Vor allem in der Gastronomie blieben viele Ausbildungsplätze unbesetzt, informiert die Agentur für Arbeit. Quelle: Unbekannt

Der Ausbildungsmarkt ist nach wie vor ein "Bewerbermarkt" – so das Fazit von Arbeitsagentur und Kammern zum Ausbildungsstart 2021. Das belegen auch die Zahlen: Ende September waren im Kreis noch 436 Stellen unbesetzt, jedoch nur 46 Bewerber unversorgt.

Ortenau - Ende September waren laut Arbeitsagentur im Kreis noch 46 Jugendliche auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Gleichzeitig waren 436 Ausbildungsstellen noch unbesetzt. Insgesamt zählte die Agentur Offenburg für das Ausbildungsjahr 2021/22 rund 2550 Bewerber, denen 3038 Stellen gegenüberstanden. "Es ist keine Trendwende erkennbar", konstatierte Melchior. Wobei die Zahlen der Bewerber und Stellen in Freiburg rechnerisch nahezu ausgeglichen waren.

Keine Trendwende erkennbar 

  Blieb die Bewerberzahl im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert, so waren die Ausbildungsstellen im Kreis 2021/22 weiter rückläufig. Im Vergleich zum Vor-Krisenjahr 2018/19 handelt es sich um einen Rückgang von etwa 15 Prozent. "Das ist schon eine Hausnummer", betonte Denzer-Urschel und erklärte: Eventuell meldeten Firmen aus Resignation keine Stellen mehr. Die klaffende Lücke zwischen Bewerbern und Stellen ist seit 2016/17 relativ konstant.

Viele Stellen bleiben unbesetzt

  "Das größte Ungleichgewichte gibt's eindeutig in der Gastronomie", erläutert die Offenburger Agentur-Chefin. Auf 60 offene Ausbildungsstellen kommen in der Ortenau gerade einmal 14 Bewerber. Doch auch im Hochbau (17 Bewerber, 70 Stellen) und im Handel (40 Bewerber, 151 Stellen) sieht es ähnlich aus. In einzelnen Branchen herrscht nach wie vor ein sogenannter Stellenmarkt. So gab es in der Ortenau etwa 16 Bewerbungen auf nur drei Ausbildungsstellen im Bereich Tierpflege. Ähnlich sah es im Bereich Softwareentwicklung und Programmierung aus (57 Bewerbern auf 18 Stellen). Auch die Arbeit in der Verwaltung erfreut sich offenbar großer Beliebtheit: Auf 34 Ausbildungsstellen bewarben sich 97 junge Menschen.    Insgesamt habe es einen Rückgang der Schulabgänger gegeben, informierte Denzer-Urschel und erklärte dies durch den demografischen Wandel. "Es wird für viele Betriebe immer schwieriger, Stellen zu besetzen", erklärte HWK-Präsident Ullrich. Das habe für die Bewerber aber durchaus positive Folgen: "Wir haben gesehen, dass auch Bewerber mit einem Hauptschulabschluss gute Chancen haben, in den Ausbildungsmarkt zu finden." Fast 30 Prozent der Bewerber kamen von der Haupt-, 50 Prozent von der Realschule sowie sieben Prozent vom Gymnasium.

Flüchtlinge sind für den Arbeitsmarkt unverzichtbar

 Flüchtlinge seien schier nicht wegzudenken vom Ausbildungsmarkt, konstatierte Agentur-Chefin Denzer-Urschel. Mehr als 300 Azubis aus sogenannte Asylherkunftsländern befinden sich aktuell in Ausbildungsverhältnissen. Die meisten stammen aus Syrien (106 Menschen), dem Irak (47) und Afghanistan (45). Sie würden häufig sogenannte Engpassberufe erlernen. "Ohne Nachwuchs aus dem Ausland geht es bei uns nicht", erklärte auch Ullrich. Rund 20 Prozent der Azubis hätten ausländische Staatsbürgerschaft – jedoch nicht alle mit Fluchthintergrund. "Der Fachkräftemangel spitzt sich so zu, dass der durch Maßnahmen im Inland nicht auszugleichen sei", konstatierte IHK-Präsident Liebherr. Zuwanderung generell müsse mehr Gewicht bekommen.

  "Das Handwerk boomt immer noch", erklärte der HWK-Präsident. Das könne sich jedoch ändern, falls die Lieferengpässe anhielten. Im Handwerkskammerbezirk Freiburg wurden 2241 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen – nahezu Vorkrisenniveau. "Unsere Mitgliedsbetriebe waren im Vergleich zum Handwerk stärker von der Pandemie betroffen", erläuterte hingegen Liebherr. Die IHK zählte im Kammerbezirk Freiburg 3865 Vertragsabschlüsse – beinahe so viele wie 2020/21, jedoch rund zwölf Prozent weniger als vor Corona.

  "Wir brauchen gute bis sehr gut ausgebildete Menschen, um auch technologischen Herausforderungen gerecht zu werden", erklärte HWK-Präsident Ullrich. Die Schulen würden das jedoch gar nicht mehr leisten, viele Betriebe müssten bei ihren Azubis "nachjustieren". "Egal ob Haupt-, Realschule oder Gymnasium: Die Qualität hat sich in den letzten zehn Jahren nicht verbessert", fasst er zusammen.