Ein großes Weihnachtskonzert wie hier in der Sulzer Kirche 2019 wird es in diesem Jahr nicht geben. Foto: Archiv - Baublies

Kirche: Gottesdienste mit verschiedenen Formaten / "Große Belastung für Alle"

Lahr - Ein besinnlicher Weihnachtsgottesdienst in der Kirche mit der ganzen Familie, alte Bekannte treffen und gemeinsam singen: All das ist in diesem Jahr gar nicht oder nur schwer möglich. Wie läuft ein Weihnachtsgottesdienst unter Corona ab?

Weihnachtsgottesdienste finden statt - aber wie?

"Die Weihnachtsgottesdienste finden statt!" Das ist der Tenor, hört man sich bei den Dekanen in Lahr um. Doch eines ist klar: Weihnachten wie in den vergangenen Jahren kann es diesmal nicht geben. Wie sehen also die Alternativen zu Krippenspiel und Gesang an Heiligabend aus?

Weniger Besucher: "Sonst konnten wir immer bis zu 250 Menschen in unsere Kirche lassen, jetzt funktioniert das nur mit einer Anzahl von rund 40 Besuchern. Besonders an Heiligabend kommen sonst natürlich viele, um das Krippenspiel zu sehen", erzählt der evangelische Dekan Rainer Becker.

Auch in der katholischen Kirche dürfen freilich nicht wie sonst Hunderte Besucher den Festgottesdienst feiern. "Das Weihnachtsfest berührt unsere Seele und weckt Emotionen. Auch deswegen möchten wir den Gläubigen viele Möglichkeiten anbieten, es zu feiern. Bei der Art der Gottesdienste fahren wir deshalb mehrgleisig", erzählt der katholische Dekan Johannes Mette.

Neben der Anzahl der Besucher verändere sich auch die Art der Gottesdienste: "Es gibt nicht nur Krippenfeiern und Christmetten, sondern auch Open-Air-Gottesdienste und besonders gestaltete Kirchenräume. Einige Ministranten nehmen ein Krippenspiel auf und spielen den Film an Heiligabend als Ersatz für das Schauspiel vor Ort ab", so Mette weiter.

Die Anzahl der Besucher sei von Kirche zu Kirche unterschiedlich; in einer sehr kleinen wie in Wittelbach gäbe es beispielsweise nur Platz für rund ein Dutzend Besucher. In der Kirche Sancta Maria in Lahr hätten bis zu 100 Einzelpersonen Platz und nochmal rund 50 mehr, wenn sie aus einem Haushalt stammen und dann beieinander sitzen könnten.

Mehr Gottesdienste: "Statt sonst zwei Gottesdiensten, werden wir nun wahrscheinlich vier bis fünf kürzere Termine anbieten. Die Zeit am Nachmittag und Abend ist dafür entscheidend", sagt der evangelische Dekan Becker. "Wir wollen niemanden wegschicken", betont er. Daher seien "Eintrittskarten" mit Anmeldung geplant, sodass die Besucheranzahl genau kalkuliert werden könnte.

Auch für die katholischen Gottesdienste ist laut Mette eine Online-Anmeldung notwendig.

Aus der katholischen Kirche in Seelbach wird an Heiligabend um 17 Uhr die Messe per Livestream in die Wohnzimmer der Menschen übertragen, erzählt Mette. Auch aus der Kirchengemeinde Rust werden Gottesdienste gestreamt. Mette und seine Kollegen planen, die Zahl der Messen und der Krippenfeiern an Heiligabend zu erhöhen und mehrere Termine anzubieten.  

Fest im Freien: "Wir wollen verschiedene Wege gehen. Dazu gehört auch die Idee, dass wir einen Weihnachtsgottesdienst draußen veranstalten", so Becker. Bei diesem könnten dann mehr Menschen mit genügend Abstand teilnehmen.

"Die Menschen gehen normalerweise ja auch stundenlang in warmer Jacke auf den Weihnachtsmarkt, da ist ein Gottesdienst draußen auch denkbar", sagt der Pfarrer. Das Umfeld sei laut Becker auch schöner, denn im Freien könnte ein Posaunenchor spielen. Schade sei, dass die Besucher aktuell auch nicht draußen mitsingen dürften.

Einige katholische Kirchengemeinden im Raum Lahr planen laut Mette ebenfalls Weihnachtsgottesdienste im Freien. In Schweighausen soll es die Möglichkeit geben, an Heiligabend bei einem Bauernhof, der den Stall von Bethlehem symbolisieren soll, Gottesdienst zu feiern.  

Kirche offen für Alle: "Es gibt leider natürlich auch kein Krippenspiel an Heiligabend. Wir wollen aber verschiedene andere Wege gehen und die Kirche den ganzen Tag über öffnen, damit die Menschen dort nacheinander einen Moment innehalten können, also eine Andacht in kleinerem Format", erzählt Becker.

"Unsere Kirchen sind tagsüber immer offen. Die Menschen sollen sich hier in den Gotteshäusern wohl fühlen", betont Mette ebenfalls. Die katholische Kirche hat im Advent und in der Weihnachtszeit ihre Kirchen geschmückt und gibt adventliche Kurzandachten wie die vier "Lichtblicke" für Familien in St. Maria.

 "Weihnachten to go": Eine weitere Idee Beckers ist eine Weihnachtstüte mit einer Kerze und einer Weihnachtsgeschichte, also ein Mini-Gottesdienst zum Mitnehmen. Auch ein Weihnachtsweg mit verschiedenen Stationen, die die Geschichte Jesu erzählen, sei laut Becker denkbar. Er betont jedoch: "Das eine überzeugende Modell gibt es nicht, da ist jetzt viel Kreativität gefragt. Die ganze Situation dieses Jahr ist schon belastend für die Haupt- und Ehrenamtlichen und mit viel Unsicherheit verbunden."

Die katholische Kirche bietet die Adventszeit über mit der Aktion "Hoffnungswegweiser" Basteln für Familien rund um das Thema Weihnachten an. Mit dem "Licht von Bethlehem" können alle am 4. Advent das Kerzenlicht, das Pfadfinder aus Bethlehem bringen, in die einzelnen Haushalte weiter verteilen.

Die Regeln beim Gottesdienst an Heiligabend 

An Weihnachten dürfen laut der neuen Corona-Verordnung zehn Personen aus mehr als zwei Haushalten zusammenkommen. Für die meisten Gottesdienste gibt es eine Voranmeldung (online über die Website der jeweiligen Kirchengemeinde). Dort wird die Höchstzahl an Besuchern voreingestellt, sodass kein Eintrag mehr möglich ist, wenn der Gottesdienst ausgebucht ist. Gemeinsamer Gesang ist nicht erlaubt.