Ob das Land wirklich Geld zur Verfügung stellt, um die bestehende Taktlücke mit einem Nahverkehrszug als Ersatz zu schließen, ist alles andere als sicher. Foto: Adler

Deutsche Bahn streicht zum Fahrplanwechsel tägliche IC-Verbindung durchs Kinzigtal. Wochenendangebot bleibt.

Mittleres Kinzigtal - Die Deutsche Bahn macht ihre Ankündigung wahr und streicht ihre letzte Fernverkehrsverbindung auf der Schwarzwaldbahn unter der Woche wegen zu geringer Auslastung. Ab dem Fahrplanwechsel am 14. Dezember fährt der Intercity auch im Kinzigtal nur noch am Wochenende.

Mehrfache Vermarktungsaktivitäten hätten nicht zu der erhofften Nachfragesteigerung geführt, schrieb die Bahn in einer Pressemitteilung am Wochenende, in der sie diesen Schritt begründete. Reisende in den Schwarzwald bevorzugten stattdessen die Anreise mit dem ICE mit einmaligem Umsteigen in Karlsruhe, Baden-Baden oder Offenburg in die Regionalzüge der Schwarzwaldbahn, heißt es in der Mitteilung der Bahn weiter. Gerade für ältere Reisende war jedoch die umsteigefreie Verbindung bequem, wenngleich diese um bis zu 90 Minuten länger braucht als der ICE.

Der Erhalt der Wochenendverbindungen ist so etwas wie der kleinste gemeinsame Nenner zwischen dem baden-württembergischen Verkehrsministerium und der Bahn. Der Entscheidung seien intensive Gespräche zwischen Stuttgart und der Bahn vorausgegangen, berichten beide Seiten übereinstimmend. Allerdings konnte sich Minister Winfried Hermann nicht ganz durchsetzen, der laut Pressemitteilung den Rückzug von DB Fernverkehr aus der Fläche mit Sorge betrachte. "Gerade für den Schwarzwald als touristisch attraktive Region ist eine durchgehende, umsteigefreie Verbindung von großer Bedeutung", wird der Minister in einer Reaktion des Ministeriums auf die Bahnmitteilung zitiert.

Außerdem werde die Bahn den Vorschlag prüfen, ob es zumindest in den Sommermonaten zwischen zwischen Juni und September möglich sein wird, eine tägliche IC-Anbindung der Bodenseeregion anzubieten. Das Ministerium hoffe und wünsche, dass bei DB Fernverkehr die Einsicht wachse, dass der Fernverkehr durch Aufrechterhaltung einer solchen täglichen Verbindung insgesamt attraktiver sei.

Vorerst bleibt dies jedoch ein frommer Wunsch: Jeweils freitags und samstags wird weiterhin ein IC von Emden über das Ruhrgebiet nach Konstanz verkehren. Zurück fährt der Zug am Samstagmorgen nach Dortmund und am Sonntagmorgen nach Emden. Wäre das nicht die Gelegenheit die bestehende Taktlücke um 18 Uhr zwischen Offenburg und Konstanz (außer freitags) und am späten Vormittag zwischen Konstanz und Offenburg mit einem zusätzlichen Nahverkehrszug zu stopfen? Das Land verweist auf nicht vorhandene finanzielle Spielräume für zusätzliche Züge. So wird die Verbindung um 17.09 Uhr ab Karlsruhe Hauptbahnhof wohl weiterhin außer freitags um 17.56 Uhr in Offenburg enden. Das Gleiche gilt für das 12-Uhr-Loch zwischen Konstanz und Offenburg, in dem bisher täglich der IC unterwegs war.

Der Schwarzwald als Tourismusregion brachte auch eigene Angebote für die Anreise auf der Schiene. In den 1980er-Jahren schuf die Deutsche Bahn mit dem Fern-D-Zug eine neue Gattung, die Urlaubsgebiete ansteuern sollte. Bekannt war zum Beispiel der FD 1902/03 von Münster nach Konstanz, der auch über die Schwarzwaldbahn gefahren ist. In den späten 1980er-Jahren wurden die Fern-D-Züge zu den Inter-Regios, die im festen Takt auch alle zwei Stunden über den Schwarzwald unterwegs waren. Die Interregios waren aus Sicht der Bahn unwirtschaftlich, da der Fernverkehr auf eigenes Risiko betrieben werden muss, während beim Nahverkehr das Land die Leistungen bestellt und bezahlt. Von den bis zu zwölf Verbindungen auf der Schwarzwaldbahn blieb nur eine Verbindung als IC täglich in jede Richtung übrig – nun fährt diese nur noch am Wochenende