Teil Eins ist geschafft, ein zufriedener Dirigent Julien Laffaire mit seiner Musikkapelle Hofstetten. Foto: Dorn

Mit einem die Fantasie anregenden Filmmusik-Konzert begeisterte die Musikkapelle Hofstetten am Montagabend ihr Publikum in der Festhalle. Mit Filmmusiken verschiedener Genres hatte Dirigent Julien Laffaire den ersten Konzertteil gestaltet.

Hofstetten - Die 25minütige Vertonung des Stummfilms "The electric house" von Buster Keaton arrangiert und dirigiert von Norbert Krämer folgte nach der Pause. An der vom Haslacher Kino ausgeliehenen Popcorn-Maschine konnten sich die "Kinogänger" im Hofstetter "Lichtspielhaus" versorgen, dann hob sich der Vorhang.

Popcornmaschine aus Haslach geliehen

Als Ouvertüre hatte Laffaire die ruhigen Melodieläufe der Filmmusik zu "Jenseits von Afrika" gewählt, über mehrere Takte hielten die Register schön das Mezzopiano und auch die Dynamikwechsel gelangen vortrefflich.

Im James-Bond-Medley ließ Laffaire das stark besetzte Trompetenregister von der Leine, das allen Bond-Filmen gemeinsame Titelthema mit dem "Elefanten-Trompeten" gelang perfekt und forderte die vier Schlagwerker quasi zum Duell heraus, dem sich wenige Takte später auch die Posaunen volltönend anschlossen.

Klarinetten und Querflöten sparten ihre Puste für die Melodien aus den Filmen "For your eyes only" und "Goldfinger", zu letzterem hatte die Regie den unvergessenen Gert Fröbe auf der Leinwand eingeblendet.

Dass die Bond-Filme der Daniel-Craig-Ära deutlich schneller geschnitten sind, ließ sich zum Ende des Medleys auch an der von Johan de Meij arrangierten Fassung für Blasorchester erkennen. Mit viel Dynamik und Tempo brachte Laffaire seine Kapelle ins Ziel.

Ein Kurzfilm durfte zu einem guten Kinoabend nicht fehlen, Laffaire hatte aus seiner französischen Heimat den Trickfilm "Le Bouquet – der Blumenstrauß" mitgebracht, in dem der Held über den Dächern der Stadt auf dem Weg zu einem Rendezvous den mitgebrachten Blumenstrauß gegen allerlei Unbill bis zum Happy-End verteidigen muss.

In die Jagd über Dächer und durch enge Gassen bringen die einzelnen Register ihre jeweiligen Charakteristika gelungen ein. Gegen den herzerfrischenden Kurzfilm fielen die beiden Stücke "La-La-Land" und "Aladdin" zwangsläufig ein wenig ab, routiniert lieferten die Querflöten die musikalischen Bilder zur Romanze zwischen Emma Stone und Ryan Gosling, bei "Aladdin" gefielen die Klarinetten mit der verspielten Melodie des Taschendiebs und natürlich den Trillern zum Auftauchen des Flaschengeists, ehe Laffaire die Kapelle mit großer Geste zum Schlussakkord führte.

Nach der Pause übernahm Norbert Krämer zur Live-Vertonung des 1922 in die Lichtspielhäuser gekommenen Films "The electric house" den Dirigentenstab. Schon die Metro-Goldwyn-Mayer-Fanfare gelang beeindruckend gut, nur das Brüllen des Löwen fehlte.

Gut 25 Minuten mit Swing- und Ragtime-Elementen, Improvisationen und kurzen Einwürfen standen auf dem Programm, so oder ähnlich könnte der Film auch in den Lichtspielhäusern des Kinzigtals gezeigt worden sein, führte Krämer aus. Zu den virtuosen Improvisationen der Trompeten und Posaunen, immer unerbittlich angetrieben vom Schlagwerk, irrlichtert der begnadete Schauspieler Joseph Frank "Buster" Keaton durch die Fabrikanten-Villa, die er als frisch diplomierter Elektro-Ingenieur zu einem "Smart-Home" elektrifizieren soll.

Keatons Kampf mit beziehungsweise gegen die Laufrichtung der Rolltreppe ist wie gemacht für die Läufe der Holzbläser. Den elektrischen Billard-Tisch übernehmen die Trompeten und die Posaunen sind für die Zusatzgerätschaften zuständig, die Keatons Ingenieurskunst auf Knopfdruck an verschiedenen Orten im Haus erscheinen lässt.

Die Saxofone leiten dramatisch zum Dinner über, welches im Esszimmer von einer Modelleisenbahn am Platz serviert wird. Im zweiten Durchlauf spielt die Technik verrückt, genüsslich zelebrieren die Querflöten die im Wandbett feststeckende Fabrikantengattin, von der nur noch die dünnen Beine aus dem Schrank hervorschauen.

Für die Slapstick-Elemente am Swimmingpool sind die Posaunen zuständig, mit einem perfekten Glissando versinkt ein Schrankkoffer im Pool.

Mit viel Applaus von Publikum und von Kapelle für Arrangeur Norbert Krämer wechselte dieser zum Finale "Fluch der Karibik" zurück an seinen Arbeitsplatz beim Schlagzeug.

Ehe die wohl berühmtesten Takte aus dem Hans-Zimmer-Soundtrack mit Wucht erklingen, liefern sich Glockenspiel und Vibrafon in dem Arrangement von Kazuhiro Morita ein fast zärtlich zu nennendes Duett und illustrieren, dass in der Kapelle auch auf dem Unterdeck der Schlagzeuger erstklassige Arbeit abgeliefert wird.