Zum letzten Mal am Dirigentenpult der Stadtkapelle: Joachim Volk Foto: Breuer Foto: Lahrer Zeitung

Stadtkapelle verschiedet mit einem hochkarätigen Konzert ihren langjährigen Dirigenten / Zum Vorzeigeorchester entwickelt

Lahr (hai). 38 Jahre stand Joachim Volk am Dirigentenpult der Stadtkapelle. Aus einem Häufchen Musiker formte er ein Höchststufenorchester. Am Samstag verabschiedete sich der Musikdirektor des Lahrer Vorzeigeorchesters mit einem hochkarätigen und emotionalen Konzert.

Minutenlang gab es am Ende des Abschiedskonzerts unter dem Motto "Ciao Joachim" in der voll besetzten Stadthalle Applaus für Volk. "Das war die Stadtkapelle in absoluter Höchstform" – darüber waren sich viele Zuhörer einig. Solche Lorbeeren gab es zu Volks Anfangszeiten (noch) nicht. "Ich habe oft erklärt, dass diese Musiker ein eigenständiger Verein sind und trotz des Namen nichts mit der Stadt zu tun haben", berichtete der frühere Oberbürgermeister Werner Dietz augenzwinkernd. Doch mit Volk wendete sich schnell das Blatt, Dietz erntete plötzlich Lob und stellte nicht mehr unbedingt die Eigenständigkeit des Vereins in den Vordergrund, berichtete er. Wie schlimm es zu Anfang geklungen haben mag, spiegelten die Worten des Vorsitzenden Reiner Michel wieder. Bei dem Ständchen der Kapelle zu Volks Hochzeit gleich zu Beginn, verschlug es Volks Vater regelrecht die Sprache. Die Gäste des Abends, die in der Plauderecke um Moderator Michael Moser Platz nahmen, machten Volks großes Engagement, sein pädagogisches Geschick und die Fähigkeit, Jung und Alt zu begeistern, für die Erfolgsgeschichte der Stadtkapelle verantwortlich. "Die Stadtkapelle macht Volks-Musik!", sagte Bürgermeister Guido Schöneboom. Ein Garant, dass sich Volk mit Haut und Haaren für die Stadtkapelle engagieren konnte und nicht nur am Dirigentenpult stand, sondern auch mit seinen Musikern auf Isomatten in Turnhallen übernachtete, war seine Familie. Mit dabei waren immer seine Frau Margot, Tochter Stephanie und viele Jahre auch Sohn Sebastian, der heute bei der Württembergischen Philharmonie spielt. Volk habe seine Liebe zur Musik weitergeben. "Ich bin stolz, dich als Vater zu haben", sagte Sebastian Volk in bewegenden Worten, griff zu seinem Instrument und bot ein mitreißendes "Concertino für Posaune" von Ernst Sachse. Nicht nur Volks Sohn, sondern einige ehemalige Stadtkapellenmusiker und Schüler Volks spielen heute in großen Orchestern. Oliver Siefert, Professor an der Frankfurter Musikhochschule und Soloposaunist des Sinfonieorchesters des Hessischen Rundfunks, Thomas Lischke, Soloposaunist am Theater Pforzheim, Bernd Oswald, Musiker des Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr, und Sebastian Volk bildeten ein Posaunenquartett, kamen völlig überraschend aus den Tiefen der Stadthalle auf die Bühne und präsentierten "A Nice Family", das der kürzlich verstorbene Blasmusikkomponist Kees Vlak der Familie widmete.

Die Stadtkapelle überzeugte mit einer unglaublichen Spielfreude, technischen Raffinesse und enormer Musikalität. Jedes Werk war ein kleiner Höhepunkt für sich und erinnerte an Wettbewerbe, Solomusiker aus den eigenen Reihen, Komponisten, die in Lahr zu Besuch waren, Neujahrskonzerte, vielfältige Musical- und Filmmusiken und Originalkompositionen. In diese Sparte gehört "Of Sailors and Whales", eine Vertonung von "Moby Dick". Dann waren da noch "Music For A Movie Picture", das die Stadtkapelle erstmalig mit Comic-Zeichnungen bebilderte, der "Hummelflug" mit Roland Kopp als Solist, der mitreißende tschechische Tanz sowie "Im Krapfenwaldl" und einem "eigenwilligen Solisten" Joachim Volk, der den Kuckuck mimte. Offiziell endete das Konzert mit den Melodien aus dem Musical "Das Phantom der Oper". Nach zwei Zugaben begleitete Moser Volk vom Dirigentenpult. Die Musiker intonierten das emotionale "Time To Say Godoy" mit abgeändertem Text der Sängerin Anja Meyer-Rettberg, und nicht nur bei vielen Musikern flossen ungehindert die Tränen: "Ciao Joachim".