Ellen Schroeder-Eberle und Petra Wagner von "Schneider Electric", Sylvia Selinger und Ingo Brunner von "Acrobat" und Peter Weiß haben sich über Zeitabeit ausgetauscht.          Foto: ha Foto: Lahrer Zeitung

Zeitarbeit: Bundestag soll Befristung auf 18 Monate beschließen / Branche erwartet Probleme dadurch

Lahr (ha). Mitte November wird der Bundestag über die Neuregelung des "Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes" entscheiden. Der eingebrachte Entwurf stößt auf Kritik, wie eine Gesprächsrunde mit dem Bundestagsabgeordneten Peter Weiß (CDU), Vertretern des Personaldienstleisters "Acrobat" und der Firma "Schneider Electric" zeigte.

Die Branche, die in Deutschland rund 950 000 Arbeitnehmer beschäftigt, hat das negative Image vergangener Jahrzehnte spürbar abgestreift. Die Löhne von Zeitarbeitnehmern sind deutlich gestiegen, die tariflich geregelte Lohnuntergrenze liegt knapp über neun Euro. Das in dem Gesetzesentwurf verankerte "Equal Pay", das spätestens nach neun Monaten greifen muss, ist in vielen Bereichen längst Standard.

Unternehmen wie der seit 2003 auch in Lahr ansässige Personaldienstleiter "Acrobat" kümmern sich intensiv um die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter, aber auch um faire Bedingungen bei der Überlassung. Die Gewerkschaften haben für viele Branchen eigene Tarifverträge abgeschlossen, Unternehmen zahlen obendrein freiwillig Zuschläge, um Auftragsspitzen durch Leiharbeitnehmer überhaupt noch abdecken zu können.

Sylvia Selinger vertritt neben dem mit rund 450 Beschäftigten an vier Standorten agierenden Personaldienstleisters "Acrobat" auch den Branchenverband BAP. Sie weiß, dass es schwarze Schafe gibt, der weitgehend leergefegte Arbeitsmarkt habe aber für ein spürbares Umdenken gesorgt: Zeitarbeitnehmer werden geschätzt, unterstützt und gefördert, ist sie überzeugt. Personaldienstleister kümmern sich um Qualifizierung und Ausbildung, verstehen sich als Wegbereiter und Sprungbrett, das längst auch von Arbeitnehmern aus Süd- und Osteuropa genutzt wird. Kunden wie das Lahrer Unternehmen "Schneider Electric" zahlen vom ersten Tag an einen Zuschlag von drei Euro auf den Tariflohn. Nach vier Monaten wird der Zuschlag auf fünf Euro erhöht.

Für Selinger und Ingo Brunner, den Leiter der Lahrer Niederlassung von "Acrobat", liegt der Knackpunkt des neuen Gesetzesentwurfs in der Befristung der Überlassung auf maximal 18 Monate. Sie soll künftig nur überschritten werden dürfen, wenn für die jeweilige Branche ein Tarifvertrag vorliegt. Das wird ihrer Meinung dazu führen, dass Mitarbeiter aus den Betrieben herauskatapultiert werden. Wichtiger wäre ihrer Ansicht nach eine Intensivierung der Kontrollen, um die schwarzen Schafe der Branche weiter zurückzudrängen, aber auch eine Initiative, die verhindert, dass große Konzerne eigene Personaldienstleistungsunternehmen gründen.

Weiß ist mit dem Gesetzentwurf allerdings ganz zufrieden. Er basiere darauf, was im Konsens mit den Gewerkschaften und den Unternehmerverbänden möglich sei, wie er betonte. Angesichts von nur elf Branchentarifverträgen sieht er nach wie vor großen Handlungsbedarf. Das neue Gesetz wird seiner Einschätzung nach Bewegung in die gerade auch im Dienstleistungssektor stockenden Tarifverhandlungen bringen und mittelfristig für Ruhe sorgen, weil die Gleichstellung von Zeitarbeitnehmern weiter voranschreitet.