stößt bei der potenziellen Konkurrenz auf Widerstand.

Lahr – Rechtlich ist die Angelegenheit eindeutig: Bisher kann ein Fahrradgeschäft im früheren Kinderfachgeschäft Lilalu nicht genehmigt werden. Denn: Im Jahr 2017 hat der Gemeinderat ein Einzelhandelskonzept beschlossen, wonach es sich bei Fahrrädern und dem entsprechenden Zubehör um sogenanntes zentrenrelevantes Sortiment handelt. Das heißt, dass sich diese Branche möglichst in der Innenstadt anzusiedeln hat.

Fahrräder und Zubehör sind zentrenrelevantes Sortiment

Dennoch befasst sich die Stadtverwaltung derzeit mit dem Anliegen eines Fahrradhändlers, ein neues Geschäft an der Grenze zum Fachmarktzentrum zu eröffnen, wie Stadtsprecher Nicolas Scherger auf Anfrage der LZ bestätigt. Beim Thema Fahrradhandel habe sich in den vergangenen Jahren Grundlegendes getan. "Seit 2017 hat die Fahrradbranche eine sehr dynamische Entwicklung beim Angebot und bei den Umsätzen vollzogen", so Scherger. Beim Sortiment "Fahrräder und Zubehör" lautete bisher das Ziel, Interessenten ins Stadtzentrum zu locken. "Diese Investitionen in die Lahrer Innenstadt haben sich bisher nicht bewahrheitet und sind wohl auch künftig nicht zu erwarten", erklärt der Stadtsprecher. Aus diesen Gründen sei es sinnvoll zu überprüfen, ob "Fahrräder und Zubehör" weiterhin als zentrenrelevantes Sortiment betrachtet werden sollen. "Selbstverständlich", so Scherger, bleibe es jedoch grundsätzlich beim politischen Ziel, die Innenstadt zu schützen und weiterhin mit möglichst viel Leben zu füllen.

Einzelhandelskonzept und Bebauungsplan müssten geändert werden

Über Änderungen des Einzelhandelskonzepts inklusive der Sortimentsliste muss der Gemeinderat entscheiden. Die Verwaltung will laut Scherger daher eine erste Vorlage vorbereiten, um den förmlichen Beschluss zur Änderung zu beraten. In der Folge müssten Bebauungspläne, in denen auf Basis des Einzelhandelskonzepts bestimmte Sortimente ausgeschlossen waren, geändert werden.

"Nach aktuellem Stand und vorbehaltlich der Beschlüsse des Gemeinderats gehen wir davon aus, dass das Verfahren bis Sommer/Herbst 2023 dauert", so Scherger gegenüber der LZ. Die Frage der Zentrenrelevanz des Sortiments "Fahrräder und Zubehör" sei dabei "unabhängig von einzelnen Betreibern und Investoren zu entscheiden".

Markus Kollmer erwägt rechtliche Schritte

Keine 500 Meter vom ehemaligen Lilalu entfernt ist seit vielen Jahren das Geschäft Kollmer Bikes zu Hause. Dessen Inhaber Markus Kollmer ist erwartungsgemäß wenig begeistert von der Aussicht auf Konkurrenz vor seiner Ladentür: "Natürlich muss ich befürchten, dass da versucht wird, Kunden abzugreifen." Mit Blick auf das Einzelhandelskonzept sagt Kollmer im Gespräch mit der LZ: "Die Stadt hat 2017 Spielregeln aufgestellt, an die sie sich doch bitte halten möge."

Gemeinsam mit dem Chef der Lahrer "Radklinik" habe er im Rathaus bereits seinen Standpunkt deutlich gemacht. Seiner Meinung nach gibt es in der Innenstadt genügend freie Ladenflächen, wo sich ein Fahrradhandel niederlassen könnte. Sollte der Gemeinderat den Vorschlag der Stadtverwaltung annehmen, "werden wir in jedem Fall rechtliche Schritte einlegen". Kollmer zeigt sich auch von der Kommunikation in diesem Fall enttäuscht: "Der Oberbürgermeister hat Bitten um Gespräche bisher immer abgelehnt und auf Mitarbeiter verwiesen. Jetzt erfahre ich von der Zeitung von diesen aktuellen Entwicklungen. Das ist kein guter Umgang."