Die Winzer in Kippenheim, Mahlberg und Sulz rechnen mit 30 Prozent weniger Ertrag als im Vorjahr. Foto: Symbolfoto: Robert Michael/dpa

Kippenheim - Turbulenzen im Badischen Winzerkeller, Corona und das schlechte Wetter: "Dieser Herbst verlangt uns einiges ab", erklärte Rolf Mauch, Vorsitzender der Winzergenossenschaft Kippenheim-Mahlberg-Sulz. Er fürchtet um die Existenz der Winzer.

Wie sehr es in Breisach bei der Hauptversammlung des Badischen Winzerkellers Breisach (BWK) im Juni gerumpelt hat, berichtete Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Dorner, so wurden nicht alle Vorstandsmitglieder entlastet. Aus den Jahren 2019 und 2020 schiebt der BWK laut Dorner 3,3 Millionen Euro Verlustvortrag vor sich her.

Dass sich der frühere Weinbaupräsident aus der Verantwortung gezogen habe, fand Dorner schlicht "eine Unverschämtheit", auch andere Kollegen aus dem BWK-Vorstand kamen nicht gut weg. Sehr verärgert zeigte sich Dorner über den Auszahlungspreis, während im Gegenzug die Kosten steigen, auch für die hauptberuflichen Winzer: "Die Standardauszahlungen sind auf wirtschaftlichem Niveau nicht tragbar."

Noch knapp über 27 Millionen Liter

Erzürnt hatte Dorner in der Versammlung auch eine Nachricht vom Vorsitzenden Rolf Mauch. Bei einzelnen Sorten wie Grau- und Spätburgunder gab es bisher ab 80 Öchslegraden zwischen 15 und 30 Cent Zuschlag auf den Grundkilopreis. Nun gibt es stattdessen zehn (Spätburgunder) und 20 Prozent (Grauburgunder) Zuschlag auf den Grundkilopreis. Unterm Strich bleibe weniger übrig, so Dorner. Seine Frage, ob sich das Sortieren der Trauben noch lohne, war dann eher rhetorisch zu verstehen.

Doch es gab noch weitere schlechte Nachrichten für die Winzer: Bis dato konnten die Mitglieder ausgebauten Wein zum Selbstkostenpreis kaufen (Haustrunk), diese Regelung sei nun jedoch abgeschafft worden. Allgemein vermissten Mauch und Dorner Perspektiven dafür, "dass wir noch weiter existieren können".

Mauchs und Dorners Kritik blieb an diesem Abend unbeantwortet, denn wie sonst üblich war in der Hauptversammlung kein Vertreter des BWK aus Breisach anwesend, um sich den Winzern zu stellen. Betrüblich empfand auch Ehrenvorsitzender Eugen Schell die aktuelle Lage des BWK. Schell hat noch Zeiten erlebt, in denen 48 Millionen Liter Wein umgesetzt worden, nun seien es noch knapp über 27 Millionen Liter.

30 Prozent weniger Ertrag als 2020

In den vergangenen Jahren gab es wiederholt Medaillen für Weine der WG, 2020 waren es sechs Gold- und zwei Silbermedaillen. Und für den Spätburgunder Rotwein Kabinett von 2010 gab es sogar eine Landes- und Bundesweinprämierung, so Geschäftsführerin Iris Mauch vom Weinhof. Im Herbst 2020 wurden auf 53 Hektar WG-Flächen 434. 000 Kilogramm Trauben gelesen, im Schnitt waren es 81,8 Kilogramm Trauben pro Ar. Nicht so in diesem Jahr, wie Rolf Mauch prognostizierte.

Er rechnet im Vergleich zum Vorjahr mit 30 Prozent weniger Ertrag. Später Frost, ein verregneter Sommer und kühlere Temperaturen haben sich auf Menge und Öchslegrade deutlich niedergeschlagen, Sorge macht auch der "Falsche Mehltau" (Peronospora). Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren, als die Winzer schon im August mit der Lese begannen, geht es heuer in Kippenheim, Mahlberg und Sulz erst am 7. September mit der Lese für den Federweißen los, erst gegen Ende September rechnet der WG-Vorsitzende mit dem Beginn der Hauptlese. Im Vergleich zu Werten aus den Vorjahren liegen die aktuell ermittelten Öchsle deutlich darunter.

Einen Lichtblick gab’s von Weinhof-Geschäftsführerin Iris Mauch: In der Querstraße wird ein Teil des Weines aus den Reben der WG selbst vermarktet. Wegen Corona brach zeitweise der Absatz komplett ein, weil öffentliche und private Veranstaltungen lange ausfielen. "Jetzt geht es langsam wieder los" freute sie sich. Nach den Sommerferien werden die Öffnungszeiten wieder auf Normalbetrieb hochgefahren. Weil das Weinfest auf dem Kippenheimer Festplatz auch in diesem September wieder ausfällt, werde man erneut verschiedene Zusammenstellungen unter dem Motto "Weinfest to go" anbieten.

Über die WG

Mitglieder: 101 (minus sieben im Vergleich zum Vorjahr) mit 144 Geschäftsanteilen

Wahlen: Vorsitzender: Rolf Mauch; Aufsichtsratsvorsitzender: Klaus Dorner; Aufsichtsratsmitglied: Tobias Eichhorn (neu, alt: Gerhard Gäßler, Hans Disch)

Termine: Winzertreffen am Sonntag, 12. September, 11 Uhr am Sängerheim Haselstaude.