Gerhard Huisken (MFO, rechts) und Klaus Hulek (Oberwolfach-Stiftung, links) überreichten Vesselin Dimitrov den Preis. Foto: Dorn

Mit dem mit 10 000 Euro dotierten Oberwolfach-Preis ehrte die Oberwolfach-Stiftung am Samstag im Mathematischen Institut den bulgarischen Mathematiker für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Algebra und der Zahlentheorie.

Dimitrov habe, so der französische Mathematiker Jean-Benoît Bost in seiner Laudatio, in zentralen Gebieten der Zahlentheorie erstaunliche Durchbrüche erzielt und Vermutungen bewiesen, an denen sich Mathematiker seit mehr als 50 Jahren erfolglos versucht hatten. 2019 bewies Vesellin Dimitrov die Schinzel-Zassenhaus-Vermutung aus dem Jahr 1965 und 2021 gemeinsam mit Frank Calegari und Yunqing Tang eine weitere bedeutende Vermutung aus dem Jahr 1968 zur Klassifizierung sogenannter Modulformen.

Den 50-seitigen Beweis führte Dimitrov im Frühjahr 2022 in Oberwolfach der Öffentlichkeit vor. Bost nutzte seine Redezeit, um Dimitrovs Werk in einen mathematisch-historischen Kontext zu stellen und spann dazu einen Bogen von den Arbeiten Niels Henrik Abels und Carl Gustav Jacobis aus dem frühen 19. Jahrhundert über Louis Mordell aus den 1920er-Jahren und den deutschen Mathematiker Gerd Faltings, der für den Beweis der Mordell’schen Vermutung aus der diophantischen Zahlentheorie 1986 mit der Fields-Medaille ausgezeichnet wurde.

Auf diesem Niveau habe Vesselin Dimitrov „very beautiful, surprising and convincing proofs“, also sehr schöne, überraschende und überzeugende Beweise abgeliefert. Nach der Preisverleihung durch Gerhard Huisken vom Institut und Klaus Hulek von der Oberwolfach-Stiftung zeigte Dimitrov seine frappierend einfach erscheinenden Beweise für beispielsweise eine logarithmische Abhängigkeit, seine Begeisterung für algebraische Strukturen und den Clou, Vermutungen aus der Zahlentheorie mit Methoden aus der komplexen Analysis zu kombinieren, war mit Händen zu greifen. In den letzten zehn Minuten ging der Preisträger auf zwei Fragen aus dem Publikum ein und zeigte auf der letzten halbwegs freien Kreidetafel, dass sich die mathematische Fachwelt in den kommenden Jahren auf weitere elegante Beweise für bisher nur abschätzbare Vermutungen aus der Zahlentheorie wird freuen können.

Mit einem Dinner begleitet von Odile Meyer-Siat (Geige) und Vérène Rimlinger (Piano) wurde der Abend beschlossen.

Das steckt dahinter

Das Mathematische Forschungsinstitut Oberwolfach (MFO) organisiert und fördert mathematische Forschung, internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit sowie Fortbildungen in der Mathematik und ihren Grenzgebieten. An den Forschungsprogrammen nehmen jährlich mehr als 2500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler teil, die weltweit zu den führenden Köpfen in ihren jeweiligen Spezialgebieten zählen. Eine wissenschaftliche Kommission besteht aus circa 20 bis 25 international angesehenen Mathematikerinnen und Mathematikern berät über die Forschungsplanung und verleiht etwa alle drei Jahre den mit 10 000 Euro dotierten Oberwolfach-Preis.