Der Unterwald zwischen Waldmattensee und Autobahn müsste weichen, wenn dort Kies abgebaut werden würde. Foto: Baublies

Wird im Unterwald Kies abgebaut? Kritik am Oberbürgermeister. 

Deutliche Kritik am Lahrer Oberbürgermeister gibt es vom Lahrer Nabu: Der Naturschutzbund wirft Markus Ibert vor, ein Vorranggebiet für Naturschutz und Landschaftspflege in Kippenheimweiler dem Kiesabbau zu opfern.

Dabei geht es um den Bereich Unterwald, ein Waldstück zwischen dem Waldmattensee und der Autobahn. Hintergrund ist, dass die Kiesabbaufläche am Waldmattensee erweitert werden soll (siehe Info). OB Ibert habe sich in einem Brief an den Regionalverband Südlicher Oberrhein dafür ausgesprochen, "eine Vorrangfläche für Naturschutz und Landschaftspflege aufzuheben, damit im Bereich einer äußersten wertvollen Waldfläche Kiesabbau möglich wird", so Wolfgang Bahr, stellvertretender Vorsitzender des Lahrer Nabu. Der Naturschutzbund sei "schockiert über das Vorgehen des Oberbürgermeisters, zumal dieser Kenntnis davon hat, dass für den Regionalverband eine Erweiterung des Kiesabbaus in die Vorrangfläche hinein auf absehbare Zeit nicht in Frage kommt".

"Besonders befremdet" habe den Nabu die Begründung für den Vorstoß. Ibert argumentiere damit, dass durch den Ausbau von Autobahn und Rheintalbahn die Qualität dieses Gebiets in Zukunft ohnehin gemindert würde, und ziehe daraus den Schluss, dass man aus diesem Grund die Vorrangfläche bereits jetzt aufheben könne. "Eine vom Oberbürgermeister vorgeschlagene Maßnahme, durch zwei Brückenbauwerke die Biotope beiderseits der Autobahn zu verbinden, könnte den Verlust der Waldfläche in keiner Weise ausgleichen", so Bahr. Außerdem stelle sich die Frage, wer ein solches Projekt finanzieren würde. Für den Ausbau der A 5 sowie den Bau des dritten und vierten Gleises seien Planfeststellungsverfahren mit einer Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig, um die Auswirkungen für die Natur und Umwelt zu überprüfen. Sollte dann eine Genehmigung stehen, werde es zu Ausgleichsmaßnahmen in großem Umfang kommen müssen.

OB will Stellung nehmen

Der Naturschutzbund fordert Ibert auf, zu akzeptieren, dass eine Erweiterung der Abbaufläche nur im Süden oder Südosten erfolgen kann, wo Flächen speziell für den Abbau von Rohstoffen ausgewiesen seien. "Es kann nicht sein, dass die Natur gegenüber den Interessen eines Unternehmens und der Landwirtschaft auf die Verliererstraße gerät, deren Interessen der Oberbürgermeister mit seiner Initiative ganz offensichtlich vertritt", so Bahr: "Sonst werden seine Aussagen, dass Klima-, Natur- und Artenschutz zu den wichtigsten Zukunftsaufgaben der Stadt Lahr gehören, zu einem reinen Lippenbekenntnis".

OB Ibert will erst am Freitag zu dem Thema Stellung nehmen, wie eine Anfrage unserer Zeitung ergab.

Die Firma Vogel-Bau hat im Oktober 2020 im Ortschaftsrat Kippenheimweiler über die geplante Vergrößerung der Kiesabbaufläche beim Waldmattensee informiert. Die bisherige Fläche sei nahezu ausgeschöpft. Laut Vogel-Bau wird nicht mehr Kies als bisher gefördert. Im Regionalplan sind Flächen für den Abbau von Rohstoffen ausgewiesen. Zum einen rund 3,5 Hektar in südöstlicher Richtung, was aber laut Beobachtern zu klein wäre, zum anderen eine rund sieben Hektar große, landwirtschaftlich genutzte Fläche in südlicher Richtung. Ähnlich würde die Größenordnung bei einer Erweiterung im Bereich Unterwald sein. Das würde jedoch einen Kahlschlag bedeuten.