"Bereich gesperrt": Kisten blockieren seit Dienstag den Weg in die oberste Etage der Lahrer Müller-Filiale (Bild oben). Wie lange die Drogerie auf dem Schlossplatz ihr Sortiment begrenzt, ist noch unklar und hängt auch vom Ergebnis einer Prüfung durch die Stadt ab. Foto: Bender

Einzelhandel: Lahrer Filiale verkauft nur noch Artikel des täglichen Bedarfs / Stadtverwaltung prüft Zahlen

Lahr - Jetzt ist der Lockdown auch bei Müller angekommen: Die Lahrer Filiale verkauft seit Dienstag nur noch Drogerie-Artikel, die restlichen Bereiche sind abgesperrt. Vorerst auf freiwilliger Basis, die Stadtverwaltung prüft aktuell die Rechtslage.

Müller verkauft nur noch Drogerie-Artikel 

Kisten vor der Rolltreppe und Flatterbänder an den Regalen: In der Lahrer Müller-Filiale am Schlossplatz sind nur noch das Erdgeschoss und Teile der zweiten Etage geöffnet. Das dritte Stockwerk ist komplett gesperrt. Entsprechend verdutzt, teils enttäuscht und verärgert, schauten am Dienstagvormittag die Kunden drein.

Während die Einzelhändler ringsum Mitte des Monats ihre Geschäfte schließen mussten, verkaufte der Drogeriemarkt bislang munter weiter. Und zwar nicht nur Duschgel und Toilettenpapier, sondern das gesamte Sortiment – vom Spielzeug über Haushaltswaren bis zu Elektronikartikeln.

Mitarbeiter haben am Dienstag davon erfahren 

Das hatte, wie zu hören war, für teils harsche Kritik aus der Lahrer Geschäftswelt gesorgt, die auch im Rathaus ankam, wie Bürgermeister Guido Schöneboom am Dienstag der LZ bestätigte. "Wir standen mit Müller schon vor und jetzt direkt wieder nach Weihnachten in engem Austausch."

Das Ziel, die "gefühlte Ungerechtigkeit" (Schöneboom) aus der Welt zu schaffen, ist nun zumindest vorübergehend erreicht – mit einer Selbstbeschränkung des Unternehmens, die quasi über Nacht umgesetzt wurde. Nach LZ-Informationen wurden Mitarbeiter dafür am Dienstag extra eine Stunde früher ins Geschäft beordert.

Diskussionen über komplette Öffnung 

Die Diskussion darüber, was Müller verkaufen darf und was nicht, gab es schon während des ersten Lockdowns im Frühjahr, mit einem ähnlichen Hin und Her wie jetzt. Grundsätzlich dürfen laut Corona-Verordnung nur Artikel des täglichen Bedarfs angeboten werden. Bei Mischsortimenten sind indes auch andere Waren zum Verkauf frei, wenn der zulässige Teil überwiegt.

Ob das bei Müller der Fall ist, wird derzeit von der Stadtverwaltung eruiert. "Wir haben seit Montag die aktuellen Zahlen", sagt Schöneboom. Unter anderem gilt es herauszufinden, was im Sinne des Gesetzes maßgeblich ist: die Fläche, auf der die Ware angeboten, die Zahl der Artikel oder der Umsatz damit.

Ordnungsamt prüft die Rechtslage 

Bis wann die Prüfung abgeschlossen ist, kann der für das zuständige Ordnungsamt verantwortliche Beigeordnete nicht sagen. Schöneboom bittet um Geduld: "Wir haben zum Infektionsschutz unserer Mitarbeiter die Personalstärke rund um die Feiertage drastisch reduziert." Grund zur Hektik gebe es derweil nicht, weil Müller zugesagt habe, sein Sortiment bis zu einer finalen Bewertung der Rechtslage einzuschränken. Schöneboom: "Darüber bin ausgesprochen froh."

Wenig Auskunft aus der Zentrale 

Von der Unternehmenszentrale von Müller in Ulm gab es auf LZ-Nachfrage am Dienstag nur spärlich Auskunft zur Situation in der Lahrer Filiale. Man könne lediglich sagen, "dass wir uns an die Vereinbarungen des örtlichen Ordnungsamtes halten und dass die Rechtslage hierzu in Prüfung ist".

Offen bleibt so unter anderem, bis wann die freiwillige Sortimentsbegrenzung gilt und welche Auswirkungen die Maßnahme für das Personal hat. Ebenso unklar ist, ob Kunden Waren umtauschen können, die aktuell nicht zum Verkauf stehen. Reklamationen werden indes wohl bearbeitet, war vor Ort zu erfahren.