Bodenstrahler setzen Schmieheims Wahrzeichen in Szene: Seit dem Umbau wird das Schmieheimer Schloss nachts beleuchtet Foto: Decoux-Kone

Mehr als 50 Jahre hatte es gedauert bis die Umgestaltung des Schmieheimer Schlossgartens angegangen wurde. Nun ist das Kippenheimer Großprojekt – bis auf wenige Details – fast verwirklicht.

Mit einer Stimme Mehrheit habe der Gemeinderat Kippenheim der Sage nach 1955/56 beschlossen, das Schmieheimer Schloss, das die Gemeinde in den 1920er-Jahren gekauft hatte, zu erhalten und nicht abzureißen, so Bürgermeister Matthias Gutbrod. Zehn Jahre später, 1965, habe man bereits die Umgestaltung des Schlossgartens angestrebt. Erste Pläne wurden 1979 im Gemeinderat diskutiert.

Wirklich rangetraut an das Projekt hatte sich die Gemeinde Kippenheim lange Zeit aber nicht. Zu verschieden waren die Interessen gewesen. So wollte man etwa auf der einen Seite einen schönen Platz mit Aufenthaltsqualität, auf der anderen Seite sollte jedoch die Zufahrt durch den Schlossgarten erhalten bleiben. Es sollte Blumenbeete geben, aber diese sollten dem denkmalgeschützten Schloss nicht die Schau stehlen – und die Festwiese sollte auch erhalten bleiben. Zudem hatte noch das Denkmalamt ein Wörtchen mitzureden, denn nicht nur das Schloss selbst, auch ein großer Teil des Gartens steht unter Denkmalschutz, wie Schmieheims Ortsvorsteher Michael Hartmann betont.

Von daher lobt Gutbrod den Mut der Räte das Thema 2015 anzugehen – auch damals nicht ohne Schwierigkeiten (siehe Info). 2020 war schließlich der Spatenstich und nun, nachdem bis auf ein paar Baumpflanzungen und die noch fehlenden Informationstafeln alles fertig ist, sind Bürgermeister und Ortsvorsteher mit dem Ergebnis zufrieden – und haben mit der LZ einen Rundgang unternommen. 

Beete und Bepflanzung: Aus einem großen Beet mit verschiedensten mehr oder weniger wild wachsenden Sträuchern und Pflanzen wurde ein Aufenthaltsbereich mit kleineren Beeten und Grünfläche. Die dreieckigen Beete spiegeln dabei die Türme des Schlosses wider – eine Vorgabe des Denkmalschutzes.

Schlossvorplatz: Nicht erst seitdem die Hochzeitsplanerinnen dort eingezogen ist, ist das Schloss ein beliebter Ort für Hochzeitsfeiern. Paare, die im Trauzimmer den Bund fürs Leben schließen wollen, wünschten sich einen Platz, an dem sie nach der Trauung noch mit Freunden und Familie zusammenstehen und anstoßen könnten. Der wurde nun geschaffen. 30 bis 40 Gäste haben auf den Schlossvorplatz nun Platz. Zudem sorgen die Stufen als Sitzgelgenheit dort für mehr Aufenthaltsqualität – auch für die Kinder der angrenzenden Schule. "Die Stufen sind sehr gelungen, sie werden sehr gut angenommen", bestätigt Gutbrod. Im Sommer sollen zudem noch Pflanzenkübel rund ums Schloss aufgestellt werden. Auch der Ersatz für die abgestorbene Weide fehlt noch. Überdies ist das Schmieheimer Wahrzeichen nun nachts beleuchtet.

Festplatz: Der Platz um die 2010 entstandene Festbühne wurde beim Umbau leicht vergrößert. Dadurch können dort nun bei Veranstaltungen wie Konzerten mehr Stühle, Bänke und Tische aufgestellt werden, ohne dass die Zuhörer auf die Wiese ausweichen müssen. 

Unterbau: Was man auf den ersten Blick nicht sieht, aber trotzdem dringend notwendig war: Der gesamte Unterbau rund ums Schloss wurde erneuert – inklusive Leitungen. Dadurch soll auch ein problemloses Abfließen des Oberflächenwassers gewährleistet werden.

Parkplätze auf der Rückseite: Trotz der Begrenztheit der Fläche gibt es im Schlossgarten auch Platz zum Parken – allerdings nicht mehr vor dem Schloss. Dafür wurde die Parkfläche hinter dem Schloss vergrößert, gepflastert und zudem mit E-Ladesäule und Fahrradstellplätzen ausgestattet. Auch bei der Schule wurden die Parkplätze saniert und erweitert.

Kosten: Alles in allem wird der Umbau rund 650 000 Euro kosten, erklärt Gutbrod. Mindestens 50 Prozent würden jedoch durch Fördermittel des Landessanierungsprogramms gedeckt.

Info: Fünf Jahre Planung gingen voraus

Von der Idee zur Umgestaltung des Schlossgartens bis zum Spatenstich im Oktober 2020 sind fünf Jahre vergangen. Im November 2015 präsentierte Eckard Riedel beim Ortschaftsrat seine Pläne für den Schlossgarten. Diese sahen nicht nur einen repräsentativen Vorplatz, Pflanzinseln und Sitzgelegenheiten, sondern auch den Rückbau der Straße vor. Das erregte Kritik: Bei einer Umfrage im Mai 2016 sprachen sich 266 von 280 Schmieheimern gegen die Schließung des Schlossgartens für den Durchgangsverkehr aus. Im Januar 2017 ruderte der Ortschaftsrat zurück. Einen Monat später beschloss auch der Gemeinderat, dass der Schlossgarten offen für den Verkehr bleiben soll. Das Lahrer Büro Kappis wurde beauftragt, zwei Planvarianten mit Durchfahrt zu fertigen. Planerin Kerstin Stern stellte dem Ortschaftsrat im September 2017 ihre Ideen vor, die aber zunächst auf wenig Begeisterung trafen. Nach vielen Diskussionen und einem Bürger-Workshop im März 2019 wurde aber schließlich eine für alle zufriedenstellende Lösung gefunden. Sogar Riedel konnte sich mit den neuen Plänen anfreunden.