Vorstandswechsel bei der BI Bahn: Für Gerd Kammers (links) und Herbert Walter (rechts) gehören jetzt Dominik Zier (Zweiter von links) und Thomas Weber dem Vorstand an. Foto: Schnabl Foto: Lahrer Zeitung

Bürgerinitiative Bahn: Machbarkeitsstudie hält 230 Stundenkilometer und zwei Gleise für ausreichend

Wer meint, dass der Bundestagsbeschluss, die Güterzuggleise zwischen Riegel und Offenburg an der Autobahn zu bauen, die Existenz der Bürgerinitiative Bahn überflüssig mache, wird enttäuscht. Die BI erklärte, weiter kämpfen zu wollen.

Kenzingen. Ein bahnbrechendes Ziel ist mit dem Bundestagsbeschluss zweifellos erreicht. Damit es nicht einem Pyrrhussieg gleicht, wird das Vorstandteam mit Gerold Bey, Georg Binkert, Stephan Hofstetter, Gerd Kammers, Albrecht Künstle und Herbert Walter ihre Arbeit jedoch mit gleicher akribischer Konsequenz fortsetzen; denn der große Gegenspieler Bahn hat eine neuerliche Debatte zum Rheintalausbau ausgelöst.

Das durchgängige Thema der Hauptversammlung "Wie viele Gleise durch die beiden Städte Herbolzheim und Kenzingen?" griffen alle Redner auf. Von der Sprechergruppe "IG Bohr" betonte Georg Binkert die Notwendigkeit, den viergleisigen Ausbau der Rheintalbahn zwischen Offenburg und Basel mit Bahnvertretern und Politikern fortzusetzen.

Nach wie vor fordert der Verein "Bürgerprotest Bahn" die Rheintalbahn menschengerecht, umweltverträglich und zukunftstauglich am südlichen Oberrhein zu garantieren. Mit der Verlagerung der Gütertrasse an die Autobahn fallen auch die zwei Überwerfungsbauwerke nördlich und südlich der Üsenbergerstadt weg, die ansonsten wie Atommeiler das Landschaftsbild verschandelt hätten, erklärte ein Sprecher des Vereins. Der Güterzuglärm sei durch den Bau der Lärmschutzwände erträglicher geworden.

Doch auf den Erfolgen will man sich nicht ausruhen. Den Güterverkehr aus den Ortschaften zu verbannen, sei das Ziel. Die Autobahntrasse wird gebaut, der geplante Flächenverbrauch für die Landwirtschaft sei jedoch zu groß. Daher fordert "Bürgerprotest Bahn", so nah wie möglich an die bestehende Autobahn zu bauen.

Bei BI Bahn stößt auch die Tatsache auf Unverständnis, dass zwischen Kenzingen und Orschweier die Alttrasse trotzdem vier- statt zweigleisig verlaufen soll. Nötig ist das , so das Argument der Bahn, weil 250 Stundenkilometer als Zielgeschwindigkeit angestrebt werden.

Planungen weiterhin wachsam begleiten

Eine Machbarkeitsstudie wurde für 60 000 Euro in Auftrag gegeben. In dem 42 Seiten großen Gutachten sieht die "EBP-Schweiz" keine Notwendigkeit für ein Maximaltempo. 230 Kilometer pro Stunde genügen, um Anschlüsse an die Schweizerischen Bundesbahnen sicherzustellen. Das gehe aber auf Kosten der zwei weiteren, zwölf Kilometer langen Gleiskörper, die die Bahn zwischen Kenzingen und Orschweier plant.

Diese Planung empfindet die Bürgerinitiative "als Wahnsinn": Für die Investitionssumme von 120 Millionen Euro würden dann auf den neuen Gleisen der Altstrecke zwei Intercity pro Stunde mit einem Zeitgewinn von 18 Sekunden fahren. Und für die geschätzte Bauzeit von sechs Jahren muss ein Schienenersatzverkehr eingerichtet sein, die die Berufspendler und Schüler befördert.

Vernünftiger wäre nach Einschätzung Binkerts, die zwei neu zu errichtenden Gleise auf der bisherigen Rheintalbahn ebenfalls an die Autobahn zu verlegen. "Wir müssen weiterhin den kompletten Planungsprozess kritisch begleiten", forderten Gerold Bey und Stephan Hofstetter. Ständig würden Änderungen vorgebracht und die BI Bahn vor vollendete Tatsachen gestellt, so die Kritik. So strebt die Bahn neu an, das Planfeststellungsverfahren von Alt- und Autobahntrasse zu splitten.

Die Finanzlage des Vereins legte Rechner Gerd Kammers offen. Mit 1300 Mitgliedern ist der Verein zum größten in beiden Städten avanciert.

Um für die Planung in ferner Zukunft (die Gütertrasse soll 2036 fertiggestellt sein, die Antragstrasse erst 2042) auch personell gut gerüstet zu sein, hat sich das Vorstandsteam verjüngt. Für Gerd Kammers und Herbert Walter rücken Thomas Weber und Dominik Zier nach. Die beiden ausgeschiedenen Vorstandsmitglieder sind aber weiterhin im Beirat tätig. Weitere Mitglieder sind bei der BI jederzeit willkommen, betonen die Vorstandsmitglieder.