Kuhbachs Ortsvorsteher Norbert Bühler erlag dem Charme der „Kühe“. Foto: Vögele

Sowohl Kuhbachs Ortsvorsteher Norbert Bühler als auch Reichenbachs Oberhaupt Klaus Girstl kapitulierten schnell: In den beiden Ortsteilen im Lahrer Osten regieren nun die Narren. Nach dem Stellen der Narrenbäume und den Stürmen auf das Rathaus wurde jeweils noch fröhlich gefeiert.

Am Schmutzigen Donnerstag brach sich auch im eher beschaulichen Kuhbach die Fastnacht auf breiter Front eine Bahn: Einheimische Narren setzten wie in den Vorjahren vor dem Rathaus mit Hilfe der Feuerwehr einen Narrenbaum, den die „Kuhbacher Kühe“ zuvor aufgehübscht hatten.

Viele große und kleine Narren versammelten sich in der kommunalpolitische Dorfmitte, um den Sturm aufs Rathaus mitzuerleben. Mit Narri und Narro und unter den Klängen der Musikkapelle wurden die Kuhbacher Kühe, ihrer Leitkuh Sandra folgend, auf dem Rathausplatz empfangen. Ortsvorsteher Norbert Bühler zeigte wenig Interesse, sich gegen die närrische Übermacht zu stellen. Sehr schnell erlag er dem Charme der Kühe, die ihren Sieg mit lautem Muhen und gewaltigen Kuhglocken und Freudensprüngen feierten. Ohne Gegenwehr rückte der Ortsgewaltige die eh schon bedenklich leere Ortskasse in die Hände der Narren heraus.

So herrschte auf allen Seiten eitel Freude: Bei den Narren, dass sie das Zepter über die kommenden tollen Tage führen, beim Rathauschef über die willkommene Pause beim Regieren. Der Machtwechsel wurde fröhlich und zünftig beim Umtrunk rund ums Rathaus begossen.

Auch in Reichenbach haben die Narren am Schmutzigen Donnerstag die Macht übernommen. Bis Aschermittwoch werden sie der Narrenhochburg ihren Stempel aufdrücken.

Närrisches Treiben beginnt am Nachmittag

Während der Zunftrat und das Baronspaar mit den Schergässlern schon am Vormittag über Schule und Kindergärten das Zepter schwangen, begann am Nachmittag das närrische Treiben. Groß und Klein verfolgten die Aufstellung des hohen Narrenbaumes auf dem Lindenplatz, der zuvor vom Narrensamen geschmückt wurde. Für ihre Mühe wurden die Helfer mit einer Narrensuppe belohnt, die auch den vielen Zuschauern des Spektakels serviert wurde.

Unter den Klängen der Musikkapelle stürmten die Narren am Abend das Rathaus. Ortsvorsteher Klaus Girstl kapitulierte rasch und händigte die leere Kasse dem Baronspaar Florian und Linda aus. Ausgelassen feierten alle die Amtsübernahme mit Musik, Tanz, feurigen Reden und guten Tröpfchen, die der entmachtete Ortsobere kredenzte.

Oberzunftmeister Thomas Fischer verteilte Orden an alle, die sich um die Richebacher Fasent verdient gemacht haben. Dann setzte sich der Hemdglunkerumzug zur Schergasse in Bewegung, um sich dort ins Fastnachtstreiben zu stürzen. Am Narrenbaum proklamierte das Baronspaar die Herrschaft der Narren. In Nachthemden, mit Saublodere und infernalischen Musikgeräten strömte alles der Schergass zu, wie es das Fasentlied besingt. Immer wieder tauchten fantastisch kostümierte Gruppen in bun-ter Vielfalt aus der Dunkelheit auf, die dem „Schmutzigen“ in Reichenbach seit jeher ein besonderes Flair verleihen.

Sulzer Rathaus hat keine Chance

Auch in Sulz musste die Ortsverwaltung dem Ansturm der Narren schnell nachgeben.Die Schlossbühljäger und die Ranzenganrde haben – taktisch versiert – erst die jüngeren Narren (Badisch „Narresome“) der Kindergärten befreit.

Der Gewalt der vereinten Narrenschar ist die Ortsverwaltung Sulz am Abend des Schmutzigen Donnerstag daher sehr schnell gewichen. Versuche, die Kinderschar mit Bonbons im Zaum zu halten waren zum Scheitern verurteilt. Ortsvorsteher Rolf Mauch rückte schließlich den Schlüssel heraus.

Der Narrenbaum, der während des Ansturms von Hand in die Höhe gehievt wurde, zeugt unübersehrbar, dass im größten Lahrer Ortsteil – wie überall – die fünfte Jahreszeit ausgebrochen ist. Den Sturm der vielen Narren hat eine Abteilung des Musikvereins, die sehr originell als „Hemdglonker“ Unterwegs waren, begleitet.

Mietersheims Ortsvorsteherin im Hemdklunker

45 Schärmies-Mitglieder haben am Donnerstagabend vor den Augen von rund 150 Narren aller Altersgruppen das Rathaus gestürmt.

Um 18.31 war es soweit. Die Axt reichte nicht aus, auch der Baumstamm, mit dem die Tür aufgebrochen werden sollte, zeigte keine Wirkung. Als letzte Möglichkeit wurde dann eine Bombe eingesetzt – mit Erfolg, jetzt konnte die Ortsverwaltung unter tosendem Applaus gestürmt werden. Der Ortschaftsrat und die Ortsvorsteherin leisteten zwar viel Widerstand, wurden aber trotzdem aus dem Rathaus geführt.

Ortsvorsteherin Diana Frei, im Hemdklunker, überreichte den Rathaus-Schlüssel an Oberzunftmeisterin Sabrina Dold bis zum Aschermittwoch mit den Worten: „Liebe Schärmies, habt Erbarmen mit mir, / die Kasse ist leer, was macht ihr mit mir. Falls ihr nur wollt mit Sektkorken knallen, das lohnt sich nicht in den Mietersheimer Rathaushallen. / Dass ihr jetzt regiert, darüber bin ich aber eigentlich ganz froh, denn jetzt heißt es für mich Urlaub oder so. / Mir ist’s recht, was soll ich auch machen, ich wird vom Lerchenberg über euch wachen. / Also übernehmt nun das Amt und zeigt euch bereit, Mietersheim zu regieren in der närrischen Zeit. Als Zeichen des guten Willens plündern wir den Vorrat an Wein, es sind alle eingeladen, ich hoff er ist fein. / Ich geb‘ euch den Schlüssel, ich geb‘ ihn heraus, jetzt kanns jeder sehn.“

Narren freuen sich über Verköstigung

Närrinnen und Narren, Groß wie Klein, ließen sich nicht zweimal bitten und freuten sich über die Verköstigung mit Brezeln und Getränken.

Den Narrenbaum richteten mehr als ein Dutzend Mitglieder von der Freiwilligen Feuerwehr Lahr, Abteilung Mietersheim, unter der Leitung von Roland Pfaff auf. Geschmückt wurde der im Sulzer Wald geschlagene Baum von Schülern der Mietersheimer Grundschule.

Am vergangenen Montag hatte es eine närrische Schulstunde für 20 Kinder der dritten Klasse gegeben, um ihnen Brauchtum und Fasentkultur näherzubringen. Das Konzept kam so gut an, dass das Angebot im kommenden Jahr auch auf die vierte Klasse ausgeweitet werden soll.

Nach einem Fackelumzug im Dorf, der über die Brunnenstraße, die Alte Bergstraße zurück zum Rathaus führte, begaben sich die Schärmies und alle Narrhalesen zu einem Umtrunk und geselligem Zusammensein in den Narrenkeller.

So geht’s weiter

Am Samstag können die Reichenbacher die begehrte „Fasentzittung“ studieren, die im Dorf angeboten wird. Heimliches und Unheimliches aus dem Dorfgeschehen wird darin genüsslich ausgebreitet. Am Sonntag wird der traditionelle Fasentumzug unter dem Motto: „Komm und lach in Richebach“ einen weiteren Höhepunkt in der Reichenbacher Fastnacht setzen.