Das Ettenheimer Boule-Turnier, das nicht nur Teilnehmer, sondern auch Besucher anlockte, stand unter dem Motto „70er-Jahre“. Foto: Decoux

Eine ruhige Kugel schieben? Von wegen! Beim Boule sind konzentrierter Körpereinsatz und Präzision gefragt. Für ein besonderes Turnier haben 32 Teams den Weg zum Ettenheimer Boule-Club gefunden. Im Vordergrund standen Spaß und die Kostüme.

Wer beim Boule nur gemütlich kugelwerfende südfranzösische Rentner auf Dorfplätzen vor seinen geistigen Auge sieht, die nebenher dem Anis-Pastis frönen und gelegentlich streitsüchtig sind, liegt damit nur sehr bedingt richtig. Das Pétanque soll sogar für die kommenden Olympischen Spiele erstmals anerkannte Sportart werden.

Der Ettenheimer Boule-Club (BCE) betreibt den speziellen Sport als Hobby-Spaß, aber durchaus auch erfolgreich mit entsprechendem überregionalem Wettbewerbsehrgeiz. Das stellte er bei seiner nunmehr zehnten jährlichen „Party-Nocturne“ vor Fronleichnam unter Beweis. Die Besonderheit: Die Teams spielen bis weit in die beleuchtete Nacht hinein auf eigenem Gelände neben dem Sportverein turniermäßig gegeneinander. Jedoch nicht ohne spezielle Kleidungsanforderungen, denn dieses Mal standen als Motto „Die wilden siebziger Jahre“ auf dem Programm. So ergab sich ein illuster buntes Bild auf den insgesamt elf Bahnen.

Von Abba-Outfit bis zum Blümchenkleid gab es beim Turnier viel zu sehen

Ob ausgemottete einst moderne Schlaghosen, buntes Abba-Outfit, Miniröckchen oder Flower-Power-Blümchenkleid: Der Turnierspaß geriet samt eigentlich nicht ganz regelgerechter entsprechender Musikbeschallung zum modemäßig speziellen Augenschmaus. Da posierte etwa auch der BSC-Präsident Andreas Porta als einstiger Tennisstar McEnroe in entsprechenden Hot-Pants mit umgeschultertem Racket auf der Bahn. Themengemäß gab‘s aus der BCE-Küche zur nächtlichen Zwischenstärkung ehedem mal moderne Haiwaii-Toasts, Käsespieße und natürlich auch unverzichtbare Merguez samt Getränken bis hin zum obligatorischen Pastis an der Cocktail-Bar. Freiluft-Tanzen war außerhalb der Bahnen inbegriffen- denn glücklicherweise ist das BCE-Gelände im Wohn-Außenbereich gelegen. Spezieller Clou dann um Mitternacht: Ein spaßiger Schieß-Wettbewerb mit effektvoll fluoreszierenden Boule-Kugeln im Schwarzlicht – ansonsten war optisch drum herum nichts mehr zu erkennen.

Das Motto interpretierte jeder Teilnehmer auf seine Weise. Foto: Decoux

Auf den Boule-Bahnen wurde parallel möglichst in die Nähe des Ziel-Schweinchens geworfen, sogar mit gelegentlichem Ausmessen der entscheidenden Kugel-Abstände. 32 Dreiermannschaften – so viel wie nie zuvor – hatten am Ettenheimer Nacht-Turnier teilgenommen, extra angereist etwa auch aus Horb, Malsch, Mannheim, Konstanz und natürlich dem Elsass. Darunter auch Bundesliga- Profis aus Freiburg, jedoch ohne deren sonstigen Leistungsstress.

Erst morgens um 4.30 Uhr standen die Finalsieger fest. Das waren Manuela, Pascal und Niklas vom FT Freiburg, gleich gefolgt von Dieter, David und Silva vom Badischen Pétanque-Verein ebendort.

Mehr Sport als Spaß

Derzeit zählt der BCE 40 Lizenz-Spieler und 20 ohne eine solche. Vom Freizeitspaß mal abgesehen: Drei seiner Mannschaften spielen in der Regionalliga Süd, der Oberliga und bislang aktuell erstplatziert sogar ganz vorne in der Boule-Landesliga. Dennoch können sich beim BCE auch reine Freizeit-Bouler weiter wohl fühlen, ohne ob ihrer geringeren Trefferquoten milde belächelt zu werden. Was zählt, ist nur die Leidenschaft für den speziellen Sport samt damit verbundener Geselligkeit. Allerdings räumt der stellvertretende BCE-Vorsitzende Klaus Sievers unumwunden ein: „Für diese Randsportart sind Jugendliche sehr schwer zu begeistern“. Darum sei man nun dabei, über Ettenheimer Schulen per Hineinschnuppern verstärkt darum zu werben.