Die Gruppe "Luddi" hat im Schlachthof für eine ausgelassene Stimmung gesorgt. Foto: Haberer Foto: Lahrer Zeitung

Literaturtage: Auftakt für die vierte Auflage des "Highmat-Abends" / Wechsel zwischen Musik und Rezitation

Die Gruppe "Luddi" hat den Auftakt der Literaturtage "Orte für Worte" geprägt. Beim "Highmat-Abend" trumpfte die Truppe mächtig auf. Für literarische Zwischenspiele sorgten Carola Horstmann und Ulrike Derndinger.

Lahr. Kernige Rockriffs und alemannische Verse. Die Mundart ist oft näher an den Menschen als die Hochsprache, wie Heinz Siebold in seiner Anmoderation mit einem Zitat von Landesvater Winfried Kretschmann betonte. Die mittlerweile vierte Auflage des von Siebold initiierten "Highmat-Abends" leitete am Samstagabend nicht nur die diesjährige Ausgabe der Literaturtage "Orte für Worte" ein.

Fokus liegt auf dem Klang der Heimat

Die zünftig angelegte Sause im Schlachthof setzte auch ein dickes Ausrufezeichen hinter einen der zentralen Ansätze der 2015 aus der Taufe gehobenen Veranstaltungsreihe. Der Fokus liegt immer wieder auf der Mundart und dem Klang der Heimat, der sich beim "Highmat-Abend" in Liedtexten, kleinen Geschichten und gereimten Versen manifestiert. Musik und Rezitation wechseln sich ab und finden in der Verschränkung zueinander. Ulrike Derndinger aus Kürzell hat das zusammen mit "Luddi" schon mehr als einmal praktiziert: die aus Zell im Wiesental stammende Lyrikerin Carola Horstmann, hat am Samstagabend gleichgezogen. Eingebettet in den Auftritt der Truppe aus dem Hochschwarzwald haben die beiden nicht nur Texte und Gedichte vorgetragen. Sie haben auch mit der Band kollaboriert und von den Jungs begleitet auf Mundart gerappt.

Carola Horstmann tauchte immer wieder ein in die Zeit ihrer Kindheit im Wiesental, schlenderte von einem ihrer Kindergeburtstage zur Fastnacht, setzte den ersten, aus Italien stammenden Gastarbeiter im Dorf ebenso ein Denkmal wie den Katzen, denen die vielfach ausgezeichnete Lyrikerin ein ganzes Buch gewidmet hat.

Mischung aus Rockriffs, Funk und Ska

"Luddi", die Truppe um die beiden Brüder Christoph und Manuel Dörflinger, trumpfte mit einer bunten Mischung aus satten Rockriffs, Funk und Ska auf, einem energiegeladenen Auftritt, der mächtig für Stimmung im Schlachthof sorgte. Mit Songs wie "I schwätz alemannisch" oder "800 Schtutz", die Hymne auf das "Rothuser Land" und "Halbi Händschi" tauchten sie mit Sprachwitz und viel Rock’n’Roll im Blut immer wieder in das Lebensgefühl der Menschen in den Bergtälern des Schwarzwaldes ein.

Das Resümee des Abends ist damit klar: Die Auseinandersetzung mit dem Heimatbegriff kann irgendwo zwischen Tradition und Aufbruch tatsächlich auch "high" machen.

Ulrike Derndinger wandelte von den legendären Nusszöpfen der Mutter zum Lieblingsspielplatz ihrer Kindheit, der gelben Telefonzelle auf dem Rathausplatz. Paul McCartney hätten sie und ihre Freundinnen nur zu gerne einmal angerufen, die internationale Auskunft wollte die Nummer aber partout nicht herausrücken.