Architekt Hardy Happle hat dem Schwabo mit dem großen Schlüssel die Türen zum "Dritten Hof" geöffnet. Foto: Kornfeld

Er ist eines der meistfotografierten Motive im Schwarzwald gewesen, jetzt wirkt er vergessen: der "Dritte Hof" in Niederwasser. Doch Architekt Hardy Happle hat detaillierte Vorstellungen von dem, wie das Gebäude aussehen soll.

Hornberg-Niederwasser - Mit dem Schwabo macht der Architekt einen Rundgang durch das Gebäude. Er blickt zurück in die Geschichte und erklärt seine Vision vom geplanten Naturparkzentrum. Es wird klar: das Ganze ist auch ein Balanceakt zwischen Denkmalschutz, Naturschutz und angestrebter Nutzung.

Das Dach ist etwas ganz Besonderes

Der Hof gehöre konstruktionsgeschichtlich zu den zehn bis zwölf interessantesten Höfen im Schwarzwald. In der Zeit um 1630, das ist das Baujahr des Hofs, sei man langsam von dem von Stützen getragenen zum liegenden Dachstuhl übergegangen. "Ganz hat man dem jedoch noch nicht getraut. Im ›Dritten Hof‹ wurden noch zusätzlich Stützen eingebaut", zeigt der Architekt die besondere Konstruktion. Das Dach hat eine Fläche von circa 1000 Quadratmetern und steht unter Denkmalschutz. Teilweise ist es mit Stroh gedeckt (Richtung Hornberg) und teils mit Schindeln. Unterm Dach leben Fledermäuse und eine Eule, daher kann das Gebäude nicht bis ganz bis unter das Dach genutzt werden. Im Haus sind die alten Eichenbalken aus dem Jahr 1630 zu sehen. Das zeige, dass der Hof von reichen Menschen erbaut wurde. Eichen gab es im Schwarzwald nicht, sie mussten hertransportiert werden. Die Balken sind noch sehr gut erhalten und sie werden sichtbar bleiben. Im Keller sind die Balken teilweise sogar geschnitzt. Wahrscheinlich wurde hier etwas verkauft, erklärt der Architekt, sonst hätte man sich die Mühe nicht gemacht.

Die Nutzung wird sehr vielfältig sein

Happle schwebte eine touristische Nutzung vor, auch aufgrund der Lage direkt an der B 33. Dafür war ein "durchsetzungsstarker Partner" nötig. Eine GmbH, auch mit der Eigentümerfamilie aus Hausach, wurde gegründet und der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord ins Boot geholt. Es ging und gehe darum, Pläne durchzusetzen und Förderungen zu akquirieren. Das anstehende Projekt musste bis ins kleinste Detail (verschiedene Nutzungen, Öffnungszeiten, Belegung) beschrieben werden, um die entsprechende Pläne einreichen zu können.

Vielfältige Nutzung

Auf dem früheren Hof wurde gewohnt, produziert, verkauft und Heu sowie Vieh waren dort untergebracht. Und so vielfältig die Nutzung früher war, so vielfältig soll sie wieder werden. Zentrum wird die ehemalige Rauchküche sein, dort wird das Naturparkportal untergebracht. Die angrenzende Eventfläche kann auch von Firmen oder Privatleuten gemietet werden. Es soll ein Café und Stubenläden im Erdgeschoss geben. Ein Cateringkonzept für Veranstaltungen ist in der Planung. Es wird von drei Betrieben in unterschiedlichen Preisklassen abgedeckt. Eines ist klar: "Das Angebot wird radikal regional und saisonal sein. Jakobsmuscheln wird es auf der Karte nicht geben", so Happle. Sogar die Tischwäsche soll authentisch sein. Die Betriebe müssen nachweisen, wo die Produkte herkommen. Es soll eine "Produktlinie ›Dritter Hof‹" geben.

Obst, Gemüse und Schafe

Der zugehörige Bauerngarten soll Gemüse liefern, eine Obstwiese wird aktiviert. Der "Dritte Hof" soll aber nicht nur für Touristen da sein, wichtig ist Happle, ihn für die Einheimischen zu öffnen. Kamerunschafe werden auf dem Gelände einziehen und aus dem Kornspeicher wird ein Kinderspielhaus. Eins steht fest: es wird viel Leben auf dem ganzen Gelände einkehren. Die Eröffnung soll Stand jetzt Ende 2024 sein.

Wettbewerb

Angedacht ist eine zusätzliche Fußgängerbrücke über die Gutach. Dafür schwebt Happle ein Wettbewerb vor. Teams aus je einem Zimmer-Meisterschüler, Architekturstudierenden und Bauingenieurwesen-Studierender könnten Pläne einreichen.