Peter Weiß (links) ist um 18.50 Uhr zuversichtlich, dass Yannick Bury sein Nachfolger als Wahlkreisabgeordneter wird. Foto: Köhler

Wahlpartys: Leichter Optimismus bei den etablierten Parteien / Grünen-Kandidatin "tiefenentspannt" / AfD-Mann bangt

Lahr/Emmendingen/Malterdingen/Waldkirch - Geballte Fäuste, angespannte Mienen, herzliche Küsse: Bei den Wahlpartys bei den Kandidaten im Wahlkreis Emmendingen-Lahr waren am Sonntag viele Emotionen zu sehen. Die Stimmung – angespannt bis ganz locker.

Die beiden Kontrahenten ums Direktmandat von CDU und SPD feierten im Kreis Emmendingen, ebenso die Kandidatin der Linken, der Rest war mit seinen Anhängern in Lahr.

CDU:  Die Gäste auf der Wahlparty im Gasthaus Sonne in Malterdingen lauschen gespannt den Worten von Bundestagskandidat Armin Laschet. Dieser ist "nicht zufrieden" mit dem Ergebnis. Auch Kandidat Yannick Bury hätte sich mehr vorgestellt, wie er vor Ort erklärt, lässt sich jedoch sein Strahlen nicht nehmen. Er ist optimistisch, dass das "Kopf-an-Kopf-Rennen" zu Gunsten der CDU ausgeht. "Als klar war, dass es wohl nicht für Rot-Rot-Grün reicht, haben wir gejubelt", sagt Bury. Seine Zuversicht wirkt offenbar ansteckend auf seine Parteifreunde: Alle zeigen sich in munterer Plauderlaune und hoffen, dass ihr Kandidat auch noch das Direktmandat holt, auch wenn er zunächst noch hinten liegt.

SPD: Johannes Fechner ballt leicht die Fäuste, als der rote Balken der SPD bei der ersten Prognose in die Höhe schießt und mit dem schwarzen gleichzieht. Jubel kommt im "Shamrock" in Emmendingen zunächst jedoch nicht auf. Leichten Applaus gibt es für die Grünen, als deren Hochrechnung für Berlin bekannt wird und für den SC Freiburg, als dieser das 3:0 erzielt. "Schalten wir lieber zum ZDF, da sieht es besser aus", gibt Fechner die erste Ansage. Tatsächlich liegt die SPD in der ersten ZDF-Prognose zwei Prozentpunkte vor der CDU. In seiner Ansprache dankt der Kandidat den Genossen für die Unterstützung in einem "langen und teuren Wahlkampf" und versprüht Zuversicht: "Am Anfang sind wir noch ausgelacht worden. Jetzt hat uns Olaf Scholz zur stärksten Kraft gemacht."

Grüne: Die Stimmung ist bei den Lahrer Grünen am Wahlabend ist locker. Jeder kennt im Schlachthof jeden, alle duzen sich. "Ich bin absolut tiefenentspannt, wir werden sehen, wie es kommt", so die Kandidatin Heike Dorow. Sie könne es schwer einschätzen, antwortet sie auf die Frage nach Prognosen. Die Grünen-Kandidatin würde in Berlin gerne viel im Bereich Sozialpolitik beitragen. Freude ist bei den Grünen um 18 Uhr zu spüren – über das historische Hoch. "Alles ist noch offen", so Dorow. Jubel gibt es als die Hochrechnungen für Berlin gezeigt werden: "Die Fünf-Prozent-Hürde ist geschafft, im Osten tun wir uns sonst schwer", kommentiert Dorow. Schade findet sie, dass die Wahlbeteiligung nicht höher sei.

FDP: "Die Nacht wird spannend", so der Kandidat der FDP, Tino Ritter. Aus den Zahlen der ersten Hochrechnungen möchte er für seine eigene Person noch nichts ableiten. "In Baden-Württemberg sind wir traditionell stark", zeigt er sich in seiner Wahlkampfzentrale in der Lahrer Kirchstraße optimistisch. Außerdem habe er ganz stark versucht, Personenwahlkampf zu machen. Die Stimmung kurz nach der Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen beschreibt er daher als "gespannt und locker" zugleich, "alle gingen froh gestimmt nach draußen", beschreibt es Mohammed Ali Slim, der für Ritter vor allem in den Sozialen Medien Wahlkampf gemacht hat. Die Anwesenden bei der Wahlparty sind bunt gemischt, alle Altersgruppen sind vertreten, viele haben einen Migrationshintergrund. Viele lernen sich erst hier kennen.

Linke: Knapp 20 Freunde und Wahlhelfer von Imke Pirch kamen am Sonntagabend in der Hirschen-Brauerei in Waldkirch zusammen. Die Stimmung beschrieb Pirch in einem Telefonat als "gedrückt" – kein Wunder, denn weder das Bundes- noch das Wahlkreis-Ergebnis der Linken waren nach dem Geschmack der Anwesenden. Hier wie dort verfehlten die Linken ihre selbstgesteckten Ziele, auch wenn sie im Bund die Fünf-Prozent-Hürde und damit den Einzug ins Parlament letztlich schafften – so zumindest der Stand am Sonntag, gegen 22 Uhr. Für die Runde im Waldkircher "Hirschen" war es zumindest ein kleiner Trost.

AfD:   Thomas Seitz hatte von vornherein auf eine öffentliche Wahlparty verzichtet, verbrachte den Wahlabend stattdessen im privaten Rahmen mit seinen Wahlhelfern. Zu feiern hätte es am Sonntagabend auch (noch) nichts gegeben – denn es war von vornherein klar, dass es bis in den frühen Morgen dauern würde, bis feststeht, ob er den Wiedereinzug in den Bundestag schaffen würde. Beim abendlichen Telefonat mit unserer Redaktion wirkte Seitz nicht sonderlich angespannt. Für ihn würde keine Welt zusammenbrechen, wenn es nicht klappt, versicherte er.