Hans-Wolfgang Brassel, Organisator der Heiligenzeller Schlosskonzerte, bei dem Auftritt im Stiftsschaffneikeller Foto: Künstle Foto: Lahrer Zeitung

Konzert: Bei Hans-Wolfgang Brassel und Hans Michael Eckert treffen Klangbilder auf gesprochene Worte

Hans-Wolfgang Brassel (Klavier, Cembalo) und Hans Michael Eckert (Cello) haben dem Lahrer Kulturkreis einen Abend voll leiser  Poesie beschert. Unter dem Titel "Abendstille" servierte das Duo eine Mischung aus Musik und Lyrik.

Lahr. Barocke Klangbilder treffen auf gesprochene Worte, die von der Stille des Abends und dem Mond erzählen, von einer Mutter an der Wiege und einer Mär, die darüber aufklärt, wie die Milchstraße entstanden ist. Brassel, der auch als Erzähler fungiert, stimmt auf dem Cembalo wunderbar zarte Klänge an, begleitet das Cello von Eckert auch am Klavier. Das Motto des Abends wird greifbar, im Stiftsschaffneikeller breitet sich eine Aura aus, die entschleunigt und die Zuhörer auf eine andere Ebene entführt. Wort und Klang wechseln sich in einem getragenen, gleichmäßigen Rhythmus ab.

Die musikalische "Abendstille" lässt die Besucher spürbar zur Ruhe kommen. Das seit mehr als drei Jahrzehnten aufeinander eingespielte Duo vom Kammermusikensemble Freiburg lädt dazu ein, die Verse des Abendlieds "Der Mond ist aufgegangen" anzustimmen, schwelgt bis zur Pause im Glanz vollkommener Harmonien von Georg Friedrich Händel, Johann Sebastian Bach und dessen Sohn Carl Philipp Emanuel.

Nach der Pause verdichtet sich der Abend. Auszüge aus Heinrich Heines Gedicht "Deutschland ein Wintermärchen" werden umrahmt von Fragmenten der fünften und sechsten Cello-Sonate von Antonio Vivaldi. Kompositionen von Gabriel Fauré und Edgar Elgar öffnen den musikalischen Raum in Richtung Romantik und Impressionismus. Texte von Erich Kästner und Kurt Tucholsky warten mit subtilem Humor auf.

Der Abend mit Eckert, im Hauptberuf Zahnarzt in Offenburg, und Brassel, dem Organisator der Heiligenzeller Schlosskonzerte, bewegt sich bis zum Schluss auf sicherem Terrain, greift wohlbekannte Juwelen aus dem Schatzkästchen der Musik und der Lyrik auf. Er vermag aber zu überzeugen, weil er seinem eigenen Rhythmus folgt, weil er mit sinnlicher Kraft und Poesie aus dem Rahmen einer schnelllebigen, nach Effekten haschenden Welt fällt. Das Publikum spendet reichlich Beifall und wird am Ende mit einem wunderbar gefühlvollen "Ave Maria" belohnt.