Geflügelzüchter Martin Zapf Foto: 08-Eier

Geflügelzüchter stellt bei Kunden mittlerweile ein stark verändertes Kaufverhalten fest.

Gengenbach. Wie viel ist ein Frühstücksei wert? Soll es aus Freilandhaltung stammen, vielleicht in Bio-Qualität oder genügt Bodenhaltung? Wem das Tierwohl besonders am Herzen liegt, der achtet indes auf die rote Banderole um die Eierschachtel. Diese stellt sicher, dass die Eier aus einem Betrieb stammen, in dem auch männliche Küken großgezogen werden. "Bei der Eierauswahl ist es wie beim Autokauf: Reicht mir die Standard-Ausführung oder darf es die Luxus-Ausstattung sein?", sagt Geflügelzüchter Martin Zapf aus Gengenbach.

Lange Zeit stand das Tierwohl klar über dem Preis

Vor Corona, Inflation und Energiekrise hätten die Verbraucher das Tierwohl ganz klar über den Preis gestellt. Oder um im Bild zu bleiben: Es wurde nach der Vollausstattung verlangt. "Dementsprechend haben wir unsere Betriebe umgestellt – weniger Bodenhaltung, mehr Bio", erläutert der Landwirt und Geflügelfachwirt, der auch stellvertretender Vorsitzender der Werbegemeinschaft "08-Eier" aus Baden-Württemberg ist. Der Name leitet sich von der Kennziffer 08 ab, die für Eier aus dem Südwesten steht. Der Verein der "Eier-Höfe" möchte die bäuerliche Landwirtschaft bewahren.

Seit August hat sich vieles verändert

Auf dem Zapfhof im Kinzigtal sind 50 Mitarbeiter beschäftigt, und die ganze Familie hilft mit, das Hofgut mit seinen 40 Hektar Ackerbau und 15 Hektar Wald zu bewirtschaften. Verkauft werden auf verschiedenen Wochenmärkten in der Ortenau, im Hofladen und im Einzelhandel neben Eiern unter anderem auch hausgemachte Teigwaren. Seit August stellt der Unternehmer ein verändertes Kaufverhalten fest, vor allem im Einzelhandel: "Die Kunden entscheiden sich öfter für das günstigere Ei aus Bodenhaltung." Was ihn grübeln lässt: "Ist das Tierwohl jetzt auf einmal weniger wert?"

Unternehmermut wird belohnt

Um die Verbraucher für Regionalität und artgerechte Haltung zu sensibilisieren, hat die Familie Zapf einen Schau-Bauernhof mit rund 10 000 Tieren eröffnet. Durch große Schaufenster können die Besucher dort einen Blick direkt in den Stall werfen. Die Führungen übernimmt der Chef selbst. Er stellt Schulen auch Kükenhäuser zur Verfügung, um Kindern die Verantwortung für die Tiere zu vermitteln.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Der Gengenbacher war Anfang der 2000er-Jahre zur richtigen Zeit am richtigen Ort, als er den Hof komplett auf Regionalität umstellte. Bereits in den 1970er-Jahren gaben seine Eltern die Haltung von Kühen auf, dann die von Schweinen. Auf dem Zapfhof drehte sich fortan alles um Hühner. Zapf ging die Hofübernahme mit kreativem Unternehmermut an: Er überzeugte andere Landwirte, die bislang mit Schweinen oder Tabakpflanzen ihr Geld verdienten, auf Hühnerzucht umzustellen. Sein Angebot: 100-prozentige Abnahme aller Eier und das 20 Jahre lang. Zwei- bis dreimal in der Woche holt er die Ware vor Ort ab, transportiert sie nach Gengenbach, wo die Eier verpackt beziehungsweise weiterverarbeitet und verkauft werden.

Immer mehr Betriebe schließen sich an

Heute gehören zur Zapf-Erzeugergemeinschaft zwölf Höfe in der Ortenau, im Breisgau, im Hochschwarzwald und in Calw. Aufgrund der gleichen Qualitätsanforderungen bezüglich Unterbringung, Haltung sowie der Fütterung mit regionalem und genfreiem Getreide schmecken die Zapf-Eier alle gleich, egal wo sie gelegt worden sind, erläutert Zapf.

"Es ist ein sehr gutes Miteinander", sagt Martin Zapf. Er begleitet und berät "seine" Landwirte bei der Hofumstellung. So können von den ersten Gesprächen bis zur ersten Eier-Lieferung schon mal zwei Jahre vergehen. Das "Zapf-Modell" ist in der Branche mittlerweile so beliebt, dass er Anfragen auch schon ablehnen musste. "Wir wollen gesund wachsen und eine Größe beibehalten, mit der wir noch flexibel auf Marktschwankungen reagieren können."