Hilda Beck (von links), Elisabeth Akbaba und Georg Szkopiak erzählten aus verschiedenen Blickwinkeln über den Zusammenhalt in Familien und Religionsgemeinschaften. Die Reihe "Lahr erzählt" fand zum letzten Mal in diesem Jahr statt. Foto: Breuer

Bürger berichten über die Bedeutung des Zusammenhalts / Referat über Christen im Orient

Der Zusammenhalt in der Familie, unter Nachbarn oder in Religionsgemeinschaften war das Thema, das bei der Reihe "Lahr erzählt" auf dem Programm gestanden hat. Die verschiedenen Geschichten sollen 2018 in einem Buch veröffentlicht werden.

Lahr. Ein Leben unter widrigen Bedingungen, geprägt von Demütigungen und doch voller Liebe – darüber berichtete Hilda Beck, die als Mitarbeiterin des Bürgerzentrums im Kanadaring bei den Lahrern bekannt ist. Als Jüngste von sieben Geschwistern lebte sie mit ihrer Familie – die Eltern waren sogenannte Wolga-Deutsche – in Kasachstan. Die deutsche Sprache sei verboten gewesen und deshalb nur zuhause gesprochen worden, berichtete die 62-Jährige. Doch nicht alle Kasachen seien so engstirnig gewesen. Die Nachbarn ihrer Eltern hätten beispielsweise nichts verraten, als sich die Mutter einmal despektierlich geäußert habe, was bei einem Verrat Sanktionen nach sich gezogen hätte.

"Unsere Eltern haben uns viel Liebe geschenkt und Gutes beigebracht", erzählte Beck. Das wirke sich noch immer auf das Familienleben aus. "So wie früher in Kasachstan kommen wir auch heute noch jeden Sommer zum großen Familientreffen zusammen." Unter den Geschwistern gebe es nie Streit, weder um Geld noch um den gemeinsamen Garten. Der Zusammenhalt ziehe sich auch weiter in die Nachfolgegenerationen. "Die Kinder und auch die Enkel kennen sich und halten Kontakt", sagte Beck. Und wenn ein Familienmitglied einmal ernsthaft krank sei, würden sich die anderen mit den Besuchen oder Pflege und Versorgung absprechen und abwechseln.

Der Zusammenhalt unter Nachbarn war das Thema, über das Georg Szkopiak gesprochen hat. In äußerst einfachen Verhältnissen mit der alleinerziehenden Mutter und der Schwester aufgewachsen, hat sich Szkopiak immer für seine Mitmenschen eingesetzt. Als Mieter bei der städtischen Wohnungsbaugesellschaft hat er sich als Hausmeister und später auch als Mieterbeirat engagiert. Gemeinsam mit den Nachbarn in der Flugplatzstraße hat Szkopiak zunächst für bessere Wohnbedingungen gesorgt und dann einen Bolzplatz in Eigenleistung gebaut. Er habe als Hausmeister für die städtische Wohnungsbaugesellschaft gearbeitet und engagiert sich heute noch als Mieterbeirat, obwohl er mittlerweile in Langenwinkel im Haus der Tochter lebt.

1976 wurde der Fußballverein Lahr-West gegründet, dessen Vorsitz Szopiak seit 41 Jahren innehat. Der Fußballverein sei anfangs belächelt worden, habe es aber mit der Zeit geschafft, mit elf Mannschaften am Spielbetrieb teilzunehmen und in die Bezirksliga aufzusteigen. Mittlerweile sei die Spielerstärke aber geschrumpft und der Versuch, Flüchtlinge einzubinden sei nur mäßig gelungen. "Da fehlt einfach die Disziplin", stellte der Träger des Bundesverdienstkreuzes und der Landesehrennadel fest. 20 Jahre lang habe er mit seiner Frau zusammen Sommerzeltlager für Kinder organisiert. Auch die Gruppe derer, die noch zusammenhalten und sich kümmern, sei zurückgegangen. Das alles sei aber nicht möglich gewesen, wenn er nicht den Rückhalt der Familie gehabt habe, betonte Szkopiak.

Über die "Christen unterm Halbmond" sprach Elisabeth Akbaba. In ihrem Referat über die christliche Minderheit der Aramäer im Orient berichtete sie über Demütigungen, denen Christen ausgesetzt seien. "Die Christen sind die am meisten verfolgte Religionsgemeinschaft", sagte die 21-Jährige. Besonders hätten die Christen unter dem Islam zu leiden.

INFO

Buch

Im Frühjahr 2018 soll ein Buch erscheinen, das die Geschichten zusammenfasst, die in den vergangenen sechs Jahren bei der Reihe "Lahr erzählt" berichtet wurden.