Annie Schneider schließt ihre Zahnarztpraxis in Gutach nach 40 Jahren. Foto: Privat

Die Gutacher Zahnärztin geht im Alter von 70 Jahren in den Ruhestand.

Zahnärztin Annie Schneider wird spätestens Ende März ihre Praxis schließen – nach immerhin 40 Jahren. „Die 40 Jahre gingen schlussendlich sehr schnell vorbei“, sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion.

Eigentlich wollte sie auch noch weiterhin ihre Stammpatienten an drei Tagen in der Woche behandeln, doch dann hatte ihre zahnmedizinische Fachangestellte, die schon seit 40 Jahren in der Praxis arbeitet, einen „schlimmen Skiunfall“ und fällt voraussichtlich für längere Zeit aus. „Daher mache ich im Moment alles alleine“, erzählt Annie Schneider. Das wird ihr aber auf die Dauer einfach zu viel.

Daher fiel der Entschluss, die Praxis ganz zu schließen. Annie Schneider hat schon seit längerer Zeit keine neuen Patienten mehr aufgenommen, jetzt möchte sie vor allem den älteren Patienten noch etwas Zeit geben, sich einen neuen Zahnarzt zu suchen. Einen Nachfolger für ihre Praxis gibt es nicht.

Familie und Beruf hat sie gut miteinander vereinbaren können

„Die Praxis ist den Jüngeren zu klein und viele können sich das auf dem Dorf nicht vorstellen“, bedauert das die Zahnärztin. Dabei bekomme man gerade hier Familie und Beruf gut „unter einen Hut“. Das kann sie gut beurteilen, ist sie doch Mutter von vier Töchtern und konnte mit Hilfe von Kindermädchen Familien- und Berufsleben gut vereinbaren.

Annie Schneider blickt zurück auf den Weg, der sie nach Gutach geführt hat, und auf die 40 Jahre, die so schnell vergangen sind. Sie hatte das Gymnasium in Gaienhofen am Bodensee besucht und dort ihr Abitur gemacht. Dort lernte sie auch ihren späteren Mann Hans-Jürgen Schneider kennen. Nach dem Abitur studierte sie erst einmal Biologie und Chemie, wechselte jedoch schnell das Fach und studierte Zahnmedizin in Hamburg. In den Norden zieht es sie immer noch oft im Urlaub.

Eine Kommilitonin habe damals nach Berlin zu einer Feier fahren wollen und sie gefragt, ob sie mitkomme. In Berlin habe sie dann Hans-Jürgen Schneider wiedergesehen, der ungefähr zur gleichen Zeit wie sie sein Examen ablegte.

Gemeinsam lebten sie dann ein Jahr im Wendland und zwei Jahre in München. Danach gingen sie nach Gutach, wo sie nun im Elternhaus von Hans-Jürgen Schneider leben, berichtet die Zahnärztin.

Im Juni 1983 eröffnete sie ihre Praxis, die ihr Mann baute. Sie habe sofort viele Patienten gehabt, weil sie weit und breit die einzige Zahnärztin gewesen sei. Vor allem aus Hornberg seien viele Mütter mit ihren Kindern gekommen, weil Annie Schneider gut mit den Kindern umgehen kann. Dann kamen nach und nach auch die anderen Familienangehörigen und so immer mehr Patienten in die Praxis. Der erste Patient sei aus der direkten Nachbarschaft gekommen.

Das ihr das Wohl der Patienten sehr am Herzen liegt, wird auch deutlich, wenn sie über gute Terminplanung spricht, die notwendig sei, um den den Patienten eine lange Wartezeit zu ersparen, die gerade beim Zahnarzt psychologisch nicht gut sei: „Beim Zahnarzt warten ist schlimm“, hat Annie Schneider da sehr großes Verständnis.

Geändert habe sich bei ihrer Arbeit in den 40 Jahren vor allem, dass der bürokratische Aufwand gestiegen sei. Daher habe ihre Angestellte, die ihr zunächst am Stuhl assistierte, sich dann komplett um die Verwaltung kümmern müssen. Insgesamt sieben Auszubildende hatte Annie Schneider in den 40 Jahren, einige von ihnen sind auch nach der Ausbildung noch einige Zeit geblieben.

Geändert hat sich auch das verwendete Material und die Instrumente. Annie Schneider verwendete schon Anfang der 1990er-Jahre wegen der Nebenwirkungen kein Amalgam mehr, sondern Kunststofffüllungen. Damit zog sie frühzeitig die Konsequenz aus den Erkenntnissen.

Annie Schneider geht nun im Alter von 70 Jahren in den Ruhestand. Was sie mit der freien Zeit machen wird, hat sie sich noch nicht überlegt. Auf jeden Fall wird sie ihre Töchter und die fünf Enkelkinder besuchen und einfach mehr Zeit für sie haben.

Praxisauflösung

Bevor Annie Schneider richtig in den Ruhestand gehen kann, steht noch die Praxisauflösung mit einem großen Bürokratieaufwand an, den sie nun alleine bewältigen muss. Die Praxiseinrichtung wird fachmännisch aufbereitet und geht dann nach Afrika.