Trafen sich zum Beginn der Schaf-Aktion im Weinberg (von links): Claus-Peter Hutter, Präsident Natur Life International, Klaus Fickert, Vorstand Edeka Südwest, Winzer Richard Kopf und Schafhalter Reinhard Bischler Foto: Bohnert-Seidel

Weidetiere im Weinberg gehören nicht zum herkömmlichen Bild. Dass sie gern Kräuter, Gras und Knospen fressen, ist bekannt. Diese Eigenschaft macht sich jetzt Winzer Richard Kopf zunutze und lässt sechs Schafe im Weinberg für sich arbeiten.

„Keine Angst, ich gehöre nicht mit zweitem Standbein zu den Schafzüchtern“, so Richard Kopf humorvoll bei einem Pressetermin im Weinberg. Vielmehr nehme er gern an dem Angebot der Edeka Südwest teil, das Winzer und Schafhalter zusammenbringen will. Nachhaltiger Weinbau heißt seit 2014 das Gebot der Stunde bei den Winzern der Genossenschaft Friesenheim in Zusammenarbeit mit der Ortenauer Weinkellerei. Mehr als 1000 Kräuterpflanzen sind im Jahr 2014 an den Hängen und Rändern der Weinberge gepflanzt worden. Mittlerweile haben sich Kräuter wie Wilder Majoran, Färberkamille, Weinberglilien, Salbei oder Weinraute in den Weinbergen etabliert. Eine weitere Pflanzung wurde jetzt bei Kopf am Weinberg im Gewann Gänslach vorgenommen. Schützenhilfe erfuhr Kopf unter anderem von Klaus Fickert, Vorstand Edeka Südwest, Claus-Peter Hutter, Präsident der Umweltstiftung Natur Life International, sowie einigen Winzerkollegen und Bürgermeisterstellvertreterin Charlotte Schubnell.

Schafe mähen nicht nur, sie sorgen auch für das Ausputzen der Stämme von unerwünschten Trieben

Für Kopf kommt sein Weinbergmanagement auf den 60 Ar im Gewann Gänslach ganz ohne Handarbeit aus. Sechs Schafe übernehmen für ihn in den kommenden vier bis fünf Wochen zwischen den Müller-Thurgau-Reben nicht nur das Mähen, sondern auch das Ausputzen der Stämmchen von ersten unerwünschten Trieben. Auf die Ausbringung von Spritzmittel lasse sich ebenfalls verzichten und so das Maß an Handarbeit wesentlich reduzieren, erläutert Kopf. Während er bei dieser Arbeit normalerweise auf Unterstützung angewiesen sei, ließe sich sowohl die Umzäunung für die Tiere als auch die Versorgung der Schafe über eine Person leisten.

Weiter ist von Biodiversität die Rede, da die Schafe mit ihrem Fell und ihren Klauen Pflanzensamen aufnehmen und im Weinberg oder später an anderen Standorten verteilen, ergänzt der Oberweierer. Mit im Boot ist Schäfer Reinhard Bischler, der sich so um die sechs Schafe nicht zu kümmern braucht. Gemeinsam mit Patrick Wussler ist er Partner des regionalen Markenfleischprogramms Württemberger Lamm, dessen Produkte über die Edeka-Märkte im Südwesten vermarktet werden. Wein und Schaffleisch aus der Region unterstreichen so eine gewisse Nachhaltigkeit.

Kommen die ersten Triebe jedoch am Weinstock zum Vorschein, heiße es Abschied nehmen von den Schafen. Schließlich recken die Schafe der Rasse Texel ganz gern auch ihre Hälse Richtung Höherem. „Nur mit dem Kopf am Boden, dafür sind diese Schafe nicht zu haben“, weiß Kopf. Sobald jedoch die ersten sauren Traubenfrüchte zu sehen sind, wäre im Juni wieder der ideale Zeitpunkt zum Arbeitseinsatz. „Auf saure Früchte verzichten sie sehr gern“, so Kopf.

Täglich wird nach den Tieren gesehen

Als er von der Edeka Südwest zum Modellprojekt eingeladen wurde, habe der Vorsitzende der WG Friesenheim gern zugesagt. Sein Motto: „Wenn ich es nicht ausprobiere, gibt es kein Vorankommen.“ Gern lasse er sich auf diese Art der Ökologie ein. Jetzt heiße es: „Mal schauen wie es sich entwickelt.“ Kopf ist zuversichtlich. In den kommenden vier bis fünf Wochen rechnet er mit reicher Ausbeute für die Schafe über das Gras und Blattwerk im unteren Bereich der Rebstöcke. Seine Arbeit bleibt darauf begrenzt, den Schafen ein entsprechendes zusätzliches Gehege zur Verfügung zu stellen. Wasser wird regelmäßig aufgefüllt und ein Futtereimer steht ebenfalls parat. Täglich schaue er nach den Tieren, versicherte er.

100 Kräuter

Die Schafe im Weinberg finden ein Zuhause auf Zeit. Die Rede ist von einer Art Win-win-Situation für Schäfer und Winzer. Ergänzt wird das Projekt bei Richard Kopf um die Pflanzung von 100 Kräuter und Stauden, die Lebensraum für Schmetterlinge, Wildbienen und andere Tiere schenken.