Miriam Waldmann Foto: Haid Foto: Lahrer Zeitung

Pfarrerin schafft bei erster Kandidatur den Einzug in den Lahrer Gemeinderat / Einsatz gegen Massentierhaltung

Von Marion Haid

Lahr. Bei der konstituierenden Sitzung des Lahrer Gemeinderats gibt es am Tisch der Grünen ein neues Gesicht. Miriam Waldmann, Pfarrerin der Melanchtongemeinde, hat bei ihrer ersten Kandidatur den Einzug in das städtische Gremium geschafft.

Die Kandidatur der Pfarrerin für den Gemeinderat beruht dabei eher auf einem Zufall. Nach dem Weihnachtsgottesdienst sprach sie zwischen Tür und Angel mit Sven Täubert, Stadtrat der Grünen, und erzählte ihm, dass sie den Grünen beitreten wolle. Wenige Tage später sprach Claus Vollmer, Fraktionssprecher der Grünen im Gemeinderat, auf ihren Anrufbeantworter und fragte die 34-Jährige, ob sie sich eine Kandidatur für den Gemeinderat vorstellen könnte.

Intensiv habe sie die Kandidatur mit ihrem Mann besprochen, sagt Miriam Waldmann. Mit ihm teilt sie sich gleichberechtigt die Pfarrstelle in der Lahrer Melanchtongemeinde, die Familie mit ihren zwei kleinen Kindern und den Haushalt. Die Pfarrerin, die im Vorstand der Bürgergemeinschaft Dinglingen sowie im Verwaltungsrat der Diakoniestation mitarbeitet und seit Februar den Vorsitz der Lahrer Kirchengemeinde inne hat, entschied sich für die Kandidatur. Als es auf Anhieb klappte, sei sie "positiv überrascht" gewesen.

Schon immer habe sie grün gewählt, als sich die Partei gegen Massentierhaltung einsetzte, nahm sie das Parteibuch an, erzählt Waldmann. Sie sei "sehr beeindruckt", dass sich die Grünen für ein Thema stark machen, das die Partei nicht überall beliebt macht. "Millionen Tiere müssen furchtbar leiden", sagt sie. Die neue Stadträtin möchte an der Gewissensbildung mitwirken, "alle wissen wie die Realität aussieht".

Gemeinsam mit der Lahrer Nabu-Gruppe "Mensch-Tier-Umwelt" und ihrem Mann habe sie in der Gesprächsreihe "Blickwechsel" die Veranstaltung "Unser täglich Fleisch gib uns heute" initiiert, so die Pfarrerin. Demnächst werden die Waldmanns einen Tiergottesdienst halten. Bei den Gemeindefesten gibt es ausschließlich Biofleisch aus artgerechter Haltung.

"Kirche ist mein Zuhause", sagt die neue Stadträtin. Ihr ist es wichtig, dass Kirche auch politisch ist. Christen sollen sich für das einsetzten, was in der Gesellschaft und Welt passiert. Doch die Farbe des Parteibuchs ist für einen gläubigen Menschen keineswegs vorgeschrieben: "Christen können auch grün sein!" "Ich bin gespannt, was auf mich zukommt", sagt Waldmann. Sie freut sich auf die Landesgartenschau, die einen Teil der Stadt aufwerten und verändern werde.

In dem Gebiet der Melanchtongemeinde liegt auch der geplante Standort der geplanten neuen Moschee. "Ich freue mich, wenn die Moschee gebaut wird", betont die Pfarrerin. Waldmann erhofft sich mit der islamischen Gemeinde in der Nachbarschaft Kontakte und Dialoge und blickt dabei nach Mannheim, der Heimat ihres Mannes, wo das Miteinander beider Religionen sehr gut funktioniere.