Wasser, Marsch: Die Friesenheimer Feuerwehr war mit sechs Löschfahrzeugen und fünf tragbaren Spritzen am Schutterner Baggersee im Einsatz, um dessen Wasser ordentlich umzuwälzen. Foto: Bohnert-Seidel

Die Feuerwehr Friesenheim hatte einen besonderen Einsatz: Wegen der hohen Wassertemperatur hat sie den Schutterner Baggersee umgewälzt. Damit soll die Ausbreitung von Zerkarien verhindert werden.

Heiligenzell - Zum ersten Mal seit zwei Jahren war es wieder so weit: Jan Mieth, Abteilungskommandant der Freiwilligen Feuerwehr Abteilung Schuttern, hat am Freitag zum Abtöten von Bakterien ins Naherholungsgebiet Schutterner Baggersee gerufen.

Seit vergangener Woche ist in Friesenheim das Wort "Zerkarien" in aller Munde. Denn die unter diesem Namen bekannten Gabelschwanzlarven, die sich im Baggersee derzeit stark vermehren, verursachen eine Art von Bade-Dermatitis. Diese sei zwar ungefährlich für den Menschen. Zu juckenden Hautreaktionen, Rötungen sowie kleinen rötlichen Quaddeln oder Pusteln könne sie bei Badenden dennoch führen.

Um die Bade-Dermatitis zu umgehen, wird das Baden und Schwimmen in tiefem, kühlem Gewässer empfohlen, heißt es in einer Veröffentlichung der Gemeinde Friesenheim. Die Kühle sei jedoch momentan nur ab mehr als einem Meter unter der Wasseroberfläche zu finden. Denn damit es überall im See kühleres Wasser gibt, braucht der Baggersee Niederschläge und vor allem nachts kältere Temperaturen. Beides ist derzeit Mangelware, weshalb Abteilungskommandant Jan Mieth sämtliche Abteilungswehren um Unterstützung gebeten hat. Denn mit geballter Wasserkraft kann der Mensch beim Problem mit den Zerkarien und Bade-Dermatitis Abhilfe schaffen.

Bei dem Einsatz kamen sämtliche nur erdenklichen Pumpen zum Einsatz: Von Tragkraftspritzen bis zur Pumpe direkt aus dem Löschfahrzeug stand die geballte Technik der Friesenheimer Feuerwehr am Ufer vom Baggersee. Großen Andrang gab es auch ein Stück weiter am Ufer vom See: Von Weitem beobachteten Badegäste und Camper am See das Spektakel.

Besser für den Teamgeist als jede geschulte Teambildungsmaßnahme

Wie das Nachrichtenportal Einsatz-Report 24 berichtet, war die Feuerwehr mit 50 Einsatzkräften, sechs Löschfahrzeugen und fünf tragbaren Spritzen vor Ort. Der Plan der Feuerwehr habe vorgesehen, pro Minute circa 10 000 Liter Wasser im See fördern, mit dem Endziel, 1,5 Millionen Liter Wasser im Baggersee zu bewegen und dadurch die Qualität des Wassers zu verbessern. Bereits in den vergangenen Jahren habe sich gezeigt, dass dies einen enormen Effekt hat, so das Nachrichtenportal.

Erstmals seit zwei Jahren wurde wieder zum Großeinsatz am Baggersee geblasen. Bei langanhaltender Hitze steht das Gewässer am See unter Dauerstress. 28 Grad Wassertemperatur ist bisweilen einfach zu warm. Strömungen fehlten und irgendwann mache das Gewässer nicht mehr mit, weiß Abteilungskommandant Mieth.

"Indem wir das Wasser mit unseren Pumpen ansaugen und über die Luft wieder ableiten, reichern wir es automatisch mit Sauerstoff an", erklärt Jan Mieth die technische Maßnahme gegenüber der LZ. Wasser wird aus der Oberfläche angesaugt und mit maximalem Druck wieder abgegeben. "Im positiven Nebeneffekt werden wir sicher die Bakterien abtöten", betont Mieth. Die Wasserqualität werde so gesteigert werden.

Drei Fliegen werden mit dieser Aktion mit einer Klappe geschlagen: den Bakterien wird zu Leibe gerückt, das Wasser wird umgewälzt und mit Sauerstoff angereichert und die Kameradschaft der Feuerwehr Friesenheim werde ebenfalls profitieren: da alle fünf Abteilungen beteiligt sind, bringe das mehr als jede geschulte Teambildungsmaßnahme, erklärte Mieth. Schulter an Schulter, Feuerwehrfahrzeug an Feuerwehrfahrzeug, standen die Männer und Frauen der Feuerwehr zusammen . "In der kommenden Woche wird das Wasserwirtschaftsamt wieder eine Probe entnehmen. Dann wird diese hoffentlich keine Bakterien mehr aufzeigen", so Jan Mieth. Falls doch: Auf die Feuerwehr ist in jedem Fall Verlass: sie lässt den Bakterien keine Chance.

Über die Bade-Dermatitis

Vereinzelt kann es im Baggersee Schuttern zu allergischen Reaktionen durch Zerkarien kommen. Dabei handelt es sich um einen juckenden Hautausschlag, der über Wasservögel in Süß- und Salzwasser übertragen werden kann. Dieser ist ungefährlich. Die Gemeinde appelliert an die Bevölkerung, die Tiere am See auf keinen Fall zu füttern. Bei Juckreiz helfen kühlende Umschläge, eine Dusche und eine juckreizlindernde Creme.