Cristina Alvarado-Belli und Julian Belli haben in der Wolfacher Flößerstube gemeinsam ein Konzert gegeben. Foto: Dorn

Der gebürtige Wolfacher Julian Belli und seine Frau Cristina Alvarado-Belli haben für die Reihe "Mittwochs im Museum" in der bis auf den letzten Platz gefüllten Flößerstube ein Konzert gespielt. Eigentlich war die Vorstellung bereits 2019 geplant.

Wolfach. Christian Oberfell vom veranstaltenden Verein Kultur im Schloss war die Freude anzusehen, dass die beiden Musiker nach mehreren Anläufen nun endlich ihren Dank für die Bewirtung des Vereins bei ihrer Hochzeit im Jahr 2019 ausdrücken konnten.

Julian Belli eröffnete mit einer Fantasie von Georg Philipp Telemann und einem traumwandlerisch sicheren "Flug" über die Klangplatten des Vibraphons. Mit dem zweiten Stück "que por muy gran fremosura" aus der Liedersammlung des spanischen Königs Alfonso X. aus dem 13. Jahrhundert tauchten die beiden Musiker tief in die europäische Musikgeschichte ein. Mit Kalimba und Klangschalen – angerichtet auf einer Pauke – Schellenband am Hosenbein und auf einer Marimbula sitzend, sprach Julian Belli nahezu alle Klangfarben und musikalischen Sinne an. Was im harmonischen Spektrum noch fehlte, steuerte Cristina mit gezupfter und gestrichener Bratsche zu einem wunderbaren "Stubenkonzert" bei.

Den Haydn spielten die beiden so perfekt aufeinander abgestimmt, als hätte der Komponist das Duett tatsächlich auch für Bratsche und Vibraphon komponiert. Als Hauptwerk des Abends spielten die beiden vier Sätze des litauischen Komponisten Anatolijus Senderovas, welche Julian seinerzeit als Prüfungsstück für Cristina für Schlagwerk und Viola arrangiert hatte.

Perkussion und Bratsche kontrastierten vom Start weg vortrefflich, mit wechselseitigen Tremolos bereiteten die beiden einander die Bühne für wunderbare Solostellen und betrachteten dann liebevoll die Musikalität des Partners, ehe die zehnminütigen "Szenen einer musikalischen Ehe" mit gezupfter Bratsche und gedämpften langsam verklingenden Beckenschlägen ihren Schlussakkord fanden.

Nach der Pause führte Belli mit dem 1972 von Steve Reich komponierten Stück "clapping music" die Zuhörer in die faszinierende Welt der "minimal music" und der Polyrythmik ein.

Belli spielte das Stück allein mit vier Trommelstöcken und band sich zum besseren Takt-Verständnis beim Publikum auch noch an jedes Hosenbein ein Schellenband. War die Taktverschiebung anfänglich noch kaum wahrzunehmen, entfernten sich die Trommelschläge bald hörbar voneinander und kehrten zum Ende hin wieder ins Synchrone zurück. Tosender Applaus folgte, leider erklärte Belli den finalen musikalischen Effekt erst nach dem Stück, wonach bei der Stilart "minimal music" die Stille nach dem letzten Schlag für das menschliche Ohr ausdrücklich noch zum Stück gehört.

Dann stand das große Finale und Duett mit Cristina Alvarado-Belli und vier südamerikanischen Stücken auf dem Programm: Ein eher getragener kubanischer Bolero, ein argentinischer Tango, ein katalanisches Wiegenlied und als "Energiegeber" für den Heimweg der Bolero "piel canela" warben eindrücklich für die Kombination Perkussion und Viola.

Ode an die Heimat

Als Zugabe beim Konzert in der Wolfacher Flößerstube spielte Cristina Alvarado-Belli "Luna de Margarita", ein Liebeslied aus ihrer venezolanischen Heimat. Dafür wechselte sie auf die Cuatro, die venezolanische Version der Ukulele, und beendete die kleine Tochter mit entschlossenen Schlägen mit dem vom Papa entwendeten Schlagstock auf das Vibrafon das denkwürdige Familienkonzert der Veranstaltungsreihe "Mittwochs im Museum".