Die Polizeikommissaranwärter sangen bei ihrer feierlichen Vereidigung gemeinsam die Nationalhymne. Foto: Merz

Lahr - An der Polizeihochschule sind 238 Polizeianwärter vereidigt worden. Vor ihnen liegt jetzt eine fast vier Jahre lange Ausbildung. Mit dabei war am Donnerstag auch der Innenminister und stellvertretende Ministerpräsident Thomas Strobl.

Für 109 Frauen und 129 Männer ging damit die berufliche Laufbahn als Gesetzeshüter so richtig los. "Der Tag der Vereidigung gehört zu den wichtigsten in der Laufbahn eines Polizisten", so der stellvertretende Landespolizeipräsident Dietrich Moser bei der Begrüßung. Vor den jungen Anwärtern liege ein Berufsleben voller spannender Aufgaben. "Sie werden als Polizistinnen und Polizisten in unserem Land gebraucht", betonte er.

Die Ausbildung der Polizeikommissaranwärter entspreche bundesweit dem höchsten Niveau, betonte Strobl, der mit ein paar Minuten Verspätung kam. "Ihnen stehen bald so viele Möglichkeiten offen: Streifendienst, Kripo, Verkehr, Wasserschutz, Hubschrauber, Hundestaffel oder Spezialeinheit." Der Eid sei ein Bekenntnis zur Grundordnung und ein Bekenntnis, die Grundwerte an jedem Ort und zu jeder Zeit zu schützen. "Dazu gehört, dass die Polizei jedem Menschen offen, neutral und unvoreingenommen entgegentritt", so Strobl. Keinen Millimeter Platz gebe es bei der baden-württembergischen Polizei für Extremismus, egal ob von links oder rechts, Rassismus oder Antisemitismus. Strobl wünschte den Anwärtern, dass sie "Freude und Befriedigung" durch ihren Job erfahren und dass sie "immer gesund vom Einsatz nach Hause kommen".

"Schon während der Schulzeit war mir klar, dass ich Polizist werden möchte", so Florian Eisert in einer Rede an seine jungen Kollegen. Der 20-Jährige kommt aus Freiburg und ist Schüler an der Hochschule. "Wenn früher ein Polizeiauto an mir vorbei gefahren ist, habe ich mir ausgemalt, hinter welchen Verbrechern die Polizisten her sind und was für einen Fall sie gerade aufklären." Das Tolle an dem Beruf sei für ihn die Zusammenarbeit im Team und die Abwechslung, die der Job mit sich bringe.

Angehörige sind per Live-Stream dabei

Die berufliche Laufbahn von Alireza Dejam ist zuerst ganz anders verlaufen. Der 28-Jährige hat nach dem Abitur Physikingenieurwesen studiert. "Ich hatte zwar einen Beruf, aber keine Berufung gefunden", erzählte er in der Sporthalle, in der die Vereidigung über die Bühne ging. Mit der Zusage von der Polizeihochschule sei für ihn ein Traum in Erfüllung gegangen.

Seit dem 15. Juli werden die 238 Anwärter im "Institut für Ausbildung und Training" in Lahr ausgebildet. Das "Studium für den gehobenen Dienst" umfasst eine neunmonatige Vorausbildung, bei der es um Grundlagen geht: Recht, Sport, Gesellschaftslehre, Streife und Verkehrsüberwachung. Danach folgen ein sechsmonatiges Grundpraktikum und ein zwölfmonatiges Grundstudium, für das sie an die Polizeihochschule Villingen-Schwenningen wechseln. Die angehenden Polizisten müssen anschließend ein sechsmonatiges Hauptpraktikum absolvieren, dann folgt das Hauptstudium, das ein weiteres Jahr dauert – einen langen Weg haben die Anwärter also noch vor sich.

Aufgrund der Pandemie konnte die rund zweistündige Feier nur im kleinen Rahmen stattfinden. Familien und andere Angehörige durften sich über einen Live-Stream zuschalten.

1.800 Studenten

Auf die hohe Zahl von Altersabgängen bei der Polizei reagierte die Landesregierung schon 2015 mit einer "Einstellungsoffensive". Es wurden frei gewordene Stellen wiederbesetzt und neue Stellen geschaffen. Auch die Anzahl an Ausbildungs- und Studienplätzen wurde erhöht. Somit erreichte die Hochschule für Polizei Baden-Württemberg mit den Standorten Lahr, Villingen-Schwenningen, Herrenberg, Böblingen, Biberach, Bruchsal und Wetheim im Jahr 2021 mit 1.800 Studenten einen Höchststand.