m Haslacher Gemeinderat sitzen künftig vier Frauen am Ratstisch. Foto: Gräff

Besonderheiten der drei Wahlen in der Nachlese. Abwahlen treffen bekannte Gemeinde- und Kreisräte.

Mittleres Kinzigtal - Drei Wahlen, viele Fakten und Kuriositäten: Der SchwaBo bietet nun eine Übersicht auf die Besonderheiten im Kinzigtal.

Wahlgewinner sind in den größeren Gemeinden tendenziell im Kinzigtal die Sozialdemokraten. Sie konnten ihr Ergebnis in Wolfach um 5,5 auf 25,7 Prozent, in Hausach um 1,7 auf 20,3 und in Hornberg um 3,9 auf 36,2 Prozent steigern. Nur in Haslach verloren sie 0,7 Punkte und stehen nun bei 14,3 Prozent. In der Hansjakobstadt gewannen dafür die Freien Wähler stolze 6,3 Prozent hinzu. Große Zugewinnen konnten daneben auch die Grünen in Wolfach mit vier auf 11,2 Prozent verzeichnen.

Wo es Gewinner gibt, muss es auch Verlierer geben. Dies sind ziemlich eindeutig die Christdemokraten, die allerdings auch meist auf hohem Niveau in die Wahlen gingen. In Haslach verloren sie 5,9 Prozent (nun 37,2), in Wolfach 5,4 (nun 29,5) und in Hornberg einen Punkt (nun 37,2). Ein positiver Ausreißer ist aus CDU-Sicht Hausach, wo sie 2,2 Prozent hinzugewannen und damit die Freien Wähler mit 35,1 Prozent als Wahlsieger ablösten. Starke Einbußen gab es daneben auch für die Freien Wähler, die in Wolfach ein Minus von 4,2 und in Hornberg einen Verlust von drei Prozent verkraften müssen.

Die Alternative für Deutschland (AfD) hat mit 11,5 Prozent ihr bestes Ergebnis im gesamten Ortenaukreis in Gutach geholt. Woher diese Wähler kommen, ist durch einen Vergleich mit den Gemeinderatswahlen nicht nachvollziehbar, da dort weitaus weniger Parteien antraten. Man kann also beispielsweise nicht sagen, dass die Wähler der Liberalen bei den Kommunalwahlen in der Bollenhutgemeinde, wo sie mit 21,7 Prozent weitaus mehr Stimmen als bei der Europawahl (5,4) holten, für das Parlament in Straßburg der AfD ihre Stimme gaben.

Dass die Europawahl eine ganz andere Baustelle als die Kommunalwahl ist, zeigt sich auch bei den anderen Parteiergebnissen in Gutach. Denn nicht nur bei der FDP sind die Unterschiede eklatant. Die CDU erhielt bei den Wahlen zum europäischen Parlament fast doppelt so viele Stimmen (38,1) als bei der Kommunalwahl. Bei den Freien Wählern sind es 32,2 (Gutach) zu 3,3 Prozent (Europa). Bei der SPD sind die Prozentzahlen dagegen fast gleich. Für sie votierten für den Gemeinderat 26,8 und für das europäische Parlament 24,1 Prozent. Für die Grünen, die für das Gemeindegremium nicht antraten, stimmten im vorderen Gutachtal bei der Europawahl 10,7 Prozent.

Die Geschwister Schaeffer sind mal wieder beide in Haslach angetreten. Martin Schaeffer landete auf der Grüne-Liste dabei auf Platz 1 (2491 Stimmen) vor seiner Schwester Hanni (806). Ihr selbst nutzt dies wenig, da ein Geschwisterpaar nicht gemeinsam am Ratstisch Platz nehmen darf, der Liste ihre Stimmen aber sehr wohl. So hat es Wolfgang Schmidt mit dem schlechtestes Ergebnis aller Gewählten (625) in das Gremium geschafft.

Frauen in den Gemeinderäten sind immer noch in der Minderheit, obwohl sich im Mittleren Kinzigtal viele Kandidatinnen haben aufstellen lassen. Gut vertreten ist hier der Hausacher 18-köpfige Gemeinderat. Dort sind zwei Bürgervertreterinnen dazugekommen, sodass jetzt fünf Frauen am Ratstisch sitzen. Mit drei neuen Vertreterinnen hat der 18 Köpfe starke Haslacher Gemeinderat jetzt vier Frauen. Zehn Räte zählt Fischerbach, davon sind drei weibliche Vertreter. Mühlenbach hat seit Sonntag eine weitere Frau im Rat und damit wie Hofstetten künftig drei weibliche Vertrerterinnen. Hornberg hat da verloren: Nach zwei Frauen im bisherigen Gremium ist es jetzt nur noch eine. Eigentlich verwunderlich, denn auf den Listen der Parteien waren erstaunlich viele Kandidatinnen aufgelistet. Anders in Gutach: Da wurde der bislang einzige Rätin ihr Herzenswunsch erfüllt: Sie hat Verstärkung von zwei "Neuen" bekommen.

Wolfach und Oberwolfach haben zusammen neun Gemeinderätinnen: Vier Frauen sitzen im Wolfacher und fünf im Oberwolfacher Rat. Die Überraschung: Neuling Michaela Rothfuß (FWV) erreichte auf Anhieb 1648 Stimmen in Oberwolfach.

Gerade jungen Menschen wird hin und wieder Politikverdrossenheit vorgeworfen. Ob das zutrifft, kann auch nach der Kommunalwahl nicht zweifelsfrei beantwortet werden – und dennoch: Ein Trio der Generation U-30 hat es in die Gemeinderäte geschafft. Michael Vollmer (CDU) sitzt ab sofort am Ratstisch der Wolfacher. Der 19-Jährige ist damit der Jüngste in der Runde. Nicht viel älter ist Ulrich Heizmann. Der 23-Jährige ist ebenfalls Christdemokrat. Er will seine Ideen ins Fischerbacher Gremium einbringen. Und dann wäre da noch die 25-jährige Sarah Weis (Grüne Liste). Sie hat es in das Haslacher Gremium geschafft. Über ein beachtliches Ergebnis darf sich aber auch Ann-Kathrin Riehle freuen. Die erst 18-Jährige hat den Sprung in den Haslacher Rat zwar verpasst, bekam aber 408 Stimmen – sicherlich ein gutes Argument für die Sozialdemokratin, es auf einen weiteren Versuch in fünf Jahren ankommen zu lassen.

Politikverdrossen sind aber nicht immer nur die Jugendlichen und jungen Erwachsenen – auch viele ältere Kinzigtäler finden nur wenig Gefallen am Wählen. Das lässt die Wahlbeteiligung erahnen. In Hausach hat gerade einmal jeder zweite Wahlberechtigte seine Stimmen abgegeben. Damit ist die Stadt unter der Burg trauriges Schlusslicht im Kinzigtaler Ranking. Lediglich 49,8 Prozent gingen wählen. Anders sieht es dagegen in Hofstetten aus, wo 66,8 Prozent ihre Stimme abgaben. Den Schnellinger Ausschuss durften übrigens 326 wählen, knapp 71 Prozent taten es sogar. Nirgendwo war die Wahlbereitschaft höher.

Abwahlen sind für die Betroffenen meistens enttäuschend. Das musste auch Wilhelm Griesbaum aus Mühlenbach erfahren. Er bekam nach 20 Jahren im Rat nicht mehr die notwendige Stimmenanzahl. Dasselbe Schicksal hat Simone Heitzmann aus Wolfach erteilt. Das Kuriose: Obwohl sie gegenüber den Wahlen von 2009 nochmals 330 Stimmen mehr bekam, hat es ihr nicht gereicht. Kopfschütteln gibt es auch in Gutach: Oliver Kronenwitter wurde nach 15 Jahren nicht mehr gewählt, und der Hornberger Rat verliert Andreas Horn, auch er war drei Wahlperioden dabei und erreichte nicht mehr die notwendigen Stimmenzahl.

Überraschungen hat es auch bei den Kreistagswahlen in den beiden Bezirken im Kinzigtal Haslach/Zell und Wolfach/Oberes Kinzigtal gegeben: Die dickste davon dürfte die Abwahl vom langjährigen Wolfacher Bürgermeister und Fraktionssprecher der Freien Wähler im Kreistag Gottfried Moser sein. Ihm reichten 2475 Stimmen nicht zum Wiedereinzug. Auch sein Hornberger Kollege Siegfried Scheffold schaffte es nicht ins Gremium – ebensowenig wie Zells Bürgermeister Hans-Martin Moll und Oberharmersbachs Schultes Siegfried Huber.

Die CDU-Bundestagsabgeordnete Kordula Kovac behielt ihr Kreistagsmandat nur, weil sie von einem Ausgleichsmandat profitierte. Für die Raumschaft Haslach/Zell sind künftig für die CDU Steinachs Schultes Frank Edelmann und Biberachs Altbürgermeister Hans-Peter Heizmann in Offenburg vertreten, in Wolfach noch Gutachs Bürgermeister Siegfried Eckert. Die Freien Wähler brachten Mühlenbachs Schultes Karl Burger, Haslachs Bürgermeister Heinz Winkler, Hausachs Stadtoberhaupt Manfred Wöhrle und Oberwolfachs Gemeindechef Jürgen Nowak durch.

Die SPD ist künftig im Kinzigtal durch zwei Kreisräte präsent: Ludwig Schütze (Zell/Haslach) und Bernhard Kohmann (Wolfach). Nordrachs FDP-Rathauschef Carsten Erhardt behauptete seinen Sitz über ein Ausgleichsmandat. Ein Grüner holte einen direkten Kreistagssitz in Haslach/Zell: Martin Teufel lag dabei sogar noch vor dem SPD-Kandidaten. Sandra Boser verfehlte im Wahlkreis Wolfach ein Kreistagsmandat mit knapp 1700 Stimmen.