Impressionen von den Dreharbeiten im Schlachthof: Oben ist Seraina Telli von dem Trio "Dead Venus,", unten Matt Woosey zu sehen. Foto: Haberer

Musik: Onlinefestival "We Live" wird fortgesetzt / "Dead Venus" aus der Schweiz und Matt Woosey spielen im leeren Schlachthof

Lahr - Das 2020 überaus erfolgreich gestartete Onlinefestival "We Live" geht in eine neue Runde. Jetzt wurden zwei Konzerte der neuen Staffel aufgezeichnet – mit der Band des Engländers Matt Woosey und dem Trio "Dead Venus" aus der Schweiz.

Erfolgreich durchgestartetes Onlinefestival

Mit dem für alle auch erlösenden "Kameras aus" setzte Pirmin Styrnol am Samstag kurz vor Mitternacht im Schlachthof den Schlusspunkt unter den ersten Drehtag zur zweiten Staffel von "We Live". Gut 16 Stunden waren er und sein Bruder Maik, die Kameraleute und die kleine Crew der Lahrer Rockwerkstatt zu dem Zeitpunkt bereits am Start.

Die Dreharbeiten für das im vergangenen Jahr mit sechs vielbeachteten Konzertfilmen überaus erfolgreich durchgestartete Onlinefestival verlangen allen Beteiligten eine gehörige Portion Stehvermögen ab. Denn die einzelnen Episoden von "We live" sind keine billig produzierten Livestreams von besseren Wohnzimmerkonzerten, auch wenn am Samstagnachmittag, bei Matt Woosey und seiner Band, mit Stehlampen, Sesseln und passendem Interieur eine möglichst heimelige Atmosphäre inszeniert wurde.

Trotzdem hatte die Aufnahmesession ihre Tücken. Matt Woosey, der in Münchweier lebt und wie kaum ein anderer Musiker in der Region für eine intensive Interaktion mit dem Publikum steht, hatte spürbar mit der für ihn ungewohnten Situation zu kämpfen: Ein fast leerer Saal mit viel Technik und zehn Kameras, der Anspruch an sich selbst, etwas ganz Besonderes produzieren zu wollen.

Woosey brauchte bei mehr als einem Song einen zweiten Anlauf, entwickelte erst am Ende des rund einstündigen Auftritts die gewohnte Lockerheit. Die noch von der ersten Staffel eingespielte Crew der Rockwerkstatt und des Film- und Tonstudios "Punchline" gab ihm dabei alle nur erdenkliche Hilfestellung und puschte ihn.

Der Dreh selbst läuft ähnlich ab wie bei der ersten Staffel im Frühjahr 2020 – mit strengen Hygienevorgaben, Maskenpflicht und Abstandsgebot. Ohne Corona-Schnelltest kommt keiner in den Saal des Schlachthof. Tontechniker Taner Demiralay schlüpft dafür immer wieder in Schutzkleidung und führt die Teststäbchen in die Nase ein. Als Mitarbeiter des Schlachthof-Teams hat er dafür eigens einen Kurs absolviert.

Für die zweite Aufnahmesession am Abend werden noch zwei Vertreter der Lahrer Feuerwehr dazugeholt. Ein Muss, weil das Schweizer Trio "Dead Venus" in einem Meer aus Kerzen aufspielt. Frontfrau Seraina Telli (Gesang, Gitarre, Keyboard) hat mit den "Burning Witches" auf allen großen Festivals aufgespielt, nun wandelt sie mit ihrer eigenen Band auf deutlich progressiveren Pfaden. Vertrackte Rhythmuswechsel und treibende Rockriffs, dazu atmosphärisch dichte Zwischentöne, eine betörend ausdrucksstarke Stimme. Der Auftritt wartet mit echten Highlights auf und Songs, die noch nie live gespielt wurden. Man darf bereits jetzt auf den fertigen Stream gespannt sein.

So geht's weiter

Maik Styrnol wird nun im Lahrer Studio von "Punchline" viele Stunden damit verbringen, das Filmmaterial zu schneiden und die Tonspur aufzuarbeiten. Parallel dazu werden weitere Konzertfilme produziert. Im April steht ein Auftritt von Hannah Wilhelm und der Freiburger Formation "Fat Cat" in der Sternenberghalle in Friesenheim an, voraussichtlich im Mai ein Crossover-Projekt im Lahrer Parktheater, in dem sich Klassik und elektronische Musik die Hand reichen werden.

Dann ist da noch ein Heimatabend mit dem "Buurequartett" aus Reichenbach und Helmut Dold alias "de Hämme", der eigentlich bereits im Januar aufgezeichnet werden sollte, dann aber verschoben wurde, weil die Akteure wegen des Lockdowns nicht zusammen proben durften.