Die Schüler der Gemeinschaftsschule Rust/Kappel-Grafenhausen lernen nicht nur Theoretisches sondern auch viel Praktisches. Foto: Schule

Gemeinsames Lernen führt zum Erfolg: Das ist die Idee der Ruster Gemeinschaftsschule, an der erst in Klasse acht entschieden wird, welchen Abschluss die Schüler verfolgen. Die Diversität der Lernniveaus habe viele Vorteile, sagt Schulleiter Christian Moser.

Auf die neuen Räumlichkeiten warten Schüler, Lehrkräfte und Leitung der Gemeinschaftsschule Rust/Kappel-Grafenhausen schon gespannt. Im September sollen sie eröffnet werden, erklärt Schulleiter Christian Moser. Nötig sind sie, weil die Schülerzahlen immer weiter ansteigen. „Wir waren landesweit die Schule mit dem höchsten prozentualen Anstieg bei den Schülerzahlen“, erklärt der Schulleiter. Für ihn ist das ein Zeichen für den Erfolg der Schule und auch der Bildungsform.

Bei der GMS entscheidet sich erst in der achten Klasse, ob die Schüler den Haupt- oder den Realschulabschluss anstreben. „Damit wird eine frühe, unnötige Trennung verhindert“, so Moser. Die Grundschule sei „per se schon eine Gemeinschaftsschule“. Dieses Konzept werde auch nach der vierten Klasse weitergeführt.

„Wir können die Kinder damit an einem Standort – mit einem Abstecher nach Kappel-Grafenhausen in Klasse fünf und sechs – bis Klasse zehn weiterentwickeln“, berichtet er. Das sei auch wertvoll für die Ruster Schüler, die sich so vor Ort besser engagieren können. Beispielsweise in den Vereinen, die mit ihren Angeboten auch an der GMS präsent sind.

Verschiedene Niveaus auch im Arbeitsleben

Doch ist es nicht schwierig, Schüler auf verschiedenen Lernniveaus zu unterrichten? „Es ist auch im normalen Leben so, dass immer verschiedene Niveaus zusammenarbeiten“, entgegnet der Schulleiter. Die Kinder erwerben im „Peer-to-Peer-Learning“, die Kompetenz, sich gegenseitig zu unterstützen. Das gehe innerhalb eines Fachs, beispielsweise wenn in Mathe ein Schüler im Bruchrechnen gut ist, ein anderer dafür in Geometrie, oder auch fächerübergreifend. „Man stachelt sich gegenseitig an“, erklärt Moser, „ein Mensch will von sich aus gut sein“.

Doch dass sich dieser natürliche Ehrgeiz am Ende in Lernerfolgen ausdrückt, ist keine Selbstverständlichkeit. Das weiß auch Moser. An seiner Schule sollen die Kinder deswegen stets eine Basis haben, von der aus sie Neues erlernen können: „Jeder Mensch hat Fähigkeiten, auf die er sich stützen kann. Wenn er selbstsicher in seinen Stärken ist, ist er bereit, Neues aufzunehmen.“

Nicht nur Auswendiglernen

Diese Stärken müssen nicht zwangsläufig aus dem schulischen Bereich stammen, sondern können auch in Vereinen erworben werden. Ob Musik, Tanzen oder Sport, alles sei möglich. „Wer in einem Bereich gut ist, lässt sich auch auf andere Bereiche ein“, sagt Moser. Deshalb sei es die Aufgabe der Lehrkräfte, in guter Beziehungsarbeit den Schülern Vertrauen und Wertschätzung entgegenzubringen.

„Kompetenzen vermitteln statt Inhalte pauken“ ist laut Moser ein weiterer wesentlicher Bestandteil der Gemeinschaftsschule. Vom Auswendiglernen hätten die Schüler meist nicht viel. Natürlich gebe es Inhalte, die sitzen müssen, aber wichtiger sei die Strategie zu kennen, wie man sich das Wissen beschafft. Gerade in der heutigen Zeit sei alles nachschlagbar. Die Schüler müssten sich nur bewusst sein, welchen Quellen sie trauen können.

Praktische Elemente sind Teil des Unterrichts

Nicht nur auf theoretische, sondern auch auf praktische Kompetenzen wird viel Wert gelegt. „Verkopfte Menschen haben wir genug“, sagt Moser. Schon ab der fünften Klassenstufe ist Berufsberatung Teil des Unterrichts. Dadurch spielt der Berufswunsch auch in die Entscheidung mit hinein, ob man einen Haupt- oder Realschulabschluss anstrebt. „Es braucht auch diejenigen, die handlungsorientiert veranlagt sind“, meint der Schulleiter – Stichwort: Fachkräftemangel. Wer während seiner Schullaufbahn merkt, dass er doch gerne das Abitur machen möchte, habe nach dem Realschulabschluss immer noch die Gelegenheit dazu, die Oberstufe auf einem Gymnasium zu besuchen. Bis zu zehn Prozent der Schüler wählen diesen Weg.

Mehr als 15 Millionen Euro lässt sich die Gemeinde Rust die neuen Räumlichkeiten kosten. „Ich bin der Gemeinde sehr dankbar, dass sie das Projekt durchgezogen hat“, sagt Moser. Er erkenne, dass sich auch Bürgermeister Kai-Achim Klare für das Konzept einsetzt und die Schule dabei unterstützt, dass niemand durchs Raster fällt.

Die Erweiterung könne dabei konkret helfen: Moser präsentiert Pläne, die die Aufteilung der Klassenzimmer zeigen. So ist für die Jahrgangsstufen sieben und acht je ein zusätzlicher, kleinerer Raum für Lerngruppen eingeplant. Dort können dann die schwächeren Schüler gezielt gefördert oder die besseren gezielt gefordert werden, sagt Moser. Ansonsten wird – wie es der Namen der Schule ausdrückt – gemeinsam gelernt und das meist mit Erfolg. „Die Prüfungen werden meist gut abgeschlossen“, berichtet der Schulleiter.

Viel wichtiger als Noten ist ihm jedoch, dass durch die Arbeit im Kollektiv „das gesellschaftliche Miteinander gefördert wird“. Es gehe darum, das Wohlwollen vom Gegenüber anzunehmen und zusammenzuhalten. „Da müssen wir als Gesellschaft mehr nachsteuern.“

Schwerpunkte

Mit ihrem Musik- und ihrem Naturprofil hat sich die Gemeinschaftsschule Rust/Kappel-Grafenhausen zwei Schwerpunkte gesetzt. Musikalisch können sich die Schüler im Chor oder in der Schulband austoben. Naturverbundenheit lernen sie in Zusammenarbeit mit dem Naturzentrum, wo sie einmal wöchentlich unterricht nehmen. Damit sollen die Schüler sich den Klimawandel bewusst machen und „fit für die Herausforderungen der Zukunft werden“, so Schulleiter Christian Moser.